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Alta moda

Alta moda

Titel: Alta moda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Erfahrung bringen, was sie trieb.
    Eine Viertelstunde später griff er haltsuchend nach dem Bügel über seinem Kopf, während der Jeep mit Lorenzini am Steuer in gefährlicher Schräglage über einen steinigen Treckerpfad schlingerte.
    »Ich konnt’s nicht glauben, als Sie sagten, man bräuchte einen Jeep, um ein Landhaus zu erreichen, das einen Katzensprung vom Stadtzentrum liegt, aber… Teufel auch! Haben Sie sich was getan, Maresciallo?«
    »Nein, nein, alles in Ordnung. Ich bin schon mal hier gewesen. Halten Sie da vorn, sobald Sie wenden können. Und warten Sie auf mich, es dauert nicht lange.«
    Das Krokusbeet war seit seinem letzten Besuch einem Wald aus Florentiner Schwertlilien gewichen, von denen einige schon die blaßblau gefiederten Blütenkelche entfalteten. Sonst hatte sich nichts verändert. Sowie die Hunde kläffend die Ankunft des Jeeps meldeten, kam die Contessa aus der Tür gerauscht, flankiert von Caesar und dem Rudel der Kleinen. Sie trug das altvertraute graue Kostüm und kämmte sich mit den Fingern hastig die zerzausten grauen Haarsträhnen.
    »Ach, Maresciallo, bin ich froh, daß Sie gekommen sind! Und Tessie erst: Sehen Sie nur, was die für Freudensprünge macht! Sie weiß, daß der nette Maresciallo ihrem Frauchen helfen will, nicht wahr? Ja, und ob sie das weiß, mein kleines Herzblatt!«
    Auch wenn sie im Februar bereits auf der Terrasse gesessen hatten, bat die Contessa ihn heute, ungeachtet der frühlingshaften Temperaturen, hinein, weil es, wie sie sagte, nach Regen aussah. Im Salon brannten diverse kleine Tischlampen. Sofas mit geblümten Bezügen waren einladend auf dem Terrakottaboden plaziert, und im Kamin brannte ein Holzfeuer. Sie setzten sich einander vor dem Kamin gegenüber, jeder auf einem Sofa, und während die Hunde nach und nach den freien Platz neben ihnen einnahmen, offenbarte der Maresciallo ihr seine Befürchtungen.
    Leicht war das nicht, denn die Contessa mit ihrem scharfen Verstand konnte er mit keiner erfundenen Geschichte hinters Licht führen – abgesehen davon, daß er es sich gar nicht zugetraut hätte, eine zu erfinden. Nein, er mußte sie mit etwas überzeugen, das nicht direkt gelogen war, aber auch nicht die ganze Wahrheit preisgab. Er wußte nicht, ob es zu einer anteiligen Lösegeldübergabe gekommen war, hielt das aber für unwahrscheinlich. Und wenn er recht hatte, mußte er sie um jeden Preis davon abhalten, nun doch noch zu zahlen.
    »Zusammen mit dem Zeitungsartikel wäre das ihr Todesurteil. Die Entführer wären sicher, daß nichts nachkommt, auch keine einflußreichen Gönner mehr einspringen. Für sie aber wäre es gewissermaßen geschäftsschädigend, die Contessa für einen Betrag so weit unter der geforderten Summe freizulassen. Sie verstehen?«
    »Aber natürlich. Und ich verstehe auch, daß Sie etwas vorhaben, weshalb es plötzlich so wichtig ist, die Zahlung zu verweigern, und daß Sie mir Ihren Plan nicht verraten werden.«
    Der Maresciallo betrachtete die Wand. »Ich kann nicht … ich bin nicht… nur meine Vorgesetzten…«
    »Virgilio Fusarri, der alte Fuchs! Ich mag ihn, aber rumkommandieren kann er mich trotzdem nicht, würde er auch gar nicht wagen. Also, er hat Sie geschickt! Sagen Sie mal, erwecken diese beiden Fotos in der Zeitung nicht den Eindruck, als ob die ›Sprecherin‹ – das Miststück! – ihr Interview tatsächlich auch in Leos und vielleicht sogar in Patricks Namen gegeben hätte?«
    »Was zählt, ist nur die Aussage. Und die würde durch eine Teilzahlung Bestätigung finden. Von wem die Botschaft stammt, das ist denen egal.«
    »Aber Olivia nicht! Oder glauben Sie, die werden ihr die Zeitung nicht zeigen?«
    »Vielleicht tun sie das, wenn sie vorhaben, ihr einen zweiten Zahlungsaufruf zu diktieren, sogar bestimmt.
    Aber glauben Sie nicht, daß die Contessa die Ausdrucksweise, die Argumente ihrer Tochter wiedererkennt?«
    »Ja, natürlich – Caesar, laß den Maresciallo in Ruhe! Du bist zu groß für einen Schoßhund, also runter da! Sie müssen schon entschuldigen, aber er ist ein Rhodesischer Ridgeback, die züchtet man eigens für die Löwenjagd, nur weiß er das nicht. Er hält sich für genauso klein und handlich wie die anderen. Geh runter, Caesar! Also schön, leg dich neben ihn, aber dann gib Ruhe.«
    Der Hund rutschte auf den Sitz neben den Maresciallo, lehnte sich schwer gegen seine Schulter und schlief ein. Er hatte ein beträchtliches Lehngewicht.
    »Sicher wird sie Caterinas giftige Zunge in dem

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