Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde

Titel: Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
Vom Netzwerk:
und gar nicht, dachte Marrah alarmiert, aber ich darf sie auf keinen Fall merken lassen, daß ich mich fürchte. Sie richtete sich zu ihrer vollen Größe auf, was nicht viel war im Vergleich zu der Größe der Frauen, und setzte ihr tapferstes Lächeln auf. Es war ein Lächeln, das besagte: Ihr könnt mir keine Angst machen, und sie hoffte nur, die Frauen ließen sich davon täuschen.
    »Euer Zuhause ... wunderschön«, bemerkte sie in holprigem Hansi, doch die Frauen starrten sie nur weiter schweigend an. »Wie viele Kinder ihr haben ?« Die jüngste Frau hielt sechs Finger hoch, aber die anderen sagten etwas zu ihr, woraufhin sie ihre Hand wieder sinken ließ. Marrah erinnerte sich, wie Dalish ihr erzählt hatte, daß die Hansi-Frauen anfingen, Kinder in die Welt zu setzen, sobald sie volljährig waren, und oft mehr als fünfzehn hatten. Von jenen fünfzehn lebten gewöhnlich nur zwei oder drei lange genug, um eigene Kinder zu bekommen. Es hörte sich nach einem schrecklichen Leben an, und sie wußte, wenn ihr nicht so beklommen zumute gewesen wäre, hätte sie Mitleid mit ihnen empfunden. Andererseits war es vielleicht doch keine so gute Idee gewesen, sie nach der Anzahl ihrer Kinder zu fragen. Sie beschloß, einen neuen Versuch zu wagen.
    »Mein Name Marrah. Wie euer Name ?«
    Sie sagten nichts. Plötzlich begriff sie, daß die Frauen nähenäherrüccten.rah versuchte zurückzuweichen, aber dafür war kein Platz. Als die Frauen sie zusammenzucken sahen, schrie die älteste etwas, und alle drei stürzten sich auf Marrah.
    Marrah schrie laut auf, während sie heftig um sich trat und sich duckte und sogar ihre Nägel in die Arme der Frauen grub, um sich aus ihrem Griff zu befreien, aber sie war ihnen hoffnungslos unterlegen. Eine Frau packte sie, die zweite hielt sie fest, und die dritte drehte ihr den Arm auf den Rücken und zwang sie auf den Fußboden. Als Marrah sich nicht mehr rühren und regen konnte, stieß die Größte ein zufriedenes Grunzen aus und setzte sich rittlings auf ihre Brust, um sie mit ihrem ganzen Gewicht auf den Teppich zu pressen. Dann packte sie Marrah um den Hals und blickte ihr grinsend in die Augen. Sie hatte ein breites Gesicht, rötliches Haar und blaue Tätowierungen auf den Wangen. Ihre Eckzähne waren spitz zugefeilt worden, und trotz ihrer bestickten Kleidung und des vielen Schmucks roch sie wie ein Pferd.
    Sie sagte etwas auf hansi, und die anderen lachten schallend. Ermutigt gab sie einen ganzen Schwall von Worten von sich, und wieder lachten die anderen amüsiert. Inzwischen war Marrah gründlich verängstigt. Sie versuchte, in den Arm zu beißen, der sie niederdrückte, und bekam eine schallende Ohrfeige. »Cagk«, befahl die Frau und machte ihr klar, daß sie nichts lieber täte, als Marrah erneut zu schlagen.
    Marrah gab es auf, sich zu wehren, und lag stocksteif da, halb wahnsinnig vor Angst. Was, im Namen der Göttin, würden sie mit ihr tun? War sie kurz davor, geschändet zu werden wie Akoah oder kurzerhand getötet wie Cyen ? Wie hatte sie nur so dumm sein können, zu glauben, die Nomadenfrauen wären weniger gefährlich als ihre Männer? Vielleicht wußte Zuhan bereits über sie und Stavan Bescheid, und diese Frauen waren angewiesen worden, sie festzuhalten, während die Krieger jene Schlitten vorbereiteten, der sie zu Tode schleifen würde.
    Aber wenn sie vorhatten, sie zu töten, dann benahmen sich die Frauen merkwürdig. Nachdem sie Marrah jetzt überwältigt hatten, ignorierten sie sie. Eine zog eine kleine Tonpfeife heraus, stopfte sie mit einigen getrockneten Blättern und ging aus dem Zelt, um ein paar glühende Kohlen von einer Nachbarin zu borgen. Als sie zurückkehrte, brannte die Pfeife. Sie ließ sie herumgehen, und die Frauen begannen zu reden und zu lachen, um zwischendurch hustend innezuhalten und sich gegenseitig auf den Rücken zu klopfen. Was immer in der Pfeife war, schien sie in heitere Stimmung zu versetzen, und Marrah hoffte nur, sie würden noch sehr viel mehr davon rauchen. Sie wußte inzwischen, daß dies keine Priesterinnen waren, die heiligen Rauch inhalierten. Laut Dalish gab es bei den Hansi keine Priesterinnen oder Dorfmütter oder sonstige Frauen, die irgendeine Machtstellung innehatten.
    Marrah versuchte, den Kopf wegzudrehen, und die Frau, die sie festhielt, beugte sich über sie und betrachtete sie prüfend. »Cagk ?« wiederholte sie. Marrah nickte, und die Frau lockerte ihren Griff ein wenig, aber Marrahs Erleichterung währte nicht

Weitere Kostenlose Bücher