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Als wir Roemer waren

Als wir Roemer waren

Titel: Als wir Roemer waren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Kneale
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sie plötzlich wieder reinkam, und ich wusste, dass was nicht stimmt, weil sie so ein ängstliches Gesicht gemacht hat. Sie hat bloß »Lawrence« gesagt, aber das war komisch, wir brauchten fast gar nicht mehr reden, es war, wie wenn ich es sowieso schon weiß. Also bin ich hinter ihr her in die Küche, sie hat mir einen Topf auf dem Herd gezeigt, und ich hab sofort gesehen, was da seltsam dran war, ich hab gedacht, »jetzt bin ich auch schon fast so klug wie Mum, ich weiß einfach alles.« Also hab ich mit dem Finger drauf gezeigt und gesagt, »das da?«, und ich hatte recht, Mum hat genickt. In dem Wasser schwammen nämlich kleine weiße Dinger rum, ziemlich dünn und leicht, wie Fäden. Mum hat gesagt, »ich habs vorhin aufgesetzt, weil ich Tee machen wollte, aber dann hab
ich doch keinen gekocht, Gott sei Dank.« Sie hat gesagt, »riech mal«, aber es hat eigentlich nicht viel gerochen, bloß nach Metall. Ich hab gesagt, »dann kommt es also aus dem Hahn.« Ich hab gedacht, »au nein, das ist übel«, und Mum hat gesagt, »Beppo muss ihm gezeigt haben, wo die Leitung ist.« Ich hab gedacht, »ich konnte Beppo noch nie leiden, mit seinem komischen Auto ohne Boden«, ich hab gedacht, »Gott sei Dank, dass Mum den Tee nicht getrunken hat.«
    Mum war ziemlich fertig, kein Wunder, sie hat gesagt, »ich weiß nicht, was wir jetzt machen sollen, wir haben nichts zu trinken, wir können nicht baden, wir können uns noch nicht mal die Hände waschen, weil das Gift sofort durch die Haut geht.« Dann hat sie mich angeguckt und gesagt, »ich weiß wirklich nicht, wie wir hier noch bleiben können, Lawrence, mein Spatz.« Aber ich hab gedacht, »irgendwie muss es einfach gehen«, und ich hab gesagt, »wir dürfen uns von ihm nicht wegjagen lassen«, ich hab gesagt, »keine Bange, Mum, uns fällt schon was ein.« Jemima badet total gerne, deswegen haben wir die Leitung gesucht, durch die das ganze Wasser reinkam, wir mussten die ganze Wohnung absuchen, aber zum Schluss haben wir sie gefunden, sie war im Badezimmer, und wir haben sie abgedreht. Wie Jemima wach geworden ist, hat Mum gesagt, »leider geht das Wasser nicht mehr, Lamikin, deswegen kannst du heute nicht baden«, und dann hat sie den Hahn aufgedreht und ihr gezeigt, dass nichts rauskommt, bloß ein komisches Geräusch, wie wenn es atmet, und obwohl Jemima immer noch geschrien hat, »ich will aber baden, ich will baden«, konnte sie nichts machen.
    Ich hab überall nachgeguckt, aber wir hatten bloß zwei Flaschen Wasser, und eine war auch noch mit Sprudel, was Jemima und ich nicht mögen, weil es in die Nase steigt. Ich hab gedacht, »da kommen wir nicht lange mit aus.« Ich hab versucht, Tim und Struppi zu lesen, Kohle an Bord, aber es
war nicht leicht, weil ich dazwischen immer wieder denken musste, »wir müssen doch irgendwas machen können«, und deswegen hab ich dann immer vergessen, bei welchem Bild ich grade war, ich hab gedacht, »ich muss mir einen Plan ausdenken.« Zuerst hab ich gedacht, »können wir das Wasser nicht noch woanders herkriegen als aus der Leitung?« Aber dann hätten wir ein großes Loch in die Wand machen müssen, und ich wusste auch, das würden wir nie im Leben schaffen, das ging also nicht. Dann hab ich gedacht, »oder Regenwasser?« Ich hab gedacht, »wir können es aus der Dachrinne nehmen«, aber dann hab ich gesehen, dass die Dachrinne ganz hoch war, da kamen wir nicht dran, und sowieso hat es nicht geregnet, es war ein schöner sonniger Tag. Danach hab ich gedacht, »und wenn wir uns Flaschen mit Mineralwasser schicken lassen?«, aber dann hab ich gedacht, »bloß, von wem?«, das ging also auch nicht, weil Dad inzwischen bestimmt alle gegen uns aufgehetzt hatte, und auch wenn sie uns Wasser geschickt hätten, wär es bestimmt vergiftet gewesen. Zum Schluss hab ich dann bloß das sprudelige Wasser in eine Schüssel gekippt und da ein bisschen drin rumgerührt, bis die Blasen weg waren.
    Plötzlich hat Mum mich am Arm gerüttelt, dass ich aufwache, und ich dachte, »au nein, jetzt bin ich schon wieder eingeschlafen.« Ich dachte, »was hat er jetzt schon wieder gemacht?«, aber er hatte gar nichts gemacht, weil Mum nämlich so gelächelt hat wie seit Tagen nicht mehr, das war eine Überraschung, das war gut, das war herrlich. Ich dachte, »was ist jetzt wohl passiert?« Jemima war wach, sie hat mit ihren Tieren gespielt, deswegen mussten wir aufpassen, Mum ist mit mir ans Fenster gegangen und hat auf Dads Haus gezeigt und

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