Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)
vermehren kann, nur anders.«
Neil schien nicht überzeugt.
»Hmmm.«
»Aber vielleicht haben die dunkle Materie und der Sturm gar nichts miteinander zu tun, keine Ahnung, das sind alles nur Vermutungen.«
»Auf jeden Fall scheinst du deine Alteration schon bestens im Griff zu haben. Glückwunsch.«
»Ich arbeite daran.«
Neil blickte sie durchdringend an, und dabei wurde ihr ganz unwohl. Ambre packte ihre Sachen zusammen und gesellte sich zu ihren beiden Freunden, die am Bug saßen.
Am Abend ließen sie gerade ein kleines Wäldchen hinter sich, als Tobias auf die Bank neben dem Steuerruder sprang.
»Mein Fernglas!«, schrie er und lief rasch zu seiner Tasche, um das Gerät hervorzuholen. »Ich sehe ihn! Den Turm des Unschuldstrinkers! Wir sind kurz vor Babylon! Hinter diesem großen Hügel! Babylon!«
Die Stadt der Zyniks.
29. Eine Frage des Prinzips …
A mbre erschauerte vor Ekel, als sie die Silhouette von Babylon vor sich sah. Der Turm des Unschuldstrinkers, der über der alten Universität in die Höhe ragte, weckte böse Erinnerungen in ihr.
Die Dschunke näherte sich der Stadtmauer. Links und rechts vom Fluss erhoben sich zwei Türme, und ihre Ankunft war bereits von Soldaten bemerkt worden, die sie von dort oben beobachteten.
Die Hunde lagen vorne, Matt, Chen, Neil und Tobias hatten sich unter der Plane versteckt. Ben und Ambre, die alt genug aussahen, um als jugendliche Überläufer durchgehen zu können, standen neben Horace an Deck. Dessen Gesicht hatte eine verblüffende Verwandlung hinter sich. Seine Haut hatte sich gespannt und einen dünnen Bart zum Vorschein gebracht, die Ränder um seine Augen und seine Stirn hatten sich plötzlich in Falten gelegt, und er probte leise, um eine passende Stimme zu finden. Er sah aus wie dreißig.
Die vier Pans unter der Plane nutzten kleine Risse in dem wasserabweisenden Stoff, um die Umgebung im Auge zu behalten.
Sie erhaschten einen Blick auf das riesige Feldlager, das die Stadt umgab: Hunderte von Zelten und ebenso viele Lagerfeuer, über denen Kochtöpfe hingen, sowie Tausende von Männern, die meisten von ihnen in Zivilkleidung.
Eine von Malronce’ Armeen machte vor den Toren Babylons mobil.
»Das ist gar nicht gut für uns!«, murmelte Chen. »Die Armee ist fast bereit. Sie wird bald losziehen. Die Streitkräfte von Eden werden keine Zeit mehr haben, sich zu sammeln, um ihnen entgegenzutreten!«
Ein Zynik brüllte etwas von einem der beiden Türme herab, als sie durch die Stadtmauer in die Stadt glitten.
»Wir haben euch erwartet!«, rief er. »Legt am östlichen Kai an!«
Horace nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte, rührte das Steuerruder jedoch nicht an.
»Was soll ich tun?«, zischte er.
»Ich glaube, uns bleibt nichts anderes übrig«, antwortete Ben. »Sie werden uns sofort unter Beschuss nehmen, wenn wir nicht anhalten.«
»Sobald wir einen Fuß auf den Kai setzen, fliegen wir auf«, gab Ambre zu bedenken.
»Nein«, meldete sich Tobias dumpf unter der Plane zu Wort. »Nicht, wenn uns ein Zynik hilft! Lasst mich in die Stadt gehen, ich hole uns einen.«
»Man wird dich entdecken!«, erwiderte Ambre.
»Ach was. In Babylon herrscht wegen der Armee da draußen und dem bevorstehenden Krieg bestimmt das totale Chaos. Außerdem bin ich schnell, im schlimmsten Fall hänge ich meine Verfolger im Labyrinth der Gassen ab. Vertrau mir, Ambre, wir waren schon mal hier, ich kenne mich gut aus.«
Ambre seufzte und warf Ben und Horace einen fragenden Blick zu.
Letzterer zuckte die Achseln und sagte:
»Uns bleibt sowieso kein anderer Ausweg.«
»Dann such uns einen etwas abgelegenen Ankerplatz«, kapitulierte Ambre, »damit Tobias unbemerkt an Land gehen kann.«
»Das wird nicht leicht«, meinte Ben, als sie in den Hafen von Babylon einfuhren.
Die Kais waren überfüllt. Die gesamte Flotte der Zyniks lag hier vor Anker, und an den Piers waren lange, nagelneue Transportschiffe vertäut, auf denen zahllose Hafenarbeiter umhereilten und die Last auf Ochsen-, Esels- und Pferdekarren packten.
»Schaut, was sie auf die Wagen laden!«, flüsterte Neil. »Das sind Waffen und Rüstungen!«
»Frisch aus den Schmieden der Königin«, murmelte Matt.
Ambre zeigte auf eine freie Stelle zwischen zwei Schiffen.
»Bring uns dorthin, Horace. Diese beiden Segelschiffe sind groß genug, um uns vor den Blicken der Turmwächter zu schützen. Das gibt Tobias die Gelegenheit, unauffällig in den Straßen zu verschwinden.«
Kaum hatte die kleine
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