Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)
drei Tagen aufgerieben. Die Guerilla-Einheiten der Pans hatten das gesamte Gebiet östlich des Passes der Wölfe besetzt, um keinen einzigen Zynik-Trupp entwischen zu lassen.
Floyd, der Weitwanderer, führte die Offensive an.
Trotz ihrer taktischen Vorteile verlor er bei den Blitzattacken über hundertfünfzig seiner Leute: Jungen und Mädchen aller Altersstufen fielen den Streitkolben, Schwertern und Armbrustbolzen der Zyniks zum Opfer. Die Abwehr der Erwachsenen war gnadenlos.
Floyd ließ jeden ihrer Gefallenen einzeln bestatten und kehrte dann nach Eden zurück, wo ein Großteil ihrer Truppen auf den Einsatz wartete.
Knapp achttausend Kinder und Jugendliche, die ein improvisiertes vierwöchiges Training durchlaufen hatten und in den meisten Fällen über keinerlei Kampferfahrung verfügten. Die Einzigen, die keine Waffen trugen, waren die Kranken und Verletzten, die sich um die Kleinsten kümmerten.
Als Floyd und seine Mannschaft von ihren Erfolgen berichteten, zeigte sich vereinzelt ein hoffnungsvolles Lächeln auf den sonst so ernsten Gesichtern – bis die Pans die Lücken in den Reihen ihrer Kämpfer bemerkten. Der Tod ihrer Freunde machte ihnen endgültig bewusst, was ihnen bevorstand; der Krieg, der ihnen bislang so fern erschienen war, rückte auf einmal in greifbare Nähe.
Pan-Gemeinschaften aus allen Winkeln des Landes waren dem Aufruf Edens und seiner Botschafter gefolgt. Doug kam mit seinem jüngeren Bruder Regie und rund fünfzig Bewohnern der Carmichael-Insel. Von überall strömten sie herbei, mal zu zehnt, mal in Kolonnen von mindestens hundert Mann. Zwei Wochen lang traf jeden Tag neue Verstärkung für den Krieg gegen die Zyniks ein.
So wuchs die Armee von Eden immer weiter an.
Aus den ursprünglich viertausend Mann wurden doppelt so viele.
Zum Glück hatte Malronce ihren Feldzug um zehn Tage verschoben, nachdem ein Sabotageakt im Hafen von Babylon die Mobilmachung verzögert hatte: Dank Ambres Eingriff war ein Großteil der Waffen und Rüstungen unbrauchbar geworden, und das hatte den Pans in Eden wertvolle Zeit verschafft.
Eines Nachts war es so weit: Die Armee der Kinder war aufbruchsbereit.
Die Sonne war noch nicht aufgegangen, und die Ebene rund um Eden lag in tiefer Dunkelheit da. Zelie und Maylis standen vor ihrem Zelt und betrachteten ihr Kriegslager. Hie und da waren Pflöcke in die Erde gerammt, an denen Laternen hingen und ein hoffnungverheißendes Licht verbreiteten.
Nach und nach krochen die Pans aus ihren Zelten, um sich für den großen Tag bereitzumachen.
Zelie verschränkte die Arme vor der Brust.
»Das ist beeindruckend«, sagte sie leise.
»Ich habe auch fast eine Gänsehaut«, pflichtete Maylis ihr bei. »Sechstausend Pans, die sich unter einer Fahne versammelt haben!«
Gut zweitausend Krieger waren bereits für die Operation »Neue Route« abgezogen worden. Zelie und Maylis hatten lange gezögert, eine so große Einheit auf eine Mission zu schicken, die eigentlich nur wenig Aussicht auf Erfolg hatte, doch andererseits konnte gerade dieser Feldzug am Ende den Ausschlag geben. Nach langem Hin und Her hatte der Rat von Eden schließlich ihrem Plan zugestimmt.
»Ich hoffe nur, dass wir Eden eines Tages wiedersehen«, sagte Zelie.
Maylis nahm ihre Schwester sanft bei der Hand.
»Komm, wir holen unsere Waffenröcke. Heute machen wir uns auf, unsere Freiheit zu verteidigen.«
»Wir ziehen in den Krieg«, fügte Zelie hinzu.
Am Abend des dritten Tages, als die Truppen die Ausläufer des Blinden Waldes erreichten, ging ein heftiger Regenguss über die schier endlose Karawane der Pans nieder. An der Spitze ritt die Kavallerie, da sie mit ihren Riesenhunden am schnellsten reagieren konnte, wenn sie aus dem Hinterhalt angegriffen wurden oder Befehle weitergeben mussten. Unter den Kriegern dieser Eliteeinheit befanden sich auch die Dorlando-Schwestern, die das Kommando führten. Zelie und Maylis, die ihre beiden langhaarigen Hunde Mildred und Lancelot getauft hatten, beschlossen nach einer kurzen Beratung mit Tania und Floyd, ein Lager aufzuschlagen.
»Ich weiß nicht, ob es so klug ist, heute Nacht zu rasten«, gab Floyd zu bedenken. »Unsere Späher sind immer noch nicht zurückgekehrt. Vielleicht ist die Dritte Armee schon ganz nah!«
»Mir ist es lieber, wenn wir uns vor dem Regen schützen«, entgegnete Zelie. »Sonst werden unsere Leute noch krank, bevor es überhaupt zum Kampf kommt! Das Risiko müssen wir eingehen.«
Die sechstausend Pans bauten ihre Zelte
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