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Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde

Titel: Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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zu machen, die du eines Tages bereuen könntest.« Sie verteilte ein paar zerschnittene Oliven und etwas Käse auf einer Scheibe Brot und bot es Marrah an. Marrah nahm das Essen mit einer dankenden Geste an. Irgendwo in der Ferne dröhnten noch immer die Trommeln des Schlangentanzes.
    »Natürlich«, meinte Desta lächelnd und biß von ihrem Brot ab, »bist du eine erwachsene Frau, deshalb liegt die Entscheidung ganz bei dir. Wir erteilen nur Ratschläge.«
    »Niemals Befehle«, fügte Olva hinzu.
    »Aber, liebe Mütter, sagt mir bitte eines: Habt ihr schon jemals zuvor so etwas gehört? Stavan möchte, daß ich alle anderen Männer aufgebe, für immer, selbst zu Festzeiten.«
    Desta und Olva tauschten einen amüsierten Blick. »Ich habe von solchen Dingen gehört«, erklärte Olva und trank einen Schluck Wein. »Ich bin alt genug, um so ziemlich alles erlebt zu haben. Aber derart extreme Eifersucht ist in der Tat selten.«
    Desta nickte. »Wirklich selten. Wie du weißt, versprechen Partner einander oft, mit keinem anderen die Lust zu teilen, aber das Versprechen gilt natürlich nicht für Zeremonien wie den Schlangentanz. Und dann gibt es noch jene, die es aus dem einen oder anderen Grund vollkommen aufgegeben haben, die Lust mit jemandem zu teilen, wie zum Beispiel die Priesterinnen von Nar, die die Göttin Erde als ihre Geliebte betrachten, oder auch jene Männer und Frauen, die keine Begierde fühlen. Die Göttin erschafft schließlich viele verschiedene Arten von Menschen. Aber was dein Liebhaber von dir verlangt, ist ungewöhnlich.«
    »Und es hat einige besorgniserregende Konsequenzen«, fügte Olva hinzu. »Wenn du die Art von Schwur ablegst, die er von dir verlangt, wirst du dir von ihm helfen lassen müssen, deine Kinder zu zeugen. Du würdest sogar
alle
deine Kinder von ein und demselben Mann empfangen müssen, und vielleicht würde er sogar darauf bestehen, ihr Aita zu sein! «
    »Andererseits«, hielt Desta dagegen, »kannst du ihn nicht weiter leiden lassen. Jemanden zu verletzen, mit dem du die Lust teilst, ist eines der schlimmsten Dinge, die du tun kannst, deshalb mußt du eine Wahl treffen. Entweder du tust, worum er dich bittet, und versprichst ihm, nur noch mit ihm Liebe zu machen, bis du so alt bist, daß dich die Lust nicht länger interessiert«, sie schmunzelte, »was wahrscheinlich erst passieren wird, wenn du neunzig bist, weil du wie die Art von Frau aussiehst, die die Göttin mit ihrem Körper preisen wird, solange sie kann, oder ...« Sie hielt inne.
    »Oder ich höre vollkommen auf, die Lust mit ihm zu teilen«, sagte Marrah düster.
    Desta und Olva lachten. »Mein liebes Mädchen«, meinte Desta, »wer hat denn irgend etwas in der Art vorgeschlagen? Olva und ich brauchen dich nur anzusehen, um zu wissen, daß du deinen sonderbaren, häßlichen Liebhaber ebensowenig aufgeben könntest wie ein Schmetterling die Blumen. Nein, hör nicht auf, die Lust mit ihm zu teilen; schließe einen Kompromiß. Leg ein Sommergelöbnis ab.«
    »Genau das denke ich auch.« Olva nickte. Sie reichte Marrah noch ein Stück Brot und bedeutete ihr mit einer Handbewegung, sich von dem Wein zu bedienen. »Man könnte sagen, die Göttin in ihrer Weisheit hat Sommergelöbnisse für genau diese Gelegenheiten gemacht.«
    »Aber was ist ein Sommergelöbnis? « Marrah blickte von einer Königin zur anderen.
    Sie schienen überrascht. »Ihr kennt keine Sommergelöbnisse im Westen jenseits des Westens ?« Marrah schüttelte den Kopf. »Wie merkwürdig.«
    »Nun, hier auf Gira haben wir sie«, erklärte Olva. »Weißt du, dein junger Mann ist nicht der erste, der unter Eifersucht leidet, wenn die Trommeln des Schlangenfests zu dröhnen beginnen.« Sie seufzte. »Ach ja, junge Männer, wie süß sie sind und wie unpraktisch.«
    »Junge Frauen aber auch«, hielt Desta dagegen.
    »Ja«, stimmte Olva zu, »junge Frauen auch, sicherlich. Aber meiner Erfahrung nach sind es hauptsächlich die jungen Männer, die die Träumer sind. Sie bilden sich ein, sie würden bis in alle Ewigkeit dieselbe Frau lieben. Manchmal ist es durchaus so, wie ich zugeben muß. Aber meistens entwickeln beide Partner neue Interessen, was der Grund dafür ist, warum die Leute gewöhnlich warten, bis sie – wie soll ich es ausdrücken? « Sie blickte Marrah nachdenklich an, wollte sie offensichtlich nicht kränken. »Nun ja, bis sie alt genug sind, um ihre eigenen Vorlieben zu kennen. Und in der Zwischenzeit gibt es Sommergelöbnisse, um die Leiden der

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