Als wir Roemer waren
und wir haben sie tatsächlich gefunden, sie lagen in der Puppenkiste, weil Jemima sie nämlich gehabt hatte. Echt blöd, die da reinzulegen. Und dann kam der zweite Schritt, nämlich rumfahren und Mums Tasche suchen, sie war in der Post, und Mr. Miller hatte sie für sie aufbewahrt, und Mum hat gesagt, »Seht ihr? Jetzt ist alles wieder gut.«
Jetzt hab ich zu Mum gesagt, »immer schön einen Schritt nach dem anderen. Was ist der erste Schritt, die Besichtigung oder der Pass?« Mum hat mich angeguckt und komisch geblinzelt, aber wenigstens hat sie aufgehört, sich in ihre Haare zu krallen, sie sagte, »ich glaube, der Pass. Man muss hier Papiere haben, sonst kann man gar nichts machen. Es ist sogar verboten, sie können einen dafür ins Gefängnis stecken.« Also hab ich gesagt, »okay, dann gehen wir zur Botschaft. Ist es sehr weit?« Mum hat den Kopf geschüttelt und gesagt, »wir können ein Taxi nehmen«, aber dann ist ihre Stimme plötzlich ganz wackelig geworden, und sie hat gesagt, »aber zuerst müssen wir zur Polizei. Wir brauchen ein Protokoll, und das dauert ewig, so was dauert immer ewig, und auch wenn wir es rechtzeitig bis zur
Botschaft schaffen, verlieren wir die Wohnung, irgendwer schnappt sie uns weg, garantiert, o Gott, so eine gute finden wir vielleicht nie wieder.«
Ich wusste, dass ich mir noch was einfallen lassen muss, und hab gesagt, »wie wärs, wenn wir da anrufen und fragen, ob wir später kommen können?« Ich war mir zwar nicht sicher, ob das echt was nützen würde, weil uns ja immer noch einer zuvorkommen konnte, aber was soll ich sagen? Es hat funktioniert, und das war gut, Mum hat aufgehört, sich zu kratzen, und gesagt, »versuchen können wir es ja mal.« Ihre Telefonkarte hatte sie noch, die war im Geldbeutel, in ihrer Innentasche, und ich dachte, »schade, dass du deinen Pass da nicht auch reingesteckt hast«, und wir haben bei der Wohnung angerufen, und die Leute haben gesagt, »aber natürlich, dann kommen Sie eben heute Nachmittag.« Dann sind wir so schnell gelaufen, wie wir konnten, fast gerannt sind wir, Mum mit Jemima huckepack. Mum hatte recht, auf der Polizei hat es ewig gedauert, ein Polizist mit einer ganz großen Mütze hat alles mit der Schreibmaschine aufgeschrieben. Aber es war nicht zu spät, wir haben ein Taxi genommen und unterwegs an einem Automaten angehalten, wo Mum ein Passbild von sich gemacht hat, und dann sind wir zur Britischen Botschaft gefahren, und sie war noch offen, und Mum sagte, »Gott sei Dank, gerade noch geschafft«, und ich dachte, »hurra.«
Ein ganz furchtbarer Papst hieß Stephan VI., das heißt, er war der sechste Stephan. Stephan war echt sauer auf einen anderen Papst, der Formosus hieß. Der kam vor Stephan, das heißt, er war schon tot, aber Stephan hat ihn trotzdem gehasst, weil ihre Familien tödlich verfeindet waren. Eines Tages sagte Stephan, »Formosus hätte eigentlich kein Papst sein dürfen, er hat das Gesetz gebrochen, deswegen muss er vor Gericht gestellt werden.« Also hat Formosus einen Prozess
bekommen, der berühmt wurde, schrecklich berühmt, und der hieß die Leichensynode.
Sie haben Formosus ausgebuddelt. Weil er schon seit Monaten begraben war, sah er furchtbar aus und hat gestunken, aber das war Stephan egal, seine Diener mussten ihm seine alten Papstklamotten anziehen und ihn auf seinen großen Papststuhl setzen, und dann hat er gesagt, »der Prozess fängt an.« Viele Römer sind gekommen, sie haben ihre besten Sonntagssachen angezogen, bestimmt weil sie Angst hatten, sie hatten Angst, dass Stephan sie alle in die Hölle schickt, weil er ein Freund von Gott war.
Stephan hat Formosus laut angebrüllt und ihn schlimm beleidigt, er hat gesagt, »du bist so böse, du bist so dumm, du hättest gar kein Papst werden dürfen, oder?« Dann sagte er, »komm schon, Formosus, sag was, mach, dass Gott ein Wunder bewirkt.« Aber Formosus hat kein Wort gesagt, weil er ja bloß eine tote Leiche war. Stephan hat sich mächtig gefreut, er hat gesagt, »seht ihr? Er hat verloren.« Und alle Römer haben geschrien, »ja, er ist schuldig.« Da war der Prozess zu Ende, und sie haben Formosus seine Papstklamotten wieder ausgezogen, sie haben ihn von seinem großen Papststuhl runtergeholt, und sie haben ihn in einen großen Sack gesteckt und zum Tiber gebracht. Sie haben ihn hochgehoben und in den Fluss geschmissen, und dann haben alle gejubelt. Die Römer haben nie gesagt, dass es komisch war, eine tote Leiche vor Gericht zu
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