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Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde

Titel: Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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bewirkte, daß sein Körper völlig gefühllos wurde, und als er zu betäubt und schwindelig war, um sich gegen die Männer zur Wehr zu setzen, hatten sie seine Beinlinge heruntergezogen und ihm ein Stück seines Penis abgeschnitten.
    »Sie haben was getan?« Außer sich vor Empörung sprang Marrah auf die Füße und hätte dabei beinahe den Korb mit Pferdeäpfeln umgestoßen. Eigentlich hätten ihre Schreie bereits eine zornschnaubende Timak auf den Plan rufen müssen, aber sobald Arang erschien, war Timak weggegangen, und so konnte Marrah zum ersten Mal, seit Vlahan sie entführt hatte, nach Herzenslust fluchen und schimpfen. »Sie haben dich verstümmelt!«
    Arang starrte seine Schwester mit großen Augen an, offensichtlich beeindruckt vom Ausmaß ihres Zorns. »Ich glaube, das tun sie mit allen Jungen.«
    »Das ist ja schwachsinnig!«
    »Aber sie tun es. Ich weiß es, weil Zuhan seine Beinlinge herunterzog, um mir seinen Penis zu zeigen, und dann haben die anderen Männer das gleiche getan. Sie haben sogar einen kleinen Jungen hergebracht, damit ich ihn mir ansehen konnte.«
    » Jetzt reicht es mir! Du kommst auf der Stelle mit mir !« Sie nahm ihn bei der Hand und zog ihn auf die Füße. »Ich werde etwas auf deine Wunden auftragen, und zwar auf alle! « Sie führte ihn zu dem hohen Gras am Rand des Lagers, und zu ihrer Erleichterung hielt sie niemand auf. Nachdem sie eine Fläche flachgetreten hatte, die groß genug war, um ihnen beide Platz zu bieten, befahl sie Arang, sich zu setzen, damit er nicht gesehen werden konnte, und sie zu warnen, falls er jemanden kommen hörte. Dann öffnete sie ihren Medizinbeutel, nahm ein Päckchen mit getrockneten Kamillenblüten heraus und kaute sie, bis sie weich genug waren. Sie hätte es wirklich vorgezogen, sie in Wasser einzuweichen und zu zerstampfen, da die Blüten furchtbar bitter schmeckten, aber bis es ihr irgendwie gelang, einen Mörser und Stößel aus Lehm zu fabrizieren, würde sie sich mit ihren eigenen Zähnen behelfen müssen. Als die Blüten ein weicher Brei waren, schmierte sie etwas davon auf Arangs Wangen. Den Rest strich sie sorgfältig auf einen dünnen Streifen sauberen Leinens.
    »Runter mit deinen Beinlingen«, kommandierte sie. Wie jeder, der unter den Angehörigen des Küstenvolks aufgewachsen war, so fühlte auch Arang sich nackt ebenso ungezwungen wie bekleidet. Gehorsam zog er seine Beinlinge herunter.
    »Arang, das sieht ja schlimm aus! « Sie ging in die Hocke, um den Breiumschlag um seine Wunde zu wickeln, doch bevor sie ihn berühren konnte, stieß er einen leisen Warnruf aus und wich zurück. Marrah schwankte und ließ den Breiumschlag fallen. Als sie aufblickte, starrte sie geradewegs in ein Paar kalter, grüner Augen. Die Augen gehörten Changar, und er war wütend.
    Er bedeutete Arang mit einer Handbewegung, seine Beinlinge heraufzuziehen. Dann drehte er sich zu Marrah um und versetzte ihr einen harten Schlag ins Gesicht. Sie hatte inzwischen gelernt, daß es sinnlos war zurückzuschlagen, und offenbar hatte Arang die gleiche Erfahrung gemacht. Er gab keinen Laut von sich, sondern saß nur erschrocken da, als Changar die Hand ausstreckte und ihr den Medizinbeutel entriß.
    Changar öffnete den Beutel, inspizierte seinen Inhalt und grunzte mißbilligend. Dann schüttete er alles auf den Boden, kniete sich hin und begann, darin herumzuwühlen, wobei er Päckchen mit kostbaren Kräutern und pulverisierten Heilwurzeln aufriß. Marrah schaute hilflos zu, als der bittersüße Duft von Dutzenden unersetzbarer Arzneien die Luft erfüllte. Changar zog den Beutel mit dem getrockneten Donner auf, beäugte die kleinen Tonkugeln und biß prüfend in eine. Was immer darin war, mußte scheußlich schmecken, denn er schnitt eine Grimasse und spuckte einen Klumpen schwarzen Schleims aus. Er verschloß den Beutel und ließ ihn in seiner Tasche verschwinden. Das Pulver der Unsichtbarkeit brachte ihn zum Niesen, aber er behielt auch dieses Päckchen und warf Marrah einen argwöhnischen Blick zu, als er es in seinem eigenen Medizinbeutel verstaute.
    Als er damit fertig war, sich zu nehmen, was er gebrauchen konnte, und den Rest vernichtet hatte, erhob er sich mit einem Rasseln seiner Wolfsklauenhalskette. Mit drohender Miene hielt er Marrah ihren leeren Medizinbeutel vors Gesicht und sagte dabei eines der wenigen Worte auf hansi, die sie kannte, und seine Stimme klang so unheilverkündend, daß ihr eine Gänsehaut über den Rücken prickelte. Das Wort lautete

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