Altes Eisen - [Kriminalroman aus der Eifel]
Freude hatte. Am nächsten Tag war er tot. Das ist nicht gut.«
»Das ist wirklich nicht gut, Väterchen«, meinte Slotin. »Wer war der Mann?«
Sorokin schloss die Augen und schüttelte den Kopf. »Ach bitte, Sie wissen, dass ich über den Polen Matuschyk spreche. Sie haben ihn gekannt.«
Der Pate nickte langsam. »Ja, diesen Mann kannte ich. Ein Geschäftspartner. Schade drum, mit Toten kann man keine Geschäfte machen.« Slotin schaute scheinbar bekümmert drein und fügte hinzu: »Bitte entschuldigen Sie diese Ausdrucksweise, ich kannte Matuschyk nicht privat.«
»Schon gut.« Der Mönch winkte ab. »Ich wolle Sie nur wissen lassen, dass meine Mission kein Aufsehen verträgt. Und wenn Menschen getötet werden, mit denen ich spreche, schadet dies meinem Auftrag.«
»Ich verstehe«, entgegnete Slotin. »Ich habe bereits Erkundigungen über diesen Mord eingezogen und werde es weiterhin tun.«
Wieder winkte Sorokin ab. »Bitte, sorgen Sie nur dafür, dass so etwas in meinem Umfeld – sagt man das so? – nicht ein drittes Mal geschieht. Läge das im Bereich Ihrer Möglichkeiten?«
»Ich verspreche Ihnen, ehrwürdiger Vater, alles in meiner Macht Stehende zu tun, um Ihre Mission zu unterstützen.«
Der Mönch stand auf. »Ich danke Ihnen sehr und bete für Sie und für mich, dass Ihre Bemühungen ausreichend sein werden. Gott sieht alles und verzeiht fast alles, aber ich habe auch weniger gnädige Auftraggeber.«
Auch Slotin stand auf. »Das ist mir bewusst, Väterchen. Verlassen Sie sich auf mich. Aber darf ich nochmals bitten, etwas mehr über die Mission zu erfahren? Worum geht es genau?«
»Lieber Slotin, das hatten wir doch schon«, versetzte Sorokin und verbeugte sich. »Höchstens so viel: Es ist sehr heilig, und wie so oft bei den allerheiligsten Dingen klebt teures Blut daran. Und nun – verzeihen Sie meine unhöfliche Eile, es gibt sehr viel zu tun, und meine Zeit ist leider nur allzu knapp bemessen.«
Mit diesen Worten wandte er sich zum Gehen. Rasch hatte er mit raumgreifenden Schritten den Ausgang erreicht und verließ das Zimmer, ohne sich noch einmal umzusehen.
Slotin blickte einige Sekunden gedankenverloren auf die Tür, die sich hinter Sorokin geschlossen hatte. »Der Mann ist mir unheimlich. Und ungeheuer scharfsinnig.«
»Ja«, meinte Paul. »Ich wüsste nur zu gerne, was dieses verdammte geheimnisvolle Artefakt nun wirklich ist. Und woher hat dieser verschlagene Fuchs gewusst, dass ich kein Russisch spreche?«
Slotin lachte laut auf. Dann legte er Paul eine seiner fleischigen Hände auf die Schulter. »Guter Junge. Wenn du auf der Straße ein paar verdächtige Kerle siehst und versuchst sie einzuschätzen, erkennst du da nicht auch sofort die Russen unter ihnen?«
Paul überlegte kurz. Der Pate hatte natürlich recht. Er sah in dessen breites Gesicht, dann fiel er in sein Lachen ein. Das Gelächter der beiden Männer schallte durch den Raum. Paul blickte amüsiert in die listigen Augen Slotins, um die sich eine Menge winziger Falten bildeten und die dem Gesicht des Paten etwas von einem liebenswerten Onkel gaben. Paul fühlte sich entspannt und heiter wie schon lange nicht mehr. In diesem Moment wurde ihm klar, dass dies der gefährlichste Fall seiner bisherigen Laufbahn war.
24. Kapitel
Benny Bethge sah sich suchend um. Er saß an einem Außentisch eines kleinen Nideggener Eiscafés. Alle Tische im Innenraum waren besetzt, denn es wurde mit Einsetzen der Dunkelheit langsam kühl. Der Sommer war wohl doch endgültig vorbei, dachte Benny. Und seine Verabredung schien auch keine rechte Wärme für ihn zu empfinden. Benny sah zum wiederholten Male auf die Uhr. Schon zwanzig Minuten über die Zeit. Der Kellner schlich schon wieder ungeduldig um Bennys Tisch herum. Benny beschloss, seiner Verabredung noch eine Minute zu geben; sonst würde er gehen. Auch diese Minute war schon längst vorbei, als ihn das Trapsen schneller Schritte auf dem Kopfsteinpflaster aufhorchen ließ.
Elena Slotin hüpfte leichtfüßig an Bennys Tisch und setzte sich. »Tut mir leid, bin zu spät, musste erst Papa und Oleg entfliehen. Schön, dass du noch gewartet hast.«
Benny nickte und wusste zunächst nicht, was er sagen sollte. Dann fragte er: »Wer ist Oleg?«
Elena lachte hell auf. »Das ist mein Bodyguard und Papas Fahrer, dämlicher als ein Eimer Kwas, aber er ist ein gutmütiger Kerl.«
Benny grinste. »Dein Alter muss ja 'ne Menge Kohle haben, so mit Fahrer und so. Aber warum lässt er dich abends
Weitere Kostenlose Bücher