Althalus
aber. Ihre Miene wurde unverkennbar listig. »Eure Bürger wären mir ohnehin nur im Weg«, sagte sie rau. »Doch eure Arya und ihre Staatsmänner müssen im Palast bleiben und werden sich mir morgen vor der Mittagsstunde ergeben.«
»Das erscheint mir eine erfüllbare Bitte zu sein«, antwortete
Althalus.
»Das war keine Bitte«, schnaubte Gelta barsch.
»Nun, dann eine sprachliche Abwandlung«, murmelte Althalus höflich. »Eure Aussprache deutet auf ansunische Herkunft hin, schöne Gelta, und die Sprache, deren man sich hier in Treborea bedient, hat sich in den vergangenen Jahrtausenden beachtlich erweitert. Ich werde meine Arya von Eurer Forderung unterrichten und gegen Sonnenuntergang mit ihrer Antwort zurückkehren. Und noch etwas: kein Feuer! Wenn Ihr auf diese Bedingung nicht eingeht, endet die Unterhandlung noch ehe sie richtig begonnen hat.«
»Warum sollte ich etwas niederbrennen, das mir gehört?« »Eine gute Frage. Ich bin überzeugt, dass Ihr Euren Aufenthalt irn Palast meiner Arya genießen werdet. Er verfügt über viele Annehm
lichkeiten, die Ihr vielleicht nicht gewohnt seid. Ich kann Euch nur raten, die Bäder zu nutzen.« Ein Hauch von Lächeln huschte über Yakhags Lippen, obwohl seine Augen weiterhin wie tot wirkten, und Althalus schauderte.
Dann schüttelte er diesen kurzen Anflug des Grauens ab und verneigte sich wieder knapp vor der Königin der Nacht. »Bis morgen, edle Gelta«, verabschiedete er sich höflich. Rasch verließ er mit Eliar den Pavillon, ehe Gelta die Bedeutung der Bemerkung völlig klar geworden war, über die sich sogar der finstere Yakhag amüsiert hatte.
»Es ist ihr entschlüpft, Em«, berichtete Althalus, als er und Eliar sich wieder zu den anderen im Turmgemach gesellten. »Ich glaube nicht einmal, dass es ihr aufgefallen ist. Dagegen bin ich sicher, dass es Yakhag nicht entgangen ist. Ich glaube, ihm entgeht überhaupt nichts. Mir stockt das Blut allein schon bei seinem Anblick. Wie auch immer, Geltas Auftritt ist für morgen Mittag geplant.«
»Können wir bis dahin alles bereithaben, Sergeant?«, fragte Dweia. »Eliar wird zwar heute Nacht nicht viel zum Schlafen kommen«, erwiderte Khalor, »aber wir werden es schaffen.« »Ich muss ihn mir eine halbe Stunde ausborgen«, warf Bheid ein, »damit ich meinen Assassinen in Kanthon Bescheid geben kann.«
Dweia nickte. »Außerdem wollen wir Smeugor und Tauri in das Fort zurückbringen. Da nun Ghend sich ihrer annehmen wird, sollten wir es ihm leicht machen. Konntest du verstehen, was Yakhag plant, Leitha?«
»Er hat mich blockiert, Dweia, und ich weiß nicht wie. Es erschien mir fast, als wäre er tot.«
»In gewisser Weise ist er das auch, Liebes«, antwortete Dweia. »Und du solltest nicht versuchen, seine Barriere zu durchdringen. Er ist sogar noch älter und verderbter als Ghend.«
»Gelta hat Angst vor ihm«, warf Eliar ein. »Alle haben Angst vor Yakhag, sogar Ghend«, sagte Dweia ernst. »Daeva hält ihn in Nahgharash für Notfälle bereit.« »Macht es dich nicht stolz, Liebes, dass er in dir einen Notfall sieht?«, fragte Leitha Andine schalkhaft.
Andine schüttelte den Kopf. »Das könnte ich nicht behaupten.« Sie wandte sich an Dweia. »Wann soll ich Dhakan bitten, sämtliche Spitzel und Kultisten in meinem Palast zusammentreiben zu lassen?«
»Das bringen wir am besten heute Abend hinter uns«, entschied Dweia. »Sobald sie alle in deinem Verlies sitzen, kann Khalor die Verstärkung herbeischaffen, um Geltas Soldaten gefangen zu nehmen, sobald sie den Palast betritt.«
»Das klappt großartig, nicht wahr?«, sagte Gher begeistert. »Die Bösen glauben bis morgen Mittag, dass sie ganz obenauf sind, und dann merken sie erst, wie sehr sie sich getäuscht hab'n, nicht wahr?«
»Das ist die höchste Belohnung für eine gute Täuschung, Gher.« Althalus grinste. »Es ist nicht so sehr Geld oder Besitz, sondern die Befriedigung, wenn man seinen Gegner überlistet und ihm klar wird, wie man ihn hereingelegt hat. Morgen um diese Zeit wird Ghend sich bestimmt am liebsten in den Hintern beißen.«
»Du bist ein schrecklicher Mensch, Althalus«, rügte ihn Dweia.
»Sei doch ehrlich, Em«, entgegnete er. »Lässt die Vorstellung, dass Daeva sich in den Hintern beißen könnte, dein Herz nicht auch ein kleines bisschen höher schlagen? «
»Das ist etwas ganz anderes.« Naserümpfend warf sie den Kopf zurück.
»Ich würde jetzt nicht nachhaken, Althalus«, riet ihm Leitha.
Während der Nacht ging
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