Althalus
herumschnüffeln«, sagte Althalus. »Falls es in Kürze tatsächlich zu einem größeren Bauernaufstand kommt, sollten wir unser Getreide kaufen und über die Grenze schaffen, ehe jemand Feuer legt.«
»Das wagen diese Landleute nie«, entgegnete Olkar abfällig.
»Wir wollen kein Wagnis eingehen, Herzog Olkar. Wenn wir in dieser Sache einen Fehler machen, wird Arya Andine uns zur Rechenschaft ziehen. Und dann werden wir ihre wütende Stimme selbst dann hören, wenn sie ihren Thron in Osthos nicht verlässt.«
»Damit mögt Ihr Recht haben«, pflichtete Olkar ihm bei. »Vielleicht sollte ich lieber gleich ein paar Hundert Wagen mieten.«
»Das würde ich an Eurer Stelle tun. Eliar kann Euch dabei helfen. Ich werde mich inzwischen umhorchen. Ich will herausfinden, was in Perquaine wirklich vorgeht.«
»Mein Ururgroßvater war zu seiner Zeit einer der besten Einbrecher der Welt«, prahlte Althalus vor den anderen Gästen einer Kaschemme im Hafenviertel. »Aber er war ein einfacher Bursche aus den Bergen und hatte noch nie zuvor Papiergeld gesehen. Dort, von wo er kam, war das Geld rund und gelb und klimperte. Er hatte keine Ahnung, dass er in einem Vermögen wühlte, darum wandte er dem bedruckten Papier den Rücken und schlich davon.«
»Tragisch«, murmelte einer der Meisterdiebe und schüttelte den Kopf.
»Das kann man wohl sagen«, pflichtete Althalus ihm bei. »Wie ich von meinem Vater weiß, hat in unserer Familie in zehn Generationen niemand auch nur einen Tag ehrliche Arbeit geleistet - mit
Ausnahme eines Schwarzen Schafs von Großonkel, der Schreiner war. Und dieser Vorfall hier in Maghu war das einzige Mal in Hunderten von Jahren, dass welche aus meiner Sippe echtem Geld so nahe waren. Es ist ein dunkler Punkt in unserer Familienehre, deshalb bin ich nach Perquaine gekommen, um diese Ehre reinzuwaschen.«
»Welchem Gewerbe gehst du denn nach?«, fragte ein langfingriger Taschendieb.
»Oh, ich hab mich da nicht festgelegt. Einmal diesem, einmal jenem. Ich weiß, dass es heißt, Schuster bleib bei deinem Leisten, aber wenn die Schergen hinter einem wagemutigen Straßenräuber her sind und ihn hängen wollen, ist es für ihn besser, er verkauft sein Pferd und seinen Schlapphut und räumt eine Zeit lang in einer anderen Stadt Taschen aus.«
»Das klingt vernünftig«, pflichtete ein drahtiger Fassadenkletterer mit langer Nase ihm bei. »Aber du hast dir eine schlechte Zeit ausgesucht. Bei uns in Perquaine geschehen seltsame Dinge.«
»Das hat mir schon jemand gesagt, als ich hier ankam. Er war bloß nicht mehr ganz nüchtern, darum verstand ich nicht so ganz, was er eigentlich meinte. Er faselte etwas von Religion. Nimmt hier denn irgendjemand die Religion so wichtig?«
»Wer ein bisschen Grips im Kopf hat, nicht«, antwortete der Fassadenkletterer, »aber weiter unten im Süden soll's einen neuen Orden geben. Die Weißkutten, Braunkutten und Schwarzkutten haben wir ja alle schon mal gesehen, aber wie ich gehört hab', tragen die Priester dieses neuen Ordens rote Kutten. Sie predigen »soziale Gerechtigkeit, prangern die Unterdrückung durch Großgrundbesitzen an und bemitleiden die ›hungernden Bauern‹. Es ist natürlich alles völliger Unsinn, doch die Bauern fallen darauf rein. Aber die haben ja auch keinen Verstand, sonst blieben sie schließlich keine Bauern, oder?«
»Also, ich möchte ganz bestimmt kein Bauer sein«, versicherte Althalus. »Wahrscheinlich ist es hier in Perquaine nicht viel anders als sonst wo. Die Großgrundbesitzer begaunern die Bauern, und wir die Kaufleute. Deshalb stehen wir in der Rangordnung auch ganz oben.«
»Mir gefällt, wie du das siehst«, wandte der Fassadenkletterer sich an die anderen Gäste seiner Zunft. »So gesehen sind wir wahre Edelleute, richtig?«
»Ob diese Unruhen der Bauern zu irgendwas führen?«, fragte Althalus.
Der Fassadenkletterer zuckte die Schultern. »Wahrscheinlich werden ein paar protzige Häuser abgefackelt und dann müssen einige fette Großgrundbesitzer dran glauben. Natürlich kommt es zu Plünderungen doch die Rotkutten werden den Bauern die ganze Beute abpredigen. Jeder Priester bildet sich ein, dass ihm wenigstens die Hälfte allen Reichtums auf der Welt zusteht. Darum findet man in armen Ländern auch nicht viele Priester. Dieser so genannte ›Bauernaufstand‹ ist nichts weiter als Schwindel. Die Rotkutten werden die Bauern aufwiegeln, die Bauern werden kopflos herumrennen, ihre Mistgabeln schwenken und alles stehlen, was
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