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Als wir Roemer waren

Als wir Roemer waren

Titel: Als wir Roemer waren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Kneale
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hat ein lustiges Gesicht gemacht und gesagt, »los, Kinder, wir hauen ab.« Sie hat Klaudio und Tschintzia angerufen, und die haben gesagt, »klar, ihr könnt gleich rüberkommen«, und wir haben unsere Taschen genommen, was einfach war, weil wir sie überhaupt noch nicht ausgepackt hatten, und sind einfach gegangen. Mum hatte noch einen bösen Streit mit der fiesen Nonne, Mum hat gesagt, wir müssen weniger zahlen, weil wir nicht die ganze Nacht bleiben, und zum Schluss hat sie gewonnen.
    Wir haben ein Taxi genommen. Unterwegs haben wir bei Chrissie angehalten und Hermann und Jemimas Puppenhaus abgeholt. Mum hat noch schnell ein paar von meinen Tim und Struppis und von Jemimas Puppen in eine Kiste getan, und dann konnten wir sie auch mitnehmen. Danach
ist das Taxi an den ganzen alten römischen Gebäuden vorbeigefahren, die waren jetzt angestrahlt und haben wunderschön ausgesehen, und Mum hat gesagt, »ist das nicht herrlich?« Weil Klaudio in einem Vorort wohnt, war es eine ewig weite Fahrt dahin, ich hab aus dem Fenster geguckt, und die Laternenpfosten sind nur so vorbeigezischt, und plötzlich war ich todmüde, mir kam alles ganz unecht vor, was komisch war. Ich hab zum Himmel raufgeguckt, da war ein großer Stern, und ich dachte, »ich hab keine Angst vor euch, ihr schwarzen Löcher, ich hab keine Angst vor dir, Bootes-Leere, und vor dir schon lange nicht, Großer Attraktor«, ich dachte, »ich fahr mit Mum und Jemima mit einem Taxi in Rom durch die Nacht«, ich dachte, »ist das nicht toll?«
     
    Kaiser Nero war ziemlich dick, er hatte einen Bart und einen ganz kurzen Hals, und deswegen sah er so aus, wie wenn sein Kopf auf seine Schultern draufgesteckt ist. Wie er Kaiser geworden ist, hat er sich gedacht, »ich weiß, was ich jetzt mache, etwas, was ich schon immer machen wollte, ich werde ein berühmter Sänger.«
    Und er hat sofort damit angefangen. Er hat jeden Abend die besten Sänger im alten Rom in seinen Palast eingeladen und für sich singen lassen, damit er ihnen abgucken kann, wie es geht, und er hat die ganze Zeit Singen geübt, er hat keine Äpfel mehr gegessen, weil er gehört hat, Äpfel sind schlecht für die Stimme, und wenn er ins Bett gegangen ist, hat er sich immer eine dicke Eisenplatte auf die Brust gelegt, um seinen Atem zu trainieren.
    Eines Tages hat er beschlossen, »okay, jetzt kann ichs«, und er ist nach Neapel gegangen, in ein großes Theater. Es waren Tausende von Leuten gekommen, und alle haben auf ihn gewartet, und Nero war total nervös, er dachte, »und wenn sie meinen Gesang nicht mögen? Und wenn sie alle
buh schreien?« Er ist auf die Bühne gegangen und hat angefangen, er hat stundenlang gesungen, und keiner hat buh geschrien, immer, wenn er mit einem Lied fertig war, haben alle geklatscht und gejubelt. Nero hat sich total gefreut, er hat gedacht, »hurra, ich bin echt ein guter Sänger.« Dabei stimmte das gar nicht, er war nämlich ein furchtbarer Sänger, er hatte eine schreckliche, heisere Stimme, die keiner hören wollte, sie haben alle bloß geklatscht, weil Neros Diener heimlich zu ihnen gesagt haben, »wenn ihr nicht laut genug klatscht, werdet ihr hingerichtet.«
    Aber Nero wusste das nicht. Er dachte, »jetzt kann ich überall auftreten«, und statt in den Krieg zu ziehen, wie das die Kaiser sonst immer gemacht haben, ist er nach Griechenland gefahren, weil es in Griechenland viele Gesangswettbewerbe gab. Nero hat gefragt, ob er mitmachen kann, und die Griechen haben gesagt, »na klar«, und obwohl er total nervös war, hat er jeden Wettbewerb gewonnen, einen nach dem anderen. Er hat sich total gefreut, er dachte, »ich bin der beste Sänger von der ganzen Welt«, dabei war alles geschummelt, seine Diener haben den anderen Sängern nämlich Geld gegeben, damit sie richtig schlecht singen, und den Preisrichtern haben sie auch Geld gegeben und ihnen gesagt, »wenn ihr Nero nicht gewinnen lasst, werdet ihr hingerichtet.«
    Nero war so glücklich, dass er einen Triumphzug gemacht hat, wie er wieder in Rom war, was komisch war, weil so was sonst bloß die Generäle gemacht haben, wenn sie ein neues Land erobert hatten, und Nero hat natürlich gar nichts erobert, der hat bloß gesungen. Es gab einen großen Umzug, er saß in einer besonderen Kutsche mit großen Schildern, auf denen die ganzen Preise draufstanden, die er gewonnen hat, und die Römer haben am Straßenrand gestanden und gejubelt und gejubelt, und Nero dachte, »die finden mich toll.« Aber das stimmte

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