Als wir Roemer waren
wir noch in die Botschaft mussten.« Wir waren spät dran, und das war Jemimas Schuld, weil sie uns im Treppenhaus immer weggelaufen ist, und es gab viele Treppen, weil die Wohnung nämlich im vierten Stock war, sie hat gekichert und ist wieder nach unten gelaufen, bis Mum die Nase voll hatte und sie gesagt hat, »so, jetzt reichts«, und dann hat sie sie einfach getragen, obwohl sie ganz laut geschrien hat, sie will alleine gehen. Ich dachte, »au nein, auch wenn uns keiner die Wohnung weggeschnappt hat, kriegen wir sie bestimmt nicht, weil Jemima so einen Krach macht«, aber dann hat es doch nichts ausgemacht, weil die Wohnung sowieso so schrecklich war.
Der Mann, der die Tür aufgemacht hat, hatte kaum noch Haare, er hatte eine Glatze wie Kaiser Caligula, er war ein hinterlistiger Delphin, und er hat uns alles gezeigt, aber das hat nicht lange gedauert, weil an der Wohnung so wenig dran war, die Zimmer waren winzig, viel kleiner als das Zimmer von Hans. Und sie waren so dreckig, dass Jemima, die inzwischen aufgehört hatte zu schreien, gesagt hat, »es ist nicht schön hier, es riecht so komisch«, und obwohl der hinterlistige Delphin auf Sachen wie einen Schrank oder einen Heizkörper gezeigt hat und Mum auf Italienisch bestimmt erzählt hat, wie toll sie sind, hat Mum bloß geblinzelt und kein Wort gesagt, deswegen wusste ich, sie findet die Wohnung auch nicht schön. Ich dachte, »au nein, jetzt wirds gleich schlimm.«
Ich hatte recht. Wie wir wieder unten waren, hat sie auf den Boden geguckt, und es war, wie wenn sie nicht mehr atmen kann. Sie hat die Augen zugemacht und gesagt, »warum sind wir bloß hierhergekommen? Was für eine dumme Idee von mir. Und was haben wir davon? Nichts als Unkosten
und ein kaputtes Auto.« Jemima hat ein ängstliches Gesicht gemacht, und ich dachte, »von wegen, Mum«, und ich sagte, »aber es ist gut, dass wir hierhergekommen sind, Mum. Ich finde es wirklich schön, das Panteon und die Piatza Nawona und die herrlichen Brunnen.« Ich sagte, »wir finden bestimmt eine schöne Wohnung, Mum, wir müssen bloß noch mal ins Porta porteesi gucken«, aber es war, wie wenn sie mich nicht hört, sie hat bloß gesagt, »ich bin ja so dumm.«
Dann hatte ich eine Idee, ich sagte, »weißt du was? Wir gehen jetzt die Vanhutens besuchen.« Mum sagte, »und wozu soll das gut sein?«, aber ich sagte, »wer weiß? Vielleicht wissen sie eine Wohnung für uns, könnte doch sein«, und obwohl Mum gesagt hat, »aber sie sind doch gerade erst angekommen«, hab ich zu ihr gesagt, »gib mir den Zettel mit ihrer Adresse, gib mir den Reiseführer«, und sie hats gemacht, einfach so, und warum? Ich glaub, weil sie traurig war. Ich hab versucht, die Straße auf dem Stadtplan zu finden, aber es war nicht leicht, ich kenn mich mit Stadtplänen nicht aus, und die Straßen führten alle im Kreis rum, es war ein einziges Durcheinander. Ich dachte, »au nein, was soll ich jetzt machen?«, dann dachte ich, »ich weiß, ich frag jemand nach dem Weg.« Mum stand bloß da, ohne was zu sehen, wie wenn sie schläft oder so, also bin ich in eine Bar gegangen und hab den Mann da gefragt, ich hab ihm den Zettel hingehalten, und er war nett, er hat mit dem Finger gezeigt und auf Italienisch gesprochen. Also hab ich gesagt, »kommt mit«, und ich hab Jemima an der Hand genommen und sie hinter mir hergezogen, und obwohl Mum immer noch nichts gesagt hat, ist sie mitgekommen, und es war echt nicht weit.
Ich dachte, »hoffentlich sind diese Vanhutens zu Hause, sonst weiß ich auch nicht mehr weiter«, aber zum Glück waren sie da. Janice Schnuckelschwein hat sich noch nicht
mal sehr gewundert, uns zu sehen, wie wenn sie uns schon erwartet hat, sie hat bloß gesagt, »so sieht man sich wieder, wie war die Wohnung?« Mum wollte was sagen, aber sie konnte nicht, sie hat sich die Augen zugehalten und angefangen zu weinen. Sie sagte, »o Gott, entschuldigen Sie, Janice, normalerweise passiert mir so etwas nicht, aber es war heute einfach nicht mein Tag«, und ich dachte, »au nein, das ist übel, was macht das Schnuckelschwein jetzt, ob sie uns wegschickt?« Aber da hat sie sich auch nicht drüber gewundert, was komisch war, sie hat bloß gesagt, »schon gut, Hannah, kommen Sie doch erst mal rein.«
Die Wohnung von den Vanhutens war echt riesengroß. Ich dachte, »der hinterlistige Delphin würde hier hundertmal reinpassen«, und sogar Mum hat aufgehört zu weinen und gesagt, »Wahnsinn, das ist ja fantastisch.« Janice hat
Weitere Kostenlose Bücher