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Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde

Titel: Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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ihn.
    »Weil es dann keinen Grund für dich gäbe, traurig zu sein, richtig?« Falls dies die Antwort war, so war er anscheinend nicht bereit, es ihr zu sagen. Er stand so reglos da, als wäre er zu einer Salzsäule erstarrt.
    Ich glaube, jetzt verstehe ich endlich, dachte Marrah. Zastra hat sich geirrt. Er denkt überhaupt nicht an mich, sondern er grübelt über dieses lächerliche Versprechen nach, das er mir in Xori gegeben hat, und wünscht sich, er hätte mir niemals Treue geschworen. Ich hätte eigentlich darauf kommen müssen, daß es etwas mit dieser komischen Sache zu tun hat, die er »Ehre« nennt. Große Göttin, die Denkweise dieses Mannes ist wirklich sonderbar, aber nachdem ich jetzt endlich weiß, was ihm Kummer macht, kann ich zumindest versuchen, etwas dagegen zu unternehmen.
    Sie gingen schweigend ein paar Schritte weiter. »Hör zu, Stavan.« Marrah entschied, daß es das beste war, so direkt wie möglich zu sein. »Ich wüßte keinen speziellen Grund, warum du weiterhin an das Versprechen gebunden sein solltest, das du mir gemacht hast. Ich weiß es natürlich zu schätzen, und ich weiß auch, wie ernst du deinen Schwur genommen hast, aber nachdem wir jetzt das Löwenland hinter uns haben, glaube ich nicht, daß Arang und ich noch weiter deinen Schutz benötigen. Was ich damit zu sagen versuche, ist, daß der gefährlichste Teil der Reise vorbei ist, deshalb gibt es für dich wirklich keinen Anlaß mehr, mich weiter als deinen Häuptling zu betrachten. Um die Wahrheit zu sagen, ich bin mir noch nicht einmal sicher, was ein Häuptling ist. Ich weiß nur, daß es dich unglücklich macht, wenn du mich als deinen Häuptling siehst. Also, warum vergessen wir das Ganze nicht einfach ?«
    »Willst du damit sagen, du entbindest mich von meinem Schwur ?«
    »Ja, von jetzt ab bist du mir und Arang nichts mehr schuldig. Ehrlich gesagt, ich möchte gerne, daß du mit uns nach Shara kommst, aber wenn du nicht willst, verstehe ich das natürlich.«
    »Aber das ist unmöglich! «
    Marrah seufzte. Bei Stavan war nichts jemals einfach. »Was ist unmöglich ?«
    Hastig und mit wachsender Erregung erklärte er ihr, daß niemand einen Krieger von seinem Treueschwur entbinden könnte, es sei denn, er wäre ein Priester von Gott Han. Sie wäre sein Häuptling, und sie würde sein Häuptling bleiben, bis er entweder sein Leben zurückgewänne, indem er ihres rettete, oder bei dem Versuch sterben würde, und es gäbe nichts, was sie dagegen tun konnten. Sie habe das Recht, über ihn zu gebieten, und er würde ihr in allem gehorchen, außer in diesem Punkt.
    »Große Göttin!« rief Marrah frustriert. »Was für ein Durcheinander!« Sie setzte sich auf einen Felsen, und Stavan hockte sich neben sie, und beide starrten düster auf die Wellen. Plötzlich schoß Marrah eine Idee durch den Kapf. »Du sagst, du wirst mir in allem anderen gehorchen ?« Stavan nickte. »Na schön, dann befehle ich dir hiermit als dein Häuptling – ein Titel, den ich anscheinend nicht mehr loswerde –, daß du von jetzt ab aufhörst, mich wie deinen Häuptling zu behandeln, und anfängst, mich wie ... na ja, als die zu behandeln, die ich bin. Du kannst Arang und mich weiterhin beschützen, wenn du willst, vorausgesetzt, es wird jemals wieder nötig sein, aber ansonsten möchte ich, daß du dich benimmst, als hättest du diesen Schwur niemals abgelegt.«
    Stavan wurde sehr still, so still, daß sie sich schon fragte, ob sie es geschafft hatte, ihn wieder einmal zu beleidigen. »Weißt du, was du da sagst?« fragte er schließlich.
    »Wahrscheinlich nicht, aber das ist es, was ich dir befehle, also mußt du es tun, richtig ?« Sie hielt inne, weil sie annahm, er würde etwas darauf antworten, aber das einzige Geräusch war das Rauschen der Brandung, die an den Strand schlug. Allmählich begann ihr sein Schweigen auf die Nerven zu gehen. »Wie behandelt ein Hansi-Krieger eigentlich seinen früheren Häuptling? Ich frage nur so, aus reiner Neugier.«
    »Wenn es eine Frau ist«, erwiderte Stavan langsam, »dann behandelt er sie wie eine Frau. Nämlich so.« Plötzlich, bevor sie begriff, was geschah, nahm er sie in seine Arme und küßte sie. Marrah war so verdutzt, daß sie nicht die Geistesgegenwart hatte, sich zu befreien. Von ihm geküßt zu werden war, als würde man von einer Woge wilder Emotionen mitgerissen: heiß, stürmisch, leidenschaftlich und ein klein wenig beängstigend. Er küßte wie ein Mann, der daran gewöhnt war, sich zu

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