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Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde

Titel: Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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weiß nur nicht, wie. Ich weiß noch nicht einmal, ob die Leute deines Volks heiraten. Ich weiß nur, daß ich dich nicht kaufen kann, so wie ich im Grasmeer eine Ehefrau kaufen könnte. Und selbst wenn ich dich kaufen könnte, würde ich es nicht wollen. Ich werde nicht eher glücklich sein, als bis du aus eigenem Willen zu mir kommst. Aber am sehnlichsten wünsche ich mir, daß du mir versprichst, niemals mehr mit einem anderen Mann die Lust zu teilen, solange du lebst.«
    Sie hatte nur eine ganz vage Vorstellung von dem, was er mit »Ehefrau« und »Heirat« meinte, und was das Versprechen betraf, nie wieder mit einem anderen Mann die Lust zu teilen ... wenn die Göttin zwei Menschen bei einem Fest zusammenführte, dann erwartete man von ihnen, daß sie sich vereinigten, um gemeinsam das Leben zu feiern. Sie kam zu dem Schluß, daß Stavan offensichtlich nicht verstanden hatte, worum es bei dem Schlangentanz ging.
    »Der Tanz ist heilig«, erklärte sie. »Ich dachte, du hättest das verstanden. Wenn ich in der Schlange getanzt habe, dann nicht deshalb, weil ich nach einem neuen Liebhaber Ausschau gehalten hätte. Ich liebe dich ebensosehr, wie du mich liebst, aber ich bin Priesterin, und Lust mit Fremden zu teilen ist eine von den vielen Arten, wie mein Volk die Göttin verehrt. Wir tun es nicht oft –einmal im Jahr vielleicht –, aber wir tun es mit Ehrfurcht. Wenn wir tanzen und singen und Liebe machen, kommt ihr Geist über uns und läßt uns zu einem einzigen Wesen verschmelzen. Nicht nur untereinander, sondern mit allem auf Erden: mit den Tieren, den Bäumen, mit unseren Vorfahren, den –«
    Stavan fiel ihr ungeduldig ins Wort. »Und wenn du es tust, verletzt es mich mehr, als ich mit Worten ausdrücken kann!«
    »Aber warum? Warum sollte ein so schöner Brauch dich verletzen?«
    »Weil es in meinem Land üblich ist, daß Frauen nur einen Mann haben.«
    »Das mag ja sein, aber du selbst hast mir oft genug erzählt, daß eure Männer viele Frauen haben.«
    »Das ist etwas anderes.«
    »Wieso ist das etwas anderes? Wenn ein Hansi-Mann all jene Ehefrauen und Konkubinen haben kann, warum kann eine Frau dann nicht mit so vielen Männern die Lust teilen, wie sie will?«
    »Frauen sind anders als Männer. Sie haben nicht die gleichen Gefühle bei der Lust.«
    »Bei uns schon.« Allmählich wurde Marrah wütend. Manchmal schien es, als täte sie nichts anderes, als ihm zu erklären, wie sich ihre Welt von seiner unterschied.
    »Marrah, ich bitte dich, dies zu deinem eigenen Besten zu tun. Du wirst glücklicher als meine Ehefrau sein, das verspreche ich dir, Jeder weiß, daß eine anständige Frau wirklich nicht mehr als einen Liebhaber will, und ich würde dir ein guter Ehemann sein.«
    »Stavan, mach die Augen auf und schau dich um. Was glaubst du, was dort vor sich geht?« Sie zeigte in Richtung der Trommeln. »Glaubst du, die Männer auf dieser Insel locken die Frauen mit irgendwelchen Tricks in die Liebeshäuser? In alten Zeiten waren es nur die Frauen, die das Recht hatten, die Männer aufzufordern, ihnen aus der Schlange zu folgen. Dann entschieden die Priesterinnen-Königinnen in ihrer Weisheit, daß alle das gleiche Recht haben sollten, und so halten wir es seitdem. Wenn du willst, daß ich für den Rest meines Lebens mit keinem anderen Mann mehr die Lust teile, dann erwarte ich zumindest von dir, daß du mir anbietest, alle anderen Frauen aufzugeben.«
    Stavan verschränkte die Arme vor der Brust und blickte sie störrisch an. »Das wäre unmännlich.«
    Ihr Gespräch führte eindeutig zu nichts. Kopfschüttelnd wandte Marrah sich ab und ging zu dem Brunnen, um Wasser zu trinken. Als sie zurückkam, saß Stavan immer noch dort, wo sie ihn zurückgelassen hatte. Sie sprach freundlich, aber energisch. »Ich weiß, du bist unglücklich, und es tut mir leid, daß ich etwas getan habe, was dir Schmerz bereitet, aber ich kann nicht das werden, was du ›Ehefrau‹ nennst. Ich bin viel zu jung, um mir schon einen ständigen Partner zuzulegen, und ehrlich gesagt, es erscheint mir nicht gerecht, daß Hansi-Männer so viele Frauen haben sollten, während man von Frauen erwartet, daß sie nur mit einem Mann die Lust teilen. Sicherlich kann es nicht wirklich so zugehen; sicherlich müssen selbst ›Ehefrauen‹ bei mehr als einem Mann liegen, bevor sie sich einen ›Ehemann‹ aussuchen. Wie sollten sie sonst wissen, ob es der richtige Partner ist? Sie hätten niemanden, mit dem sie ihn vergleichen

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