Althalus
stellten wir fest, dass wir gar nicht so viel brauchen, wie wir anfänglich glaubten. Hast du was dagegen, wenn ich mich aus unserer privaten Goldmine bediene, um beim Getreidekauf auszuhelfen?«
»Warum willst du das tun, Schatz?«, fragte sie.
»Nun, anderenfalls würden viele von Andines Untertanen hungern, und sie würde jahrelang jammern und klagen, wenn nicht irgendjemand sie unterstützt.«
»Und?«
»Was meinst du mit ›und‹?«
»Es sind doch nicht ausschließlich Andines Sorgen, die dich
dazu bewegen. Oder, Schatz?«
»Das Gold steckt in jener Grube, Em, und leistet nichts Nützliches. Es ist ja auch nicht so, als würde es mir wirklich etwas bedeuten.«
»Du weigerst dich also, es offen zuzugeben, Althalus?«
»Was zuzugeben? «
»Dass du dir nicht weniger Sorgen um die einfachen Leute in Treborea machst als Andine. Mitgefühl ist keine Schande, Althalus. Du brauchst dich dessen nicht zu schämen.«
»Trieft das nicht von Gefühlsduselei, Em?«
Sie warf die Hände hoch. »Ich geb's auf! Ich wollte dich nur loben, du Dummkopf!«
»Mir wäre lieber, du würdest es für dich behalten. Ich habe schließlich meinen Ruf zu wahren, und Weichherzigkeit könnte die Meinung der Leute über mich ins Schwanken bringen.«
»Wird Bheid überhaupt wieder vernünftig?«, erkundigt Eliar sich. »Manchmal ist er es schon jetzt«, antwortete Dweia, »dann aber redet er ohne ersichtlichen Grund wieder wirres Zeug.«
»Wo befindet er sich eigentlich?«, fragte Althalus.
»In einem leeren Zimmer als eine Art Einsiedler. Ich könnte natürlich an ihm herumpfuschen, würde es jedoch nur ungern tun. Es ist auf die Dauer besser, wenn er von selbst zu sich findet. Früher oder später muss er sich dem Geschehen in Osthos stellen. Würde ich seine seelischen Wogen glätten, könnten seine Probleme unter die Oberfläche sinken und plötzlich wieder auftauchen -wahrscheinlich zur falschen Zeit am falschen Ort.«
»Wie lange kann es denn noch dauern, bis er wieder der alte ist?«, wollte Eliar wissen. »Leitha vermisst ihn sehr, sie kann nicht einmal mehr seine Gedanken fühlen.«
»Das tut er mit Absicht, Eliar«, erklärte Dweia. »Er macht jetzt Schreckliches durch und möchte sie damit nicht beunruhigen. Ich habe die Zeit für ihn angehalten, weil es eben die Zeit ist, die alle Wunden heilt, auch die seelischen.« Sie richtete sich auf und blickte Althalus an. »Halte in Maghu Augen und Ohren offen, Schatz. In Perquaine geht etwas Unerklärliches vor. Versuch, etwas Genaueres zu erfahren.«
»Wenn ich mich recht entsinne, sprach Herzog Nitral von einem drohenden Glaubenskrieg, Emmy«, meinte Eliar. »Könnten religiöse Streitigkeiten die Leute dort so sehr in Aufruhr ver setzt haben?«
»Möglich. Wo sind die übrigen Kinder, Althalus?« »Mit den Häuptlingen auf dem Weg nach Arum, um an der Hochzeit von Albron und Astarell teilzunehmen.«
»Das ist schön«, sagte sie erfreut.
»Du hältst viel von Hochzeiten, nicht wahr, Em?«
»Du hast doch nicht vergessen, wer ich bin, Althie?«
»Wie sollte ich. So, und jetzt auf nach Maghu, Eliar. Ich brauche etwa zehntausend Tonnen Getreide, hauptsächlich Weizen. Wir sollten es kaufen, ehe die Preise nach oben gehen.«
»Das wird sich machen lassen, Althalus.« Herzog Olkar nickte. »Wenn ich für Einkaufund Lieferzeit den richtigen Zeitpunkt wähle, müsste ich diese Menge Getreide ohne überraschende Preiserhöhung erstehen können - und bei jeweils tausend Tonnen sollte ich sogar einen guten Rabatt bekommen.«
»Ihr seid ein noch größerer Gauner als ich, Olkar.«
»Danke für das Kompliment, Althalus«, entgegnete Olkar grin send.
»Geht hier in Perquaine etwas vor?«, erkundigte Althalus sich.
»Herzog Nitral hat von religiösem Gezänk gesprochen, das unter Umständen eine Gefahr für die innere Sicherheit bedeutet.«
»Dass Religion etwas damit zu tun hat, ist mir neu«, antwortete Olkar. »Es gibt allerdings Unruhen unter der Bauernschaft, doch dazu kommt es angeblich etwa alle zehn Jahre. Es liegt an den Großgrundbesitzern. Perquainer neigen dazu, Millionen für Paläste auszugeben. Die Bauern leben in windschiefen Katen, und der Unterschied zwischen ›Euren Palästen‹ und »unseren Katen‹ ist allzu offensichtlich. Die Vorstellung von »komfortabel, aber nicht protzig‹ ist den Perquainern noch unbekannt. Die Reichen prahlen, und das gefällt den Bauern gar nicht. Aber das ist ja nichts Neues.«
»Ich werde hier ein bisschen
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