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Als wir Roemer waren

Als wir Roemer waren

Titel: Als wir Roemer waren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Kneale
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Regal gestellt haben. Chrissie hat uns das Zimmer von Hans gezeigt, wo wir schlafen sollten, wir haben unsere Sachen an der Wand aufgestapelt, und dann hat Chrissie gesagt, »kommt mit in die Küche und leistet mir Gesellschaft.« Sie hat mit den Töpfen geklappert und Gemüse klein geschnitten und gesagt, »heute koche ich euch ein echtes römisches Mittagessen.« Mum hat ihr unsere Neuigkeit erzählt und gesagt, »keine Angst, Chrissie, wir suchen uns eine eigene Bleibe, wir sitzen dir nicht bis zum Sommer auf der Pelle.« Und Chrissie hat gelacht und gesagt, »wenn Hans nicht zurückkommen würde, könntet ihr mir gern bis zum Sommer auf der Pelle sitzen. Ach, Hannah, das ist wirklich toll. Ich freue mich so, dich wieder hier zu haben.«
    Dann hat sie ein nervöses Gesicht gemacht und gesagt, »ich habe übrigens auch eine Neuigkeit. Ich glaube, ich sollte es dir gar nicht erzählen, Hannah, du lachst mich bestimmt aus, garantiert. Ich bin nämlich in die Kirche eingetreten. Jetzt denkst du sicher, wie lächerlich. Ich weiß, ich hätte besser nichts gesagt, aber es ist wirklich wunderbar, es hat mein ganzes Leben verändert.« Mum geht nicht gerne in die Kirche, einmal sind wir alle zusammen hingegangen, weil meine Schule Geburtstag hatte, und sie hat gesagt, der Vikar sieht aus wie ein Frosch, wie wenn er ins Fernsehen will, aber so was hat sie jetzt nicht gesagt, was gut war, sie hat bloß gesagt, »das ist wunderbar, Chrissie. Hauptsache, du bist glücklich.«
    Dann hat Chrissie gesagt, »o Mist, ich hab die Zwiebeln vergessen«, und Mum hat gesagt, »weißt du was, wir holen dir welche.« Also sind wir nach unten gefahren, und wie wir fast bei dem Laden waren, hat Mum ein komisches
leises Geräusch gemacht, wie wenn sie lacht oder niest oder so, und ich hab gesagt, »was hast du, Mum?«, und sie hat gesagt, »nicht zu fassen, dass sie jetzt einen auf Religion macht.« Ich war überrascht, ich sagte, »aber du hast doch gesagt, Hauptsache, sie ist glücklich«, aber Mum sagte, »sie ist nicht glücklich, Lawrence, sie ist ein zutiefst unglücklicher Mensch, deswegen hat sie überhaupt nur mit der Kirche angefangen.«
    Ich dachte, »wie traurig«, ich dachte, »ich kann das Küken echt gut leiden«, und dann dachte ich, »ob man sie wohl mit irgendwas aufmuntern kann?« In dem Laden hab ich eine schöne Plätzchendose mit einem Flugzeug drauf gesehen und gesagt, »sollen wir die für Chrissie als Geschenk mitnehmen?«, aber Mum hat gesagt, »nein, wir kaufen ihr lieber ein schönes Fläschchen Wein«, aber ich fand, das war nicht mal eine halb so gute Idee. Wie wir dann wieder zurück waren und das echte römische Mittagessen gegessen haben, hab ich versucht, mich an alles zu erinnern, wo ich sonst immer nicht dran denke. Meine Tischmanieren. Ich hab mir nicht einfach die Sachen gegriffen, ich hab gefragt, »könntest du mir bitte das Salz rüberreichen«, und wie Chrissie ihr Wasser ausgetrunken hatte, hab ichs bemerkt und gefragt, »möchtest du noch Wasser?« Dann ist mir noch eine Idee gekommen, und ich hab ihr von der Kirmes erzählt, auf der wir waren, ich hab gesagt, »das ist in der Nähe von den Alpen, und da kannst du durch einen total langen Tunnel fahren, da musst du mal hin, Chrissie, da gibts ein Riesenrad und ein Karussell und eine Wurfbude, da kannst du Spaß haben. Wir könnten alle zusammen hinfahren«, und Chrissie hat gesagt, »was für eine nette Idee«, und ich dachte, »das ist gut, das hilft vielleicht.«
    Dann wurde Mum ganz aufgeregt, das konnte ich ihr ansehen, sie sagte, »ich bin überhaupt nicht mehr auf dem Laufenden, was Rom angeht, du musst mir alles erzählen.
Wie sieht es mit Wohnungen aus, gibt es Jobs?« Das hat mir, ehrlich gesagt, nicht so gefallen. In England arbeitet Mum zu Hause, sie liest Bücher und schreibt da was drüber, und ich dachte, »was, wenn sie eine Arbeit findet wie die von Dad, bei der sie auf Geschäftsreise muss? Sie kann uns doch nicht einfach alleine lassen.« Aber dann hab ich gesehen, dass Chrissie nicht grade begeistert geguckt hat, sondern ernst, und ich dachte, »Achtung, Mum, jetzt kommts«, und ich hatte recht. Chrissie sagte, »es ist alles nicht mehr so leicht wie früher, Hannah«, sie sagte, dass es nicht viele Jobs gibt, vor allem für Ausländer, und ich dachte, »super«, und sie sagte, dass die Wohnungen echt teuer sind und dass es billige nur ganz weit draußen gibt, weit weg vom Zentrum. Da ist Mum sauer geworden, und sie hat gesagt,

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