Als wir Roemer waren
war, sie hat
gelächelt und gesagt, »im Notfall können wir immer noch für ein, zwei Tage ins Hotel ziehen.« Eigentlich hat Chrissie trauriger ausgesehen als Mum, sie sagte, »es muss doch jemanden geben. Wenn mir bloß jemand einfallen würde«, und Hans hat auch ein trauriges Gesicht gemacht, er stand in der Ecke und hat komisch gegrient, wie wenn er hofft, dass keiner sauer auf ihn ist, und er hat gesagt, »ein Kloster ist billiger als ein Hotel und sehr sauber.«
Dann ist was Komisches passiert. Ich dachte, »jetzt kann ich mich freuen, dass Mum nicht traurig geworden ist«, ich dachte, »jetzt kann ich richtig froh sein«, aber ich konnte nicht, und das war seltsam. Es war genau andersrum. Ich bin plötzlich so stinksauer geworden wie schon ewig nicht mehr, seit ich die Grippe gekriegt hab und Dad heimlich aus Schottland runtergekommen ist, es war, wie wenn ich sauer bin, dass es Mum gutgeht, am liebsten hätte ich sie ganz feste gehauen oder geheult, ich weiß auch nicht, was. Am Ende hab ich gar nichts davon gemacht, ich hab bloß gesagt, »ich will nicht in ein doofes Kloster, ich will nicht bei fremden Leuten wohnen, ich will hierbleiben«, und Jemima, wie ein Papagei, hat gesagt, »ich will auch hierbleiben«, und ich dachte, »au nein, jetzt glauben sie noch, wir sind zwei Heulsusen.« Aber das stimmte gar nicht, alle waren sehr nett. Chrissie hat gesagt, »ach, ihr Ärmsten, wie furchtbar«, und Hans Seehund hat gesagt, »ich frag mal meine Freunde in Pariohle. Ich bin mir sicher, sie haben gesagt, bei ihnen zieht bald jemand aus«, und Mum ist nicht sauer geworden, sie hat gesagt, »keine Bange, Lesongfong, es ist ja nur für ein, zwei Tage.« Das klang schon besser, ich dachte, »na schön, na gut«, und hab eine Scheibe Toast gegessen.
Mum hat in einem Kloster angerufen, und die haben gesagt, ja, sie hätten ein Zimmer. Dann hat Chrissie gesagt, »ihr könnt ruhig einen Teil von euren Sachen hierlassen, dann habt ihr nicht so viel zu schleppen.« Also haben wir
unser Gepäck aufgeteilt in Sachen, die wir mitnehmen, und in Sachen, die wir dalassen, und das waren die meisten. Mum hat gesagt, Tiere sind im Kloster nicht erlaubt, deswegen konnten wir Hermann nicht mitnehmen, er war verboten, wir mussten ihn bei Chrissie lassen, sie sagte, »es tut mir wirklich leid, Lawrence, mein Spatz.« Das hat mir überhaupt nicht gefallen, und ich dachte, »ich will ihn nicht alleine hierlassen«, aber dann hat Chrissie gesagt, »keine Sorge, Lawrence, ich passe gut auf ihn auf. Ich nehme ihn abends mit ins Schlafzimmer, damit er Gesellschaft hat«, und da gings mir besser. Zum Schluss hab ich nur fünf Tim und Struppis mitgenommen, ein paar Hot Wheels, mein Weltraumbuch und die Geile Geschichte, die Franssien mir geschenkt hat. Dann hat sich Jemima aufgeregt, sie hat gesagt, »ich will mein Puppenhaus«, und angefangen zu heulen, deswegen hätte ich fast gesagt, »sei froh, dass du es überhaupt mitnehmen durftest, Jemima. Hättest du es zu Hause gelassen, hätte ich nicht meine Kiste aus dem Auto nehmen müssen.« Aber zum Schluss hab ich gedacht, »dann heult sie bloß noch mehr«, und ich hab gesagt, »wir holen es ja bald wieder ab.«
Wenigstens war es jetzt einfacher, alles in den Lift zu kriegen, weil wir bloß noch zwei Taschen hatten, eine Fahrt genügte. Ich bin ganz schnell zum Taxi gerannt, weil Mum sagt, dass sie einfach wegfahren, wenn man nicht schnell genug einsteigt, ich hab die Tür aufgemacht, damit es nicht wegkann, und wie wir durch Rom gefahren sind, hab ich gedacht, »jetzt gehts mir gut, jetzt gehts mir viel besser.«
Das Kloster war wie ein Hotel, bloß mit Nonnen. Eine stand an der Theke, und sie hatte einen Nonnenhut auf und eine große braune Sonnenbrille mit durchsichtigen Gläsern, so dass ich ihre Augen sehen konnte. Sie hat uns ganz lange angeguckt, wie wenn wir irgendwas Furchtbares an uns haben, etwas ganz Furchtbares, und sie nicht weiß, was,
und wie Mum ihr den Zettel von der Britischen Botschaft gezeigt hat, hat sie viele misstrauische Fragen gestellt, sie war ein böser Panda. Zum Schluss hat sie uns unseren Schlüssel gegeben, und der Fußboden war komisch, da haben unsere Schuhe Töne drauf gemacht, meine haben »quietsch quietsch« gemacht, Mums haben »trappel trappel« gemacht, und Jemimas haben »polter polter polter« gemacht. Unser Zimmer war ganz weiß, und da war nichts drin wie die Betten und ein Jesus an der Wand am Kreuz, der sah so aus, wie wenn er die Augen
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