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Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin

Titel: Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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Fluß zu werfen, dorthin, wo das Wasser tief war, aber noch bevor sie seinen Körper loslassen konnte, erschien plötzlich eine Hand über ihr und entriß ihr den Jungen.
    Keru stieß einen gellenden Schreckensschrei aus, der die Luft erzittern ließ. Hiknak sprang ihm nach, versuchte, seine Beine zu fassen und ihn zurückzuziehen, doch er war bereits hoch über ihr und hing quer über dem Hals eines der Nomadenpferde, wo er hilflos zappelte.
    Der Krieger blickte mit einem grausamen Lächeln auf Hiknak herab, als weide er sich an ihrem Entsetzen. Er war häßlich und von einer flammendroten Narbe verunstaltet, mit einer gebrochenen Nase und Habichtsklauen auf der Stirn. Wo seine Zunge hätte sein müssen, war nur noch ein schwärzlicher Stumpf zu sehen. Er streckte Hiknak den Zungenstumpf heraus und äußerte ein gutturales, saugendes Geräusch. Obwohl ihn seine Clanzeichen als Shubhai auswiesen, wußte Hiknak augenblicklich, daß Vlahan ihn geschickt hatte.
    »Hlaluk!« schrie sie auf hansi, was soviel wie »gib ihn zurück! « hieß, und sie holte Luft, um geharnischte Flüche auszustoßen; doch bevor sie auch nur ein weiteres Wort herausbrachte, hob der Shubhai-Krieger seine schwere Keule und ließ sie so hart auf Hiknaks Kopf niedersausen, daß sich die Welt plötzlich mit schwindelerregender Schnelligkeit um sie zu drehen begann.
    Etwas explodierte in ihrem Schädel, weißglühend und heiß wie die Sonne. Doch seltsamerweise fühlte sie keinen Schmerz, nur Verwunderung. Das letzte, was sie spürte, war das Wasser, das über ihr zusammenschlug. Obwohl sie nichts sehen konnte, wußte sie, daß die schmale Linie zwischen Wasser und Luft die Grenze zwischen Leben und Tod war; sie vermochte sogar noch zu überlegen, daß sie ertrinken würde, wenn sie sich nicht herumdrehte. Aber ihre Arme waren plötzlich völlig erschlafft, und als sie versuchte, die Beine zu bewegen, geschah nichts.
     
    In einem anderen Teil des Waldes hatten Stavan und Arang soeben eine Eiche gefällt und gingen nun daran, den Stamm von Wurzeln und Ästen zu befreien. Es war ein hartes Stück Arbeit mit ihren Doppeläxten aus Stein, aber beide Männer mochten körperliche Arbeit. Das dumpfe Krachen einer Axt gegen Holz hatte immer etwas Befriedigendes an sich; also machten sie in kameradschaftlichem Schweigen und gleichförmigem Rhythmus voran, bis sie zu beiden Seiten des Baumstammes förmlich um die Wette arbeiteten, während sie Zweig für Zweig abhackten.
    Stavan war größer als Arang, und die mächtigen Muskeln, die er in seinen längst vergangenen Kriegertagen entwickelt hatte, verschafften ihm einen Vorteil vor Arang, doch Arang zielte akkurater. Bei ihm genügte ein Schlag, wo Stavan drei benötigte; deshalb waren sie ziemlich gleichwertige Gegner, was den Wettkampf noch anheizte.
    Der Baum war zu groß, als daß zwei Männer ihn nach Shara hätten zurückschaffen können; deshalb hatten sie die Pferde mitgebracht, die in der Nähe angebunden waren und Blätter fraßen, während sie mit den Schwänzen nach Fliegen schlugen und das Unternehmen stoisch betrachteten.
    Es war eine ganz neue Idee für die Sharaner gewesen – dieser Gedanke, daß man Pferden beibringen konnte, alles das zu transportieren, was für Menschen zu schwer war. Stavan und Arang hatten am Morgen großes Aufsehen erregt, als sie hinausritten und versprachen, einen Baumstamm mitzubringen, groß genug, um einen Tisch von drei Mannslängen daraus zu fertigen. Der Tisch war für den Ältestenrat bestimmt, und Sevar, der beste Tischler der Stadt, hatte geschworen, er würde ihn mit so prächtigen Schnitzereien verzieren, wie es noch keinen Tisch je zuvor gegeben hatte –mit Göttinnensymbolen und Schlangen und anderen Eichen, damit er sich nicht einsam fühlte, so weit entfernt von seinen Artgenossen. Aber zuerst mußten sie den gewaltigen Stamm in die Stadt befördern, ohne die übliche Arbeitsmannschaft herbeizurufen.
    Stavan hielt einen Moment inne und wischte sich den Schweiß von der Stirn, Arang tat das gleiche. Inzwischen war die Hälfte der Äste und Zweige abgeschlagen und türmte sich zu Haufen auf beiden Seiten des Stammes. Bevor sie gingen, würden sie sechs junge Schößlinge um den Baumstumpf pflanzen, damit neue Eichen nachwachsen konnten, um die alte zu ersetzen. Aber es war trotzdem eine ernste Angelegenheit, einen solchen Veteranen zu fällen, selbst wenn man ihm für sein Opfer dankte und ihn segnete, bevor man seine Axt in das Holz grub.
    »Meinst du

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