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Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde

Titel: Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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morgen um diese Zeit noch am Leben seid, vergiß Folgendes nicht: Von jetzt ab ist er Achans Sohn, und er ist zehn Jahre alt, nicht zwölf. Achan hat ihm den Ohrring geschenkt, als er ihn als seinen Erben anerkannt hat. Und was dich betrifft, du bist nicht die Schwester deines Bruders, sondern seine Tante. Achan mußte eine Jungfrau geheiratet haben, also kannst du nichts anderes als eine Tante sein. Du hast dein Armband ebenfalls von Achan bekommen. Er schenkte es deiner Schwester an ihrem Hochzeitstag, aber als das arme Ding im Kindbett starb, zog er es von ihrem Arm und streifte es dir über, zum Zeichen, daß du die Seeshma des Jungen sein solltest – eine Art Stiefmutter und Amme –, eine sehr geachtete Stellung für eine Frau nach Auffassung der Hansi. Und jetzt wiederhole, was ich gesagt habe, Wort für Wort.«
    Marrah tat, wie ihr geheißen. Als sie fertig war, nickte Dalish. »Gut. Und nun vergiß alles andere. Was du gerade gesagt hast, ist keine Lüge; es ist die Wahrheit. Eine andere Geschichte gibt es nicht. Du lebst vielleicht für den Rest deines Lebens bei den Hansi, aber ganz gleich, wie einsam du dich fühlst oder wie sehr du in Versuchung bist, irgendeiner Schwester aus dem Süden zu erzählen, wer du wirklich bist oder wie du wirklich zu diesem Armband gekommen bist – tu es nicht. Nicht alle Frauen, die einst die Göttin angebetet haben, hassen diese Bastarde so abgrundtief wie ich. Aber sag mir eins, nur um meine Neugier zu befriedigen: Wie ist dein Liebhaber an dieses Armband gekommen? Hat er Achan getötet?«
    »Nein.« Marrah schüttelte den Kopf. »Er hat es ihm vom Arm gezogen, bevor er ihn ins Grab legte. Achan war sein Bruder.« Sie brach abrupt ab und blickte ängstlich in Dalishs Gesicht, die totenbleich unter ihrer Bemalung geworden war.
    »Hieß dein Liebhaber Stavan ?« flüsterte Dalish so leise, daß ihre Stimme kaum mehr als ein Atemhauch war, und als Marrah ihr mit einer verblüfften Geste zu verstehen gab, daß es so war, packte Dalish ihr Handgelenk. »Du darfst es niemals jemandem erzählen, niemals! Ich wünschte, ich hätte es nicht gehört. Du weißt es natürlich nicht, oder? Nein, du kannst es unmöglich wissen. Dieser Liebhaber von dir, dieser Stavan, kehrte vor ein oder zwei Jahren zum Großen Häuptling zurück, um ihm zu sagen, daß Achan tot war, aber er benahm sich so seltsam, daß Zuhan entschied, er müsse verhext sein. Changar, der Wahrsager, zog die Sterne zu Rate und verkündete, daß Zuhan recht hätte: Eine wunderschöne Hexe hatte Stavan in ihren Bann gezogen, während er im Westen war. Große Göttin, Mädchen, begreifst du denn nicht? Du bist diese Hexe! Sie würden dir die Eingeweide herausschneiden, wenn sie herausfänden, daß du diesen Stavan auch nur gekannt hast! «
    Plötzlich trat der narbengesichtige Krieger auf Dalish zu und sagte etwas zu ihr. Er wies auf ihre Hand, die Marrahs Handgelenk berührte, und Dalish zog sie langsam zurück. Sie sagte etwas zu ihm und wandte sich dann wieder an Marrah. »Slehan der Scheißgesichtige hat mich gerade getadelt, ich sei zu freundlich zu dir. Ich habe ihm erklärt, ich hätte mich zu einer so unpassenden Geste hinreißen lassen, als ich aus deinem eigenen Mund hörte, daß dein Bruder tatsächlich der einzige legitime Sohn des großen Helden Achan ist. Ich habe ihm auch erklärt, ich hätte mich geirrt, als ich sagte, du wärst aus Xori. Tatsächlich stammst du aus einem kleinen Dorf namens Shorni, ganz in der Nähe von meinem Heimatdorf, was es einleuchtend erscheinen läßt, daß Achan das Bett deiner Schwester geteilt haben könnte. Übrigens, es besteht keine Gefahr, daß dir jemals irgend jemand aus Shorni über den Weg läuft. Ein solcher Ort hat nie existiert.«
    Sie erhob sich und bedeutete Marrah, ebenfalls aufzustehen. »Ich werde diese beiden jetzt mit einer Schönheit und Kunstfertigkeit belügen, daß du vor Rührung weinen würdest, wenn du meine Worte verstehen könntest. Es ist das einzige Talent, das ich habe. Wer weiß, wenn ich bei meinen eigenen Volk aufgewachsen wäre, wäre ich vielleicht eine große Liederkomponistin geworden.« Sie lächelte wehmütig. »Also, Marrah aus Shorni, zieh dieses Leinenhandtuch über dein Gesicht und halte den Kopf gesenkt. Sie mögen eine Frau gern demütig. Es bringt das wenige in ihnen zum Vorschein, was an Gutem in ihnen steckt.«
    Sie warf einen Blick auf Akoah, die immer noch an der Stelle saß, wo sie gestürzt war. »Und was deine Freundin

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