ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)
geworfen. Sie hatten sich auf ein Mindestalter geeinigt, um den Jüngeren die Risiken und die körperlichen Anstrengungen zu ersparen. Auch Matts Name war nicht dabei, da Doug meinte, dass er sich noch schonen müsse. Obwohl er sich eigentlich viel besser fühlte, sah Matt ein, dass er das Wagnis noch nicht eingehen konnte. Er würde bis zum nächsten Ausflug warten.
Zehn der zwölf Teilnehmer waren bereits ausgerufen, als Doug den Namen auf dem nächsten Holzschild vorlas, das sein Bruder Regie aus dem Kessel gezogen hatte.
»Nummer elf ist Ambre Caldero.«
Matt zuckte zusammen. Alles, nur das nicht. Nach dem, was er über diese Expeditionen gehört hatte, wollte er auf keinen Fall, dass einer seiner Freunde solche Gefahren auf sich nahm. Aber so sind die Regeln hier. Ich kann nichts dagegen unternehmen. Aber ich kann aufpassen, dass ihr nichts zustößt!
Nach dem Ende der Versammlung ging Matt zu Doug, um ihm mitzuteilen, dass er Ambre bei ihrer Mission begleiten würde.
»Es ist gut, wenn ich bei meinem ersten Ausflug nicht allein bin«, erklärte er. »So sind wir zu zweit, und ich verspreche dir, dass ich mich nicht überanstrengen werde.«
Doug war damit ganz und gar nicht einverstanden, aber als er Matts Entschlossenheit sah, gab er nach.
»Wie du willst«, sagte er gereizt. »Ich kann dich nicht zwingen, hierzubleiben. Aber wenn du meine Meinung hören willst, das ist purer Leichtsinn. Wennschon, dann solltest du mit Sergio mitgehen, der ist kräftig und kann dich beschützen, wenn ihr in Schwierigkeiten geratet.«
Natürlich behielt Matt tunlichst für sich, dass er nur mitwollte, um auf Ambre aufzupassen. Und ihm war klar, dass er ihr auf keinen Fall sagen durfte, was ihn zu diesem Entschluss bewogen hatte. Er kannte sie inzwischen gut genug: Sie würde sich nur unnötig darüber aufregen, dass er sich als ihr Beschützer aufspielen wollte.
»Ich habe mit Doug ausgemacht, dass ich mich dir anschließe«, sagte er ihr. »So lerne ich ein bisschen die Umgebung kennen. Und bei meinem ersten Ausflug ist es gut, wenn ich jemandem dabeihabe, dem ich vertraue.«
Am nächsten Morgen standen die dreizehn Auserwählten auf der Brücke und sahen zu, wie einige Helfer die Baumstämme schoben und dann das Blech über das Loch legten, damit sie die Insel verlassen konnten. Es war noch sehr früh. Nebelschwaden schwebten wie gespenstige Tänzer über dem Fluss. Matt hatte seinen warmen Pullover und seinen knielangen schwarzen Mantel angezogen, denn es war ziemlich kühl. Auch das Schwert hatte er sich wieder umgegürtet. Plusch sah ihn traurig an. Er hatte sich entschieden, sie nicht mitzunehmen, um sie keiner Gefahr auszusetzen. Alle Obstsammler trugen einen großen Weidenkorb.
Am anderen Ufer schlugen sie einen völlig überwucherten Weg ein und liefen etwa zwanzig Minuten lang durch nahezu undurchdringlichen Wald, bevor sie sich in zwei Gruppen aufteilten. Die einen marschierten nach Norden, die anderen gen Süden. Sobald die ersten Obstbäume auftauchten, ging jeder auf eigene Faust los. Matt folgte Ambre und verlor die anderen schnell aus den Augen.
»Warum bildet ihr nicht kleine Gruppen?«, fragte er Ambre.
»Das haben wir am Anfang gemacht, aber dann ist uns aufgefallen, dass dies die Raubtiere anlockt. Und wer sich auf der Flucht verlaufen hat, wurde zu einer leichteren Beute. Jetzt trennen wir uns, um schneller voranzukommen und das Risiko möglichst gering zu halten.«
Der Wald lichtete sich etwas. Das träge Sonnenlicht warf einen warmen Schleier auf Laub und Gras. Matt half Ambre, den Korb mit Pflaumen zu füllen, und sie pflückten einige lilafarbene Beeren, die er nicht kannte. Dann trugen sie ihn zum Weg zurück, wo weitere Körbe standen, manche davon voll, andere leer. Lucy, das Mädchen mit den großen blauen Augen, kam mit einem leeren Korb von der Insel, tauschte ihn gegen einen vollen aus und stapfte wieder zurück. Ambre stellte ihre Ausbeute dazu und nahm sich einen neuen Korb. Das System funktionierte hervorragend: In wenigen Stunden ernteten sie Vorräte für mehr als eine Woche.
»Verstehst du dich gut mit den anderen Mädchen in deinem Haus?«, fragte Matt sie.
»Es geht so. Nicht mit allen, aber das ist ja normal. Gwen, das Mädchen mit dem Stromphänomen, ist echt nett. Trotzdem traue ich mich nicht, ihr zu sagen, dass ihre Haare sich aufstellen, wenn sie schläft. Sie glaubt nämlich, dass sie wieder gesund ist, als wäre das mit den Blitzen eine Krankheit gewesen. Lucy, die
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