Althalus
schlichter Bauernbub bist also rede auch wie einer. Vielleicht erkennt Ghend dann nicht, wie klug du wirklich bist.«
Gher begab sich ins Dickicht, und Althalus schlenderte den Pfad entlang. Dabei versuchte er, sich an jede Einzelheit gewisser Geschehnisse zu erinnern, die sich vor fünfundzwanzig Jahrhunder ten zugetragen hatten, damit er sie geringfügig ändern konnte. Das Wörtchen »geringfügig« wiederholte er für sich.
Gher saß auf einem Baumstumpf an der Kreuzung, und die Pferde waren an kräftigen Büschen angebunden. »Ah, du hast meine Nachricht also bekommen«, rief Althalus ihm entgegen.
»Na ja, in etwa«, entgegnete Gher laut. »Du hast dir keinen so guten Boten ausgesucht, Althalus. Er war ganz schön betrunken, als er mir gesagt hat, was du willst. Drum war ich mir nicht ganz sicher, ob ich ihn richtig verstanden hab'.«
»Er war der Einzige, den ich in der kurzen Zeit überhaupt fin den konnte. Jedenfalls scheinst du genug verstanden zu haben, dass du hierher gekommen bist.«
»Ich hab mehr geraten als sonst was. Wo woll'n wir von hier aus hin? «
»Ich möchte nach Hule zurück, wohin ich gehöre. Von der Zivilisation habe ich mehr gehabt, als ich ertragen kann. Hast du zufällig auf dem Weg hierher irgendwelche Schenken gesehen? Ich stapfe schon ziemlich lang dahin und hab gewaltigen Durst.«
»Ein paar Meilen weiter gibt's eine kleine Ortschaft«, antwortete Gher und stand auf. »Bestimmt hat sie auch eine Schenke.«
»Gut.« Althalus nickte. »Sitzen wir auf und schauen nach.«
Sie gingen zu den Pferden und Gher flüsterte: »Hab ich's richtig gemacht, Althalus?« »Großartig, Gher. Falls Ghend uns belauscht hat, weiß er jetzt alles, was wir möchten, dass er weiß.«
»Und wenn er uns nicht belauscht hat?«
»Sorge ich in der Schenke dafür, dass er es erfährt.«
»Das braucht Ihr nicht«, erklang Eliars Stimme in Althalus' Kopf.
»Ghend ist nur zwanzig Fuß von Euch entfernt und hat Khnom bei sich.« »Dann läuft alles, wie es laufen soll«, sandte Althalus seinen Gedanken zurück. »Danke, Eliar.«
»Nichts zu danken«, murmelte Dweias Stimme. »Ach, übrigens, ich habe Khnom ermutigt, an Becher voller Met zu denken, was ihn ganz sicher sehr durstig macht. Deshalb werden er und Ghend wahrscheinlich schon in der Schenke sein, wenn ihr zwei ankommt.«
»Ermutigt?«
»Irgendwann werde ich dir zeigen, wie das geht, Schatz. Es ist gar nicht schwer.«
»Gut. Reiten wir los, Gher.« Althalus stupste sein Pferd.
Die Schenke war nicht viel anders als in Althalus' Erinnerung, nur waren ein zottiger grauer und ein müder brauner Gaul draußen angebunden. »Der Graue ist Ghends Pferd«, sagte Althalus beim Absitzen leise zu seinem kindlichen Freund. »Binden wir unsere Tiere daneben an.«
»Ist gut«, bestätigte Gher. »Krieg ich auch Met?«
»Nein!«, bestimmte Dweia.
»Bedauere, Em«, entgegnete Althalus sehr entschieden. »Wenn er
nichts trinkt, könnte Ghend argwöhnisch werden. Aber ich werde darauf achten, dass der Junge sich zurückhält.« »Darüber reden wir noch, Althalus!« Dweias Stimme klang drohend. »Es ist immer ein Vergnügen, sich mit dir zu unterhalten, Em«, versicherte er ihr.
Nachdem sie ihre Pferde angebunden hatten, betraten sie die Schenke. »Sie sind da drüben«, flüsterte Gher und deutete mit dem Kinn.
»Wir wollen nicht zu nahe bei ihnen sitzen«, murmelte Althalus. Sie nahmen an einem grob gezimmerten Tisch nahe der Tür Platz, und Althalus bestellte Met. »Das ist ein schöner Umhang, den du hast, Freund.« Der Wirt stellte zwei große irdene Becher Met auf den Tisch. Althalus zuckte die Schultern. »Er hält mir den Wind vom Rücken.« »Wieviel verlangt er? «, hob einer der Gäste ungläubig die Stimme
und blickte den Mann an, der offenbar etwas Unerwartetes gesagt hatte.
»Eine ganze Unze Gold«, antwortete dieser. »Und Gosti Fettwanst hat ein Dutzend Mann mit Streitäxten dort stehen, die darauf achten, dass man auch bezahlt, bevor man die Brücke überquert.«
»Das ist ungeheuerlich!«
»Immer noch besser als zu schwimmen. Und die nächsten Furten sind fünf Tagesritte entfernt -sowohl flussauf wie flussab. Diese Brücke gibt Gosti das Recht, anderen das Geld aus dem Beutel zu ziehen. Die ganzen Goldadern sind auf der anderen Seite des Flusses, doch keiner gelangt zu ihnen - oder kommt von dort zurück -, wenn er Gosti Fettwanst nicht noch reicher macht.«
»Entschuldigt«, wandte Althalus sich an die Männer. »Ich habe
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