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Als wir Roemer waren

Als wir Roemer waren

Titel: Als wir Roemer waren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Kneale
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»aber wir müssen im Zentrum wohnen. Wozu ist man sonst in Rom?« Und ich dachte, »wenn wir keine Wohnung finden, müssen wir wohl wieder nach Hause fahren«, ich dachte, »dann kann ich die Klassenarbeiten doch noch mitschreiben«, aber dann dachte ich, »womöglich wird Mum dann wieder traurig, und hier ist sie wenigstens fröhlich«, und ich wusste nicht mehr, was ich denken sollte.
     
    Wie wir am nächsten Morgen gefrühstückt haben, war Chrissie richtig fröhlich, und ich dachte, »das ist gut«, ich dachte, »bestimmt hat es geholfen, dass ich an meine Tischmanieren gedacht und ihr von der Kirmes erzählt hab.« Sie sagte, »ich will euch wirklich nicht von meiner Kirche die Ohren vollquatschen«, aber dann hat sie es doch gemacht, wie wenn sie nicht mehr aufhören kann, es ist einfach so aus ihr rausgesprudelt. Sie hat gesagt, wenn sie nicht mehr weiterweiß, fragt sie Jesus, wie wenn sie ihn auf einem besonderen Telefon anrufen kann, und dann sagt er ihr den Weg. Ich dachte, »das ist interessant«, und hab ihr erzählt, wie wir uns gestern zweimal verlaufen haben,
weil die Straßen im Kreis rum gingen, und dann hab ich ihr erzählt, wie wir in Mums Reiseführer nachgeguckt haben, in dem hinten Stadtpläne drin sind, und dass wir den Weg dann beide Male gefunden haben, ich hab gesagt, »kauf dir doch auch so ein Buch.«
    Chrissie hat gelächelt und mich mit ganz großen Augen angeguckt, das macht sie nämlich manchmal, und dann hat sie zu Mum gesagt, »seid ihr heute Abend zum Essen da? Ihr seid sicher zu müde, ihr seid ja gerade erst angekommen, aber ich hatte mir überlegt, ein paar von meinen neuen Freunden einzuladen, die würden dich zu gern kennenlernen.« Mum sagte, »natürlich Chrissie, ich würde mich freuen«, aber wie wir hinterher mit dem Lift nach unten gefahren sind, hat sie gesagt, »o Gott, hoffentlich will sie uns nicht bekehren«, und sie hat erklärt, was das heißt, nämlich, dass wir mit ihr in die Kirche gehen müssen.
    Mum hat gesagt, wir müssen versuchen, eine Wohnung zu finden, und sie hat eine Zeitung gekauft, die hieß Porta porteesi, und dann sind wir in ein Café gegangen. Wir haben uns alle auf Barhocker gesetzt, sogar Jemima, obwohl ihre Beine meterhoch in der Luft baumelten, und ich dachte, »wetten? Du fällst gleich runter.« Mum hat nämlich gesagt, das ist billiger, wie wenn man sich an einen Tisch setzt. Jemima hatte einen Zuckerstreuer aus Glas, und sie hat den Zucker auf einen kleinen Berg geschüttet, und ich dachte, »das gibt Ärger«, aber Mum hat es gar nicht gesehen, weil sie zu sehr in ihr Porta porteesi vertieft war, sie sagte, »o Gott, Chrissie hat recht. Nicht zu fassen, diese Mieten«, und obwohl ich wusste, dass ich ihr das mit dem Zucker eigentlich sagen muss, hab ich lieber zugeguckt, weil ich sehen wollte, wie hoch der Berg noch wird, und die Klappe gehalten.
    Bald war Jemima mit dem Streuer fertig, der Berg war so hoch, dass ein bisschen was auf den Boden gerieselt ist,
und sie wollte sich den nächsten Streuer nehmen, aber der war zu weit weg, und Mum hat gesagt, »wartet mal, die hier sieht gut aus. Sie kostet zwar immer noch ein ganzes Stück mehr, als ich eigentlich bezahlen wollte, aber es geht noch, sie ist jedenfalls billiger als die anderen, und es wäre fantastisch, in Trastehwere zu wohnen. Die ist bestimmt schon weg.« Und plötzlich hatte sie es sehr eilig, sie ist von ihrem Hocker aufgestanden und hat gesagt, »kommt, Lesongfong, wir rufen da mal an«, und ich dachte, »pass auf, Jemima, gleich kommts«, aber es kam nichts, Mum hat den Berg noch nicht mal bemerkt. Ich glaube, sie war zu aufgeregt wegen der Wohnung, sie hat Jemima von Hocker gehoben, und die hat natürlich auch nichts gesagt, die hat bloß ein bisschen gegrinst, wie wenn sie denkt, »ätsch.« Also sind wir auf die Straße rausgegangen und haben den Berg dagelassen, und jetzt konnte ich es Mum auch nicht mehr erzählen, weil es zu spät war, sie hätte bloß gesagt, »warum hast du mir das nicht vorher gesagt«, und alles wäre meine Schuld. Deswegen hat sie nie was von dem Berg erfahren, was seltsam ist. Manchmal denke ich heute noch daran, und dann werde ich ein bisschen traurig. Dann denke ich, »jetzt ist es zu spät.«
    Wir sind zu einem Telefon auf der Straße gegangen, Mum hat auf Italienisch geredet und total gestrahlt, sie sagte, »wir haben einen Besichtigungstermin, ist das nicht fantastisch? «, und ich dachte, »au ja, das ist gut, wenn wir unsere eigene

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