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Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin

Titel: Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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Zwillinge eines Tages noch dazu überreden, von einer Klippe zu springen, wenn wir das Mädchen nicht scharf im Auge behalten«, seufzte sie.
     
    Kurz nachdem Marrah das Kinderzimmer verlassen hatte, erschien Hiknak, um Keshna und Keru zu der Beerenpflückexpedition abzuholen. Sie drückte jedem der beiden einen kleinen Korb in die Hand, hängte sich ihren eigenen über die Schultern und führte sie hinunter zum Fluß.
    Der Morgen verging gemächlich, während die Sonne über die Mutterhäuser wanderte. Als sich die Schatten um die Mittagszeit krümmten und zu schrumpfen begannen, schien sich die Schlange der Zeit zu ringeln und mit ihren glitzernden Schuppen zu protzen, als wollte sie sagen: Seht nur die schönste aller Städte!
    Auf den Weizenfeldern bewegten sich die Bewohner von fünf Mutterhäusern in langen Reihen vorwärts und sangen Lieder zu Ehren der Göttin Erde, während sie Unkraut hackten. Draußen auf den stürmischen blauen Wellen des Süßwassersees warf der Verband der Männer und Frauen, die fischen, seine Netze aus und wartete. In den Tempeln tauchten die Priester und Priesterinnen ihre Hände in feuchten Ton, um Töpfe, Kohlenbecken und zeremonielle Gefäße zu formen. Andere knieten vor den Webstühlen und banden Steingewichte in Form von Eulen fest, während die verschiedenen Teile des Sonnensegels aus Leinen gewebt wurden, das den Pilgern beim Fest der Tiere Schatten spenden sollte.
    Da das Fest immer näher rückte, herrschte eine Atmosphäre allgemeiner Vorfreude und Erregung. Leute, die nichts Dringenderes zu tun hatten, arbeiteten an ihren Kostümen. Überall in der Stadt saßen sie im Schatten in freundschaftlichen Gruppen zusammen, um Masken und Kopfschmuck den letzten Schliff zu verleihen. Dieses Jahr würde es wohl eine Menge Vögel in dem großen Festumzug geben, falls die Stapel gefärbter Federn ein Hinweis waren; ganz zu schweigen von rosa Bären, gelben Rehen, blauen Hunden und allen möglichen Arten von bizarren Insekten.
    Doch selbst bei all dieser Vielfalt sorgte Dalishs Froschmaske für eine Sensation. Sie hatte sie aus Leinen und Weizenpaste gefertigt, mit großen, hervorquellenden Augen und einem riesigen komischen Maul; aber statt sie grün zu bemalen, hatte sie irgendwie ein leuchtendes Violett fertiggebracht.
    »Wie hast du diese phantastische Farbe hergestellt?« erkundigten sich die Weber, aber Dalish wollte es ihnen erst nach dem Fest verraten.
    »Aus dem See«, sagte sie und zeigte auf die Wellen, als wären Wasser und Gischt das Geheimnis. Selbst Arang, der mit einer Axt auf der Schulter vorbeikam und stehenblieb, um ihr Werk zu bewundern, erhielt nur einen ausweichenden Bescheid.
    »Geh du nur und fälle deine Eiche«, sagte sie, »und überlaß das Maskenbauen einer Expertin.«
    Arang stützte sich auf den Griff seiner Axt und blickte sehnsüchtig auf den violetten Frosch. »Ich hätte zu gerne einen Schal in der Farbe, Dalish. Wenn ich damit tanzen würde, sähe es wie ein Sonnenuntergang und Dämmerungsrauch aus.«
    Dalish seufzte. »Arang, du bist einfach ein Dichter, dem ich nicht widerstehen kann. Heute nachmittag werde ich genauso einen Schal für dich einfärben, um des Vergnügens willen, dich damit tanzen zu sehen.«
    »Wenn er trocken ist, werde ich heute abend speziell für dich damit auftreten«, versprach er, dann schulterte er seine Doppelaxt und marschierte davon, um Stavan aufzusuchen.
     
    Unten am Fluß pflückte Hiknak eine Beere und schob sie in Keshnas Mund. Dann pflückte sie noch eine und schob sie Keru zwischen die Lippen. Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, das Sammeln war ein lohnendes Unternehmen gewesen und ihr Korb schon fast voll. Hiknak nahm eine dicke, süße Beere für sich selbst und betrachtete die Kinder, deren Hände derart mit dunkelblauem Saft beschmiert waren, daß sie wie die Pfoten von Bärenjungen aussahen.
    »Ihr habt eure Sache wirklich gut gemacht«, lobte sie die beiden, obwohl der größte Teil ihrer Beute in ihre Mägen gewandert war statt in die Körbe. Die Kinder strahlten und streckten blaugefleckte Zungen heraus.
    »Mmmm«, summte Keshna.
    »Mmmm«, summte auch Keru, weil er zu gerne alles nachmachte, was Keshna tat.
    Hiknak streckte ihre eigene Zunge heraus, und alle drei lachten. Dann watete sie ein kleines Stück stromabwärts durch das seichte Wasser und begann, weitere Sträucher leerzupflücken; Keru und Keshna wateten hinter ihr her und wirbelten planschend silbrige Wasserschleier auf. Bald würde es

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