Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)
zufällig die Exfrau des Dramatikers Arthur Miller war, dem man einmal einen Pass wegen » Unterstützung der kommunistischen Bewegung« verweigert hatte.
Mich an Marilyns gute Freundin Katja heranzumachen, mit ihr auszugehen hatte also nur zum Job gehört, als eine Möglichkeit, Marilyn selbst näher zu kommen. Auf die Idee, die Kleine zu heiraten, war ich selbst gekommen, und ich weiß bis heute nicht genau, warum ich es tat. Vielleicht habe ich mich nur gelangweilt dort in der Traumstadt.
Aber ich glaube, es war komplizierter. An Jahren war ich zwar noch jung, erst sechsundzwanzig, aber ich hatte mich mein ganzes Leben lang herumgetrieben. Ich kam als Waise zur Welt, hatte also nie eine Familie– und ich war zu introvertiert für Freunde. Meine Frauen waren entweder Huren oder One-Night-Stands. Katja war der erste Mensch, der mir sagte, dass er mich liebte, und es so meinte. Bei ihr erfuhr ich etwas, das ich nie zuvor erfahren hatte: Wertschätzung dürfte wohl das richtige Wort dafür sein.
Jedenfalls war ich gern mit Katja verheiratet. Wir hatten Spaß zusammen.
Sie hatte eine achtjährige Tochter von einem anderen Mann, der seit Langem von der Bildfläche verschwunden war, und so bildeten wir zusammen diese kleine Familie, nur wir drei, und es gefiel mir irgendwie. Anna Larina– so hieß die Kleine– wäre mit vier Jahren fast an Leukämie gestorben, aber irgendwie besserte sich ihr Zustand wieder, und Katja hat sie ein wenig verzogen deswegen. Sie war aber kein übles Kind. Sie ließ nur niemanden an sich heran.
Katja, ihr Kind und mein » Job« bei dem Studio, wo ich eng mit glamourösen Filmstars verkehrte– das alles war also gut. Aber es war noch nicht das Beste. Der interessanteste und ironischste Dreh bei der ganzen Geschichte war, dass die CIA , die überall in der Filmszene Kommunisten am Werk sah, nicht die leiseste Ahnung hatte, dass Mike O’Malley, ihre Speerspitze in Hollywood, selbst ein Maulwurf für den KGB war.
Warum?, fragst du. Warum war ich ein Maulwurf, der die Geheimnisse seines Landes an den kommunistischen Feind verkaufte?
Nun, es fing mit einer Kleinigkeit an. Ich habe es bei den Pferdewetten übertrieben und stand schwer in der Kreide bei einem Kredithai, der damit drohte, mir die Kniescheiben kaputt zu schießen, wenn ich nicht zahlte. Und etwa zu der Zeit, als ich allmählich verzweifelte, kommt dieser Bursche daher und bietet mir tausend Dollar für den Namen eines Doppelagenten unten in Mexico City. Und der Punkt, den man in diesem Moment nicht kapiert, ist, dass du es immer weiter machen musst, wenn du es erst einmal getan hast, weil du dann kompromittiert bist, es gibt kein Zurück. Und von da an wird das Loch, das du dir selbst gräbst, immer nur tiefer und tiefer.
Ich glaube aber nicht, dass ich mit so etwas wie einem Gewissen zur Welt gekommen bin, denn den Namen dieses Typen in Mexico City zu verraten, zu wissen, dass man ihn töten würde– es hat mir eigentlich nichts ausgemacht. Und die Dinge, die ich nachher tat? Die haben mir auch nicht viel ausgemacht.
Und da ich schon mal beim Beichten bin, sage ich dir noch etwas. Ich habe das Spionage-Spiel geliebt– die Verkleidungen und die Lügen und die Doppelexistenz. Ich habe sogar das Töten gemocht. Es war alles ein Spiel für mich, und ich habe es gern gespielt.
Wir saßen also an einem Abend im Sommer 62 im Brown Derby. Katja, Marilyn und ich.
Marilyn trug das, was sie ihre » Tarnung« nannte, und ich muss zugeben, es war eigentlich keine schlechte Tarnung. Sie hatte ihr platinblondes Haar mit einem Halstuch bedeckt und kein Make-up aufgetragen, und sie wirkte dann auf mich nicht mehr gar so sinnlich mit ihren Sommersprossen und den unscheinbaren braunen Augen. Dazu hatte sie dieses Kleid an, irgendein billiges Ding mit rosa Blümchen darauf. Weiß der Himmel, woher sie es hatte– wahrscheinlich vom Wühltisch im Tiefgeschoss von Macy’s. Bei ihr schmiegte es sich an einigen Stellen trotzdem so sexy an den Körper, dass sie in manchen Bundesstaaten wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses verhaftet worden wäre.
Aber das Beste an ihrer Tarnung, das Geniale daran, wie ich fand, war, wie sie ihren Gang veränderte. Kein Hüftschwung und kein Hinterndrehen mehr– diese Dinge, die hundert Prozent reiner Sex-Appeal waren und Marilyn Monroe pur. Hätte sie sich die Bewegung patentieren lassen können, sie hätte sich verkauft wie der Hula-Hoop-Reifen, und sie hätte auch damit ein Heidengeld verdient.
Und
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