Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]
gegen ein paar Schläger beigestanden.«
»Das stimmt«, sagte Drechsler. »Was wollen Sie von mir?«
»Ein paar Antworten, Herr Drechsler«, sagte Lorenz. »Schauen Sie, wir wissen, dass Ihre Helfer, ebenso wie die Angreifer, Neonazis waren. Und da fragen wir uns natürlich, wie das zusammenpasst.«
Drechsler wurde blass und wich einen Schritt zurück. »Was – was sagen Sie da?«, stammelte er. »Das kann doch gar nicht sein. Was soll das?«
Lorenz grinste still, und Gustav ergriff das Wort: »Diese Frage geben wir gleich an Sie zurück. Kann es sein, dass Sie nicht wissen, mit wem Sie in die Schlacht ziehen? Und möchten Sie das hier auf dem Bürgersteig diskutieren?«
»Nein – nein, kommen Sie rein«, sagte Drechsler und machte den Weg für die drei Freunde frei. Er schloss die Tür hinter ihnen und führte sie die Treppe hinauf und einen Flur entlang bis zu einem kleinen Zimmer. »Entschuldigen Sie bitte«, sagte er. »Ich wohne hier zur Untermiete. Kann mir nichts anderes leisten, bin zurzeit arbeitslos.«
»Das ist doch nichts Ehrenrühriges«, meinte Bärbel. »Wir sind Ihnen sehr dankbar, dass Sie Zeit für uns haben.«
Drechsler schien sich etwas zu entspannen.
Lorenz beschloss, diesen Zustand nicht lange währen zu lassen. »Jaja, sehr freundlich. Und dennoch – was haben Sie mit den Nazis zu schaffen?«
Drechsler versteifte sich und lief nun rot an. »Gar nichts«, fauchte er. »Ich weiß nichts von Nazis.«
»Ach, Drechsler«, sagte Gustav mit gespielt müder Stimme und machte eine abwinkende Handbewegung. »Das ist doch Unsinn. Wir wissen, dass Sie mit den Neonazis in Kontakt stehen. Auf diesem Niveau des sturen Leugnens müssen wir uns doch nun wirklich nicht unterhalten.«
»Was wollen Sie?«, fragte Drechsler und sah die drei scharf an.
»Nur ein paar Informationen – bevor wir zur Polizei gehen und die Ihnen sehr viel unangenehmere Fragen stellen. Das liegt nicht in unserem Interesse. Und auch nicht im Interesse unseres Freundes Jakob Kratz. Sie verstehen?«
Drechsler begann, in dem kleinen Zimmer auf und ab zu gehen. »Was kommen Sie damit denn ausgerechnet zu mir? Der Kratz weiß doch Bescheid. Der kennt doch Korger und Kellermann besser als ich. Fragen Sie doch Ihren Freund!«
Lorenz horchte auf. »Sie sind mir vielleicht ein Vogel. Den Kellermann kann man ja nun nicht fragen, nicht wahr? Und was den anderen angeht ...«
»Ach, lassen Sie mich doch in Ruhe!«, stieß Drechsler nun sehr heftig hervor. »Ich habe Ihnen gar nichts zu sagen! Und jetzt gehen Sie besser, Sie verschwenden nur meine und Ihre Zeit! Mittwochnachmittags habe ich eine Seniorensprechstunde im Rathaus. Da können Sie sich ein Nümmerchen ziehen!«
Er schob die Alten aus dem Zimmer und ließ keinen Zweifel daran, dass das Gespräch beendet war. Die drei gingen die Treppe herunter und verließen eilig das Haus. Nachdem sie einige Schritte gegangen waren, sage Bärbel etwas außer Atem: »Das war ja aufregend. Leider haben wir nicht wirklich etwas erfahren.«
»Da bin ich aber ganz anderer Meinung«, erwiderte Lorenz. »Er hat uns sogar eine richtig heiße Spur gegeben.«
»Was denn für eine Spur?«, fragte Gustav, der wie Bärbel nicht ganz folgen konnte.
»Ach, kommt«, sagte Lorenz. »Ihr seid doch sonst so fix. Habt ihr denn nicht bemerkt? Er nannte einen Namen.«
»Stimmt«, sagte Bärbel. »Er sagte etwas von einem Korger.«
»Genau«, bestätigte auch Gustav. »Das mag eine Spur sein, aber dieser Name sagt mir überhaupt nichts.«
Lorenz grinste. »Querverbindungen, meine lieben Freunde. Querverbindungen. Die Welt ist voll davon. Wisst ihr nicht mehr, was ich euch erzählt habe? Hardering und Friesdorf in Köln? Die haben einen Korger erwähnt, der ihnen als Publizist antisemitischer Artikel aufgefallen war. Oder irre ich mich da?«
»Nein, du erinnerst dich richtig«, meinte Bärbel. »Aber das kann doch eine zufällige Namensgleichheit sein. Wir wissen doch gar nichts über diesen Korger, und es wird bestimmt viele Menschen dieses Namens geben.«
»Das mag sein«, erwiderte Lorenz. »Und dennoch – wir werden das überprüfen. Jetzt setzen wir uns an dieses verdammte Internet und suchen nach diesem Korger.«
»Das kann nicht schaden«, stimmte Gustav zu. »Wozu haben wir diese moderne Technik?«
Bald saßen die drei vor dem Computer in Lorenz’ Zimmer.
»So«, sagte Lorenz, als der Rechner bereit war und er den Internetbrowser gestartet hatte. »Jetzt wollen wir doch mal sehen, was der
Weitere Kostenlose Bücher