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Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin

Titel: Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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ganzen Leben noch nichts Größeres als einen Vogel getötet; aber sie wußte, wie man mit einem Bogen umging, und schwor sich, wenn die Hansi-Krieger über sie herfielen, würde sie so viel Schaden anrichten wie nur irgend möglich. Die Erinnerungen an Shambah hatten sich unauslöschlich in ihre Seele gebrannt, und sie hatte am eigenen Leibe erfahren, wie die Nomaden ihre Gefangenen behandelten. Es war immer noch besser, im Kampf zu sterben, als zu leben, um geschändet und gefoltert zu werden.
    Ihre Finger schlossen sich um die Lederschnur der Satteltasche und zogen sie fest, und sie warf Stavan einen entschlossenen Blick zu, der sagte: Obwohl wir keine Chance haben, werde ich nicht von deiner Seite weichen.
    Sie standen neben ihren Pferden, bereit, beim ersten Anzeichen eines Angriffs in den Sattel zu springen. Stavan und Arang zogen ihre Bogen aus der Lederscheide; die anderen taten es ihnen gleich bis auf Hiknak. Sie stand mit locker hängenden Armen da und starrte nachdenklich in die Richtung, aus der das Gebell kam.
    »Ich glaube, ich kenne diese Hunde«, murmelte sie.
    Stavan drehte sich zu ihr um. »Was hast du gesagt?«
    »Jene Hunde kenne ich. Ich habe sie an ihrem Bellen erkannt. Sie gehören Mukhan.« Einen Moment herrschte Schweigen, als ihre Gefährten diese Mitteilung in sich aufnahmen. Mukhan galt als einer der besten Fährtensucher des Stammes. Wenn er derjenige war, der Jagd auf sie machte, hatten sie erst recht keine Chance.
    »Ich habe sie früher immer gefüttert«, fuhr Hiknak leise fort, fast als spräche sie mit sich selbst. »Sie sind ziemlich friedliche Tiere, wenn sie nicht gerade auf einen Feind gehetzt werden. Und ausgesprochen freundlich und anhänglich. Die Leithündin heißt Frostblume. Nach dem Klang ihres Gebells zu urteilen, würde ich sagen, sie hat ihre beiden Töchter dabei, Abenddämmerung und Vogelfänger, und vielleicht noch ihren einjährigen Sohn, Federgras.«
    Sie wandte sich an Stavan, der sie mit einem merkwürdigen Ausdruck beobachtete. »Schöne Namen, nicht? Seltsam, wie Krieger ihren Hunden Namen geben, wie aus den Liedern der alten Sänger. Meine Mutter behauptete früher oft, unsere Männer würden ihre Hunde und Pferde mehr lieben als ihre Ehefrauen und Kinder, und nach dem, was ich gesehen habe, hatte sie recht.«
    Stavan machte ein nachdenkliches Gesicht. »Und du sagst, du hast sie immer gefüttert?«
    » Ja, das war meine Aufgabe. Ich habe all die Spürhunde mit Essensresten und Knochen gefüttert und nachts im Freien in der Kälte bei ihnen geschlafen wie einer der Hütejungen. Vlahan zwang mich dazu, nachdem er mich meinem Volk geraubt hatte. Er glaubte, es würde meinen Willen brechen, weil es als Schande gilt, hinausgeschickt zu werden zu den Hunden. Außerdem war es mitten im Winter und so eisig kalt wie der Atem eines Dämons. Aber die Hunde haben mich warmgehalten, und ich würde jederzeit lieber mit ihnen schlafen, als das Bett eines Mannes zu teilen, der meine Mutter, meinen Vater und meine süße Freundin, Iriknak, ermordet hat.«
    Stavan trat zu Hiknak und legte ihr die Hände auf die Schultern. »Ist dir klar, was du da gerade gesagt hast?«
    Hiknak zuckte zusammen und wich einen Schritt zurück – Marrah erkannte, daß es geschah, weil Hiknak daran gewöhnt war, jedesmal geschlagen zu werden, wenn ein Mann sie berührte. »Nein.« Hiknak schüttelte den Kopf und trat dann wieder einen Schritt vor, als wollte sie sich für ihre Angst entschuldigen, denn freilich würde Stavan ihr niemals etwas antun.
    Stavan drehte sich mit einem Lächeln auf dem Gesicht zu Marrah um – und es war nicht etwa ein schwaches, zögerndes Lächeln, sondern das breite Grinsen des Triumphs. Seine Augen leuchteten, und sein Bart schien vor Energie förmlich zu knistern. »Vielleicht gelingt uns ja doch noch die Flucht.« In seiner Stimme schwang soviel Zuversicht mit, daß er zweifellos einen Rettungsplan im Sinn haben mußte.
     
    In kürzerer Zeit, als der Mond brauchte, um eine halbe Fingerlänge über den Himmel zu wandern, waren sie wieder unterwegs, um ihrer eigenen Spur zurück über die Steppe zu folgen. Als die Pferde leise durch die Schneewehen trotteten, streichelte Marrah den Hals ihrer armen, erschöpften Stute mit einer Hand, während sie Stavans Vorhaben im Geist noch einmal durchging und es aus allen Blickwinkeln prüfte, als wäre er ein feines zeremonielles Schmuckstück aus dünnen Kupferdrähten.
    Sein Plan hatte tatsächlich etwas von dünnem Draht

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