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Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde

Titel: Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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Sklavinnen zum Absitzen, indem sie sie unsanft mit dem stumpfen Ende ihrer Speere anstießen und Befehle brüllten, die Dalish übersetzte. Sie trieben die Frauen zusammen, als wären sie eine kleine Viehherde, und marschierten mit ihnen davon. Dann befahlen sie Marrah und Dalish, von ihren Pferden zu steigen. Ihre Füße hatten noch kaum den Boden berührt, als Dalish angewiesen wurde, sofort zu Zuhans Zelt zu gehen, während Marrah an drei stämmige, mittelalterliche Frauen weitergegeben wurde, die ihr mit Handzeichen bedeuteten, ihnen zu folgen.
    Die Frauen waren groß, und Marrah war sich nicht sicher, ob sie die Art mochte, wie sie sie beäugten. Sie hatte diesen Ausdruck auf den Nomadengesichtern inzwischen schon häufiger gesehen, und er bedeutete fast immer Ärger. Sie wandte sich an Dalish. »Was glaubst du, was sie mit mir vorhaben?«
    »Ich werde sie fragen.« Sie sagte etwas auf hansi zu den Frauen, und eine von ihnen antwortete. »Sie sagen, sie möchten dir etwas zu essen und zu trinken anbieten.«
    Marrah war wieder ein wenig beruhigt. Obwohl die Frauen nicht direkt freundlich aussahen, wirkten sie auch nicht unbedingt feindselig, deshalb folgte sie ihnen und hoffte das Beste. Sie mochte es nicht, von Arang und Dalish getrennt zu sein, doch nach dem staubigen Ritt durch die Ebene sehnte sie sich nach einem Schluck Wasser. Außerdem hatte sie gar keine andere Wahl – nicht mit bewaffneten Kriegern im Rücken, die jede ihrer Bewegungen scharf beobachteten.
    Als sie und die Frauen durch das Lager gingen, kamen Leute aus ihren Zelten, um sie anzustarren, aber keiner sagte etwas, keiner folgte ihnen. Wieder sah Marrah mehrere junge Männer, die Stavan ähnelten, aber er selbst war nirgendwo in Sicht.
    Bald kamen sie an ein Zelt, das kaum groß genug schien, um ein Kind aufzunehmen. Als Marrah hineintrat, wäre sie beinahe flach aufs Gesicht gefallen. Das Zelt war über einem Loch aufgestellt worden, das vielleicht zehn oder zwölf Handbreit tief und gemütlich mit wollenen Teppichen ausgekleidet war. Sie mußte zugeben, daß es keine schlechte Idee war, wenn man in einer Gegend lebte, wo der Wind kräftig genug blies, um Vögel mitten im Flug zu stoppen, aber es wäre nett gewesen, wenn sie jemand gewarnt hätte. Sie hielt sich an einer der Zeltstangen fest und blickte sich um, neugierig darauf zu sehen, wie gewöhnliche Familien lebten, doch bis auf ein Gestell voller Fleisch, das neben der Feuerstelle trocknete, war nichts zu sehen, außer ein paar Körben, einigen Kissen und zwei oder drei von den Lederbeuteln, in denen die Nomaden all ihre weltliche Habe transportierten. Soweit sie erkennen konnte, hatte der Besitzer dieses Zelts keinerlei Tongeschirr – abgesehen von ein paar in der Sonne getrockneten Bechern und Kochplatten der primitivsten Art –, kein Metall und keinen Webstuhl. Alles war offensichtlich so simpel wie möglich konstruiert worden, um jederzeit zusammengepackt, auf dem Rücken eines Packpferdes verstaut und abtransportiert zu werden.
    Als sich ihre Augen an das Dämmerlicht gewöhnten, begann sie auch andere Dinge zu sehen, hauptsächlich Waffen: einen langen Dolch in einer Lederscheide, zwei große Bogen, einen Behälter voller Speere, einen Köcher mit Pfeilen, einen Schild aus Pferdeleder, mit Sonnen bemalt, eine stumpfe Streitaxt, schwer genug, um einen Schädel mit einem Schlag zu zertrümmern, und ein merkwürdiges, gefährlich aussehendes Ding, das wie eine Mischung zwischen Speer und Axt wirkte. Marrah schauderte und wandte sich ab. Die Hansi mochten vielleicht erbärmliche Töpfer sein, aber wenn es darum ging, Dinge herzustellen, die töteten, dann konnte es kein Volk mit ihnen aufnehmen. Es war nicht sonderlich beruhigend, so viele Waffen zu sehen, doch jede Familie besaß zweifellos Dutzende davon.
    Die Teppiche unter ihren Füßen waren wesentlich einladender. Sie stand auf einer großen braunen Filzmatte, um deren Rand ein wunderhübsches Muster aus Pferden und Sternen verlief, das mit dicker weißer Wolle aufgestickt war. Wenn das Zelt nicht so durchdringend nach Hunden, Pferden und saurer Milch gerochen hätte, wäre es ein recht angenehmer Aufenthaltsort gewesen.
    Plötzlich merkte Marrah, daß die drei Frauen zu sprechen aufgehört hatten und sie anstarrten. Etwas würde gleich geschehen, aber was? Wo blieb das Wasser, das sie ihr versprochen hatten, wo war das Essen? Die Feuergrube war voller kalter Asche. Die ledernen Wassereimer waren leer. Das gefällt mir ganz

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