Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)
Zelie. »So können uns die Zyniks nicht mit brennenden Geschossen angreifen.«
»Vielleicht greifen sie ja gar nicht an«, sagte Tobias. »Vielleicht belagern sie uns so lange, bis wir verhungern.«
»Dafür ist Malronce viel zu ungeduldig«, entgegnete Matt. »Sie werden ihrem Gott beweisen wollen, dass sie bereit sind, ihr Leben zu opfern, um für ihre Sünden von einst zu büßen. Ich frage mich wirklich, warum sie nicht schon längst losgeschlagen haben.«
Tobias stellte sich an ein Fenster und machte in der Ferne die Umrisse der Zeltstadt aus.
»Das werden wir bald herausfinden, wenn du mich fragst.«
Gegen Abend traf das Heer der Mampfer ein. Weniger als einen Kilometer von der Festung entfernt machte es halt und schlug unter der Aufsicht der Zynik-Reiter ebenfalls ein Lager auf.
Auf der anderen Seite der Festung harrte die Zweite Armee immer noch an der gleichen Stelle aus.
Als die Anführer der Mampfer näher an die Mauern heranritten und Pfeile in ihre Richtung sandten, schrie Ross, der Stratege der Pans, zu den Wachen hinüber:
»Haltet sie davon ab!«
»Aber die schießen doch weit an uns vorbei«, sagte ein jüngerer Pan belustigt. »Sollen sie ruhig ihre Munition vergeuden!«
»An den Pfeilen sind Mitteilungen an die Truppen auf der anderen Seite befestigt! Sie versuchen, mit ihnen in Verbindung zu treten, um ihren Schlachtplan auszuarbeiten!«
Sofort schleuderte Melchiot Feuerstrahlen in den Himmel, in denen die mit Botschaften bestückten Pfeile verglühten.
Als drei seiner Blitze die Zyniks erwischten, die sich am weitesten vorgewagt hatten, zogen die anderen sich hastig zurück.
»Wir müssen ab jetzt doppelt wachsam sein«, warnte Ross. »Vor allem nachts werden sie alles daransetzen, mit ihren Verbündeten im Süden Kontakt aufzunehmen.«
»Ich kann den Himmel im Auge behalten«, erbot sich Ben. »Ich sehe gut in der Dunkelheit.«
Ross nickte zustimmend, aber beruhigt wirkte er trotzdem nicht.
»Sie werden es sicher noch auf anderen Wegen probieren …«
»So dick, wie diese Mauern sind, kann man ihnen nur Glück wünschen«, sagte Melchiot. »Und die Steilwände zu beiden Seiten der Festung sind unüberwindlich. Da müssten sie sich schon weit in den Blinden Wald vorwagen, und ich bezweifle, dass sie da heil wieder herauskommen würden.«
Plötzlich hatte Ross den Geistesblitz, nach dem er gesucht hatte.
»Der Fluss! Ich an ihrer Stelle würde versuchen, über den Fluss an der Festung vorbeizukommen!«
»Unmöglich, da ist ein fettes Fallgitter eingebaut.«
»Sie werden ihre Botschaften auf winzige Flöße aus Reisig binden und sie mit der Strömung nach Süden treiben lassen. Wenn die Schiffchen klein genug sind, schwimmen sie zwischen den Gitterstäben durch.«
»Also stellen wir Wachen auf, die den Fluss im Auge behalten?«
»Dazu ist er zu breit, man könnte die Nachrichten leicht übersehen. Nein, wir brauchen eine radikalere Lösung.«
»Ich hätte da eine Idee«, verkündete Melchiot und sprintete davon.
Eine Stunde später beugten sich zwei Mädchen über die Brüstung und konzentrierten sich. Zu ihren Füßen standen mehrere Gefäße mit Leuchtkäfern.
Sie wirkten mit ihrer Alteration auf den Fluss ein, um das Wasser gefrieren zu lassen.
Als sich die Wasseroberfläche auf mehreren hundert Metern in eine dicke Eisschicht verwandelt hatte, fielen beide gleichzeitig in Ohnmacht. Sie hatten ihre Kräfte restlos erschöpft.
»Jetzt sind alle Verbindungswege gekappt«, stellte Ross zufrieden fest. »Wenn die beiden Armeen nicht miteinander kommunizieren können, sind wir im Vorteil.«
Früh am nächsten Morgen begaben sich Matt und Tobias zu Zelie und Maylis auf den höchsten Turm im südlichen Festungsring.
»Ihr wolltet uns sprechen?«, fragte Matt.
Zelie zeigte auf den Horizont.
Die Ebene war schwarz.
Auch von den Hügelketten in der Ferne war nichts mehr zu sehen.
Die gesamte Landschaft war unter Abertausenden von Zyniktruppen verschwunden. Die Soldaten standen so dicht, dass kein einziger Fleck mehr frei blieb.
Hunderte von Streitwagen, Pferde, Bären, riesige Käfige und so viele Lanzen, dass es aussah, als sei über Nacht ein Wald aus schwarzen Schilfrohren emporgewachsen.
»Die Vierte und die Fünfte Armee«, brachte Matt mit erstickter Stimme hervor.
»Sie sind alle da«, sagte Zelie.
»Deswegen haben sie noch gewartet. Jetzt sind sie zahlreich genug, um uns einfach plattzumachen.«
»Aber nicht nur das«, sagte Maylis und reichte ihm das
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