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Alterra. Im Reich der Königin

Alterra. Im Reich der Königin

Titel: Alterra. Im Reich der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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er gesucht hatte. Er hatte den Jungen geortet und prägte sich den Weg ein, dem er gefolgt war.
    Andere Gedanken überstürzten sich, aber es gelang ihm noch nicht, sie zu lesen.
    Blondes Haar … dunkelhäutiger Junge … struppiges Tier …
    Ein übermächtiger Blitz stieß den Torvaderon zurück. Plötzlich wurde das Licht des Unterbewusstseins schwächer, und das Bewusstsein des Jungen leuchtete auf.
    Eine schmerzhafte Lichtexplosion blendete die Seele des Torvaderon und sandte sie zurück in den Schacht, zurück in ihre kalte, unwirtliche Welt.
     
    Matt fuhr hoch und schnappte nach Luft. Seine Lungen pfiffen, Schweiß tropfte ihm von den Schläfen.
    Im ersten Augenblick wusste er nicht mehr, wo er war.
    Als ihm wieder einfiel, dass er mitten im Blinden Wald lag, kehrte schlagartig auch die Erinnerung an den Torvaderon zurück, der ihn im Schlaf heimgesucht hatte.
    Diesmal hatte er nicht nur die schwarze Gestalt gesehen, die ihn zischend umringt hatte, er hatte auch seine wahre Natur erkannt: eine Kreatur, die in der Lage war, in seine Seele einzudringen und in seinem Gehirn zu lesen.
    Matt begriff, was soeben geschehen war und was das bedeutete.
    Noch war es dunkel, doch durch die Wipfel hoch über ihm schimmerte ein bläuliches Licht. Bald würde die Sonne aufgehen.
    Dichter Nebel zog eine weiße Wand rund um ihr Lager. Matt war sich nicht sicher, ob er ihn fürchten oder froh sein sollte, weil er ihnen Schutz bot.
    Er rüttelte zuerst Tobias, dann Ambre wach.
    »Er hat uns gefunden!«, flüsterte er.
    »Was? Wer?«, murmelte Tobias verschlafen.
    »Er … Der … Der Torvaderon.«
    Tobias setzte sich sofort auf.
    »Hast du von ihm geträumt?«
    »Ja. Und diesmal war er … irgendwas war anders.«
    »Wie anders?«, wollte Ambre wissen.
    Matt kroch tiefer in seinen Schlafsack und zog ihn bis zum Kinn hoch, um sich vor der morgendlichen Kälte zu schützen.
    »Ich glaube, dass er unvorsichtiger war als sonst, ich … ich kann es nicht erklären, aber es wirkte so, als wollte er sich diesmal keine Zeit lassen, oder vielleicht hatte er Angst, den Kontakt nicht herstellen zu können, und ist deswegen vorgeprescht.«
    »Willst du damit sagen, dass du ihn …
in
dir gespürt hast?«, fragte Ambre.
    »Ja, genau. Tobias, du hattest recht, es gibt einen Zusammenhang zwischen meinen Träumen und dem Torvaderon. Er benutzt sie, um uns aufzuspüren. Er weiß jetzt, wo wir sind. Er kommt näher.«
    Matt runzelte die Stirn.
    »Stimmt was nicht?«, fragte Ambre besorgt.
    »Nein, alles in Ordnung … Es ist nur … Ich glaube, in seiner Eile hat er etwas offen gelassen, ich … Während er mich … durchsucht hat, habe ich auch Dinge in ihm sehen können. Sein Herz, oder das, was seine Seele sein muss, lebt nicht in derselben Welt wie wir, er trägt sie in sich, sein Körper ist ein Gang zu dieser Seele, die er verbirgt. Zu einem Ort … Das … Das ist der pure Horror! So eine Art Fegefeuer, in dem er Leute gefangen halten kann. Sie sind an ihn gekettet, sie dienen ihm, und er ernährt sich von ihnen.«
    »Das alles hat er dich sehen lassen?«, fragte Tobias verwundert.
    »Nein, nicht absichtlich, ich habe sogar das Gefühl, dass er es nicht einmal bemerkt hat. Jedenfalls dürfen wir keine Sekunde länger hier bleiben, wir müssen fliehen, er ist uns auf den Fersen.«
    »Ist er noch weit weg?«, fragte Ambre.
    »Keine Ahnung, vielleicht ein paar Stunden oder einen Tag, ich begreife noch nicht ganz, was ich gerade erlebt habe. Es gab da so eine Art Kabel zwischen uns, über das wir ineinander eintauchen konnten. Ein extrem unangenehmes Gefühl.«
    »Trotzdem würde ich gern mal wissen, was er von dir will«, meinte Tobias.
    »Nichts Gutes, fürchte ich.«
    Matt stand mit grimmiger Miene auf. Er trug nur ein Paar Boxershorts, und Ambre wandte sich ab, bis er in seine Jeans geschlüpft war. Diesmal legte er seine schusssichere Weste aus Kevlar an, bevor er sich seinen Pullover überstreifte. Ambre zog sich in ihrem Schlafsack an, dann aßen sie einige Handvoll Cornflakes zum Frühstück.
    »Langsam hab ich diese ewigen Cornflakes satt«, maulte Tobias. »Sie sind schon voll weich, und außerdem ist das Haltbarkeitsdatum bald überschritten. Hoffentlich werden wir nicht krank davon!«
    »Und das sagst ausgerechnet du?«, meinte Ambre, während sie sich die Haare kämmte. »Normalerweise isst du doch alles, was dir in die Finger kommt.«
    »Ja, aber hier geht es um Cornflakes! Ein ordentliches Frühstück ist

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