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Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde

Titel: Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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fröhlichen Lachen teilhaben, aber bis auf die Händler und eine oder zwei Priesterinnen, die die Alte Sprache sprachen, konnte niemand Marrah verstehen.
    Ab und zu bot sich ihr die Gelegenheit, eine lange Unterhaltung mit Rhom oder seinen Schwestern zu führen, doch da diese nach monatelanger Abwesenheit zu ihren Familien zurückgekehrt waren, hatten sie verständlicherweise andere Dinge zu tun. Shema, die ihre vier Kinder bei ihrer Mutter gelassen hatte, versuchte, die verlorene Zeit wieder aufzuholen; Zastras Partnerin Rusha war schwanger und stand kurz vor der Niederkunft; und was Rhom betraf, so schien er der
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von fast der Hälfte aller Kinder im Dorf zu sein.
    Deshalb war Marrah sowohl erfreut als auch überrascht, als Zastra eines Nachmittags aus eigenem Antrieb zu ihr kam und sich zu einem längeren Gespräch niederließ. Eine Weile unterhielten sie sich über Rushas Schwangerschaft. Rusha war eine eigensinnige Frau, die mit ihrem Bruder und Vater in dem tiefen Wasser jenseits der Brecher auf Fischfang ging. Zastra hatte vergeblich versucht, sie dazu zu überreden, an Land zu bleiben, nachdem sie jetzt im achten Monat war, aber Rusha hatte nur gelacht und erklärt, je dicker der Bauch einer Schwangeren sei, desto besser triebe sie auf dem Wasser. Da Zastra und Rusha sechs Schwangerschaften gemeinsam durchgestanden hatten – jede von ihnen drei –, hätte Zastra wissen müssen, daß ihre Versuche, Rusha zu überzeugen, vergebliche Mühe waren, doch sie fühlte sich dennoch dazu verpflichtet.

»Ich liebe diese Frau wie mein Leben«, knurrte Zastra, »aber sie ist schrecklich unvernünftig.« Seufzend nippte sie an der Fischbrühe, die Marrah ihr angeboten hatte, und versank dann in Schweigen, offenbar ganz mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt. Marrah widerstrebte es, sie zu stören, und so griff sie nach einem Netz und machte sich daran, die zerrissenen Maschen mit einem Stück gedrehter Faser auszubessern. Lange Zeit herrschte Schweigen, das nur vom Geschrei eines Babys und von jemandem, der Fleisch mit einem hölzernen Klopfer bearbeitete, unterbrochen wurde.
    Schließlich sprach Zastra erneut. »Eigentlich bin ich nicht hergekommen, um über mich selbst zu reden; ich bin hier, um über Stavan zu sprechen. Shema meint, du wüßtest, was vorgeht, und Rhom ist der gleichen Meinung, aber ich nicht. ›Laß sie in Ruhe‹, hat Rhom zu mir gesagt, ›die Sache geht dich nichts an.‹ Shema war wie üblich weniger diplomatisch. Sie hat mir erklärt, sie spürte deutlich, daß du kein Interesse an Stavan hättest, und wenn ich ständig meine Nase in anderer Leute Liebesleben steckte, würde ich es wahrscheinlich eines Tages bereuen, aber es macht mir nun einmal Spaß, Leute miteinander zu verkuppeln. Ich kann nichts dafür. Ich selbst fühle mich zwar nicht sonderlich zu Männern hingezogen, aber ich kann es auch nicht mitansehen, wenn einer verkümmert. Hast du gewußt, daß Stavan fast jeden Abend, nachdem du und Arang zu Bett gegangen seid, zum Strand hinunterschleicht und stundenlang dort hockt, um aufs Meer hinauszustarren und vor sich hin zu grübeln wie ein Dreizehnjähriger, der noch nie ein Mädchen hatte? Nun, du und ich wissen, daß es viele Frauen in diesem Dorf gibt, die keinen Partner haben und mehr als glücclich sein würden, ihn in ihr Bett zu nehmen, auch wenn er ein bißchen merkwürdig aussieht, deshalb fragen sich die Leute natürlich, warum er mit keiner von ihnen die Lust teilt. ›Wahrscheinlich liebt er Männer‹, hat Shema gemeint, ›und zur Zeit gibt es in Lezentka keine alleinstehenden Männer, die Männer bevorzugen‹, aber ich glaube nicht, daß es so ist. Ich glaube eher, Stavan will dich, Marrah, und du weißt es nur nicht.«
    Marrah hatte das Fischernetz in ihren Schoß sinken lassen und starrte Zastra mit einem seltsamen Gesichtsausdruck an. Plötzlich fügten sich alle möglichen Dinge zu einem Bild zusammen: die Art, wie Stavan gezittert hatte, als er in der Höhle von Nar ihre Hand hielt, seine Angewohnheit, fast immer hastig wegzuschauen, wenn sie ihn ansah, die verstohlenen Blicke, die er ihr manchmal zuwarf, wenn er glaubte, sie merkte nichts davon.
    »Na ?« Zastra trank einen Schluck Brühe. »Habe ich recht ?«
    Schweigend griff Marrah nach dem Netz und fuhr fort, es zu flicken. Ihre Hand war ruhig, aber ihre Gedanken rasten, während sie die Beweise zusammenzutragen versuchte, um zu sehen, ob sie irgendeinen Sinn ergaben. »Du hast insofern recht, als ich

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