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Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde

Titel: Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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Inzwischen wußte Marrah, wenn sie ihn zu beißen versuchte, würde er ihr das Genick brechen, und so tat sie, was er wollte, während sie sich vor Ekel schüttelte.
    Diese Prozedur wurde mehrere Male wiederholt. Als Vlahan endlich befriedigt war, schlief er ein, und sie lag neben ihm, schluchzend und erniedrigt. Sie haßte ihn so sehr, daß sie ihm seinen Dolch ins Herz gestoßen hätte, wenn sie nur irgendwie an die Waffen herangekommen wäre, aber er hatte sie wohlweislich versteckt, und jedesmal, wenn Marrah sich auch nur leise bewegte, wachte er auf und bedrängte sie aufs neue.
    Sie verbrachte eine schlaflose Nacht, halb erstickt von der Hitze und dem widerlichen Geruch des Feindes, der neben ihr lag. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie Scham bei dem Gedanken an Lust, und sie weinte – sehr leise – um Stavan, der jetzt vielleicht tot war, und um die Liebe, die niemals mehr so wie früher sein würde.
    Die endgültige Demütigung kam am nächsten Morgen, als Vlahan sie auf die Füße riß und ihr mit Gesten zu verstehen gab, daß sie ihm Wasser holen sollte. Wund und erschöpft vor Schlafmangel stolperte Marrah zur anderen Seite des Zelts, hob einen faltbaren Ledereimer auf und humpelte zu der offenen Zeltklappe, in der Hoffnung, daß sie vielleicht endlich flüchten konnte. Statt dessen fand sie draußen eine große Gruppe älterer Frauen vor, die offenbar schon auf sie warteten.
    Sobald sie Marrah erblickten, stürzten sich die Frauen lachend auf sie und machten obszöne Gesten. Zulike, Zuhans Ehefrau, war ebenfalls unter ihnen, und nachdem sie Marrah herzhaft in die Wangen gezwickt und sie im Kreis herumgeführt hatte, damit die anderen sie betrachten konnten, ging sie ins Zelt, um gleich darauf mit einem der Teppiche zurückzukehren, auf denen Vlahan und Marrah in der Nacht zuvor geschlafen hatten. Auf dem Teppich prankte ein Blutfleck, nicht größer als eine halbe Handfläche, aber die Frauen schienen entzückt über diesen Beweis von Vlahans Brutalität. Sie hielten den Teppich hoch, so daß das Blut deutlich sichtbar war, als sie damit von Zelt zu Zelt gingen und ihn stolz zur Schau stellten. Singend und lachend schoben sie Marrah vor sich her, damit jeder im Lager sie sehen konnte.
    Marrah war zu stolz, um in der Öffentlichkeit in Tränen auszubrechen. Mit versteinerter Miene marschierte sie hinter ihrem eigenen Blut her, ohne nach rechts oder links zu sehen, während die brutale Vergewaltigung, die sie durch Vlahan erlebt hatte, wie ein glückliches Ereignis verkündet wurde. Später erfuhr sie, daß die Zurschaustellung des blutbefleckten Teppichs ein uralter HansiBrauch war. Wenn eine Braut in der Hochzeitsnacht nicht blutete, konnte sie zu ihrem Vater zurückgeschickt, zur Sklavin degradiert oder sogar von ihrem eigenen Ehemann ermordet werden. Statt sich zur rächen, war die Familie der Toten verpflichtet, den Brautpreis zurückzuzahlen, und die Brautmutter litt so sehr unter der Schmach, daß sie manchmal Selbstmord verübte.
    Nachdem Marrah durch das Lager geführt worden war, wurde sie zurück in Vlahans Zelt eskortiert. Vlahans erste Ehefrau, Timak, stand bereits auf der Türschwelle, die kräftigen Arme über der Brust verschränkt und mit einem grimmigen, kalten Ausdruck in den Augen. Sie winkte Marrah zu sich her, dann hob sie urplötzlich den Fuß und trat sie hart in den Bauch, bevor sie über sie herfiel und sie schlug und biß und mit Fußtritten malträtierte. Als sich die beiden Frauen im Staub wälzten, feuerten die anderen sie begeistert an, doch wieder einmal war es ein aussichtsloser Kampf. Marrah war zwar jung, aber Timak war größer als sie und so stark wie ein Pferd. Bald hockte sie rittlings auf Marrah und schlug ihren Kopf wieder und wieder auf den Boden. Als Marrah, halb besinnungslos von den Schlägen, schließlich aufgab, kletterte Timak mit einem zufriedenen Grunzen von ihr herunter, ging ins Zelt, kehrte mit einem Korb zurück und schleuderte ihn ihr vor die Füße. Dann hob sie eine Handvoll frischen Pferdemist auf, verteilte ihn auf Marrahs weißer Tunika und bedeutete ihr mit Gesten, daß sie einen Korb voller Pferdeäpfel sammeln und sie neben dem Zelt zum Trocknen ausbreiten sollte, damit sie als Brennmaterial für die Kochfeuer dienen konnten.
    Marrah, die bereit war, so ziemlich alles zu tun, nur um von dem Zelt wegzukommen, hob den Korb auf und eilte davon, aber man gestattete ihr keine Privatsphäre. Ganz gleich, wohin sie ging, immer folgte ihr

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