Althalus
zufällig gehört, was ihr gesagt habt. Mein junger Freund und ich sind unterwegs nach Hule, aber ich fürchte, wir werden einen anderen Weg suchen müssen, falls diese Brücke sich an der Strecke befindet, die wir eingeschlagen haben.«
»Wenn ihr nach Hule wollt, werdet ihr kein Problem haben, Fremder. Der Weg dorthin verläuft auf dieser Seite des Flusses, da braucht ihr niemand was zahlen. Die andere Seite ist es, die einiges kosten würde. Da drüben gibt's Gold, und Gosti Fettwanst sorgt dafür, dass jeder, der danach suchen will, dafür bezahlen muss.«
»Wie in aller Welt ist ein Stammeshäuptling zu ein em solchen Beinamen gekommen? «, fragte Althalus. »Sehr respektvoll finde ich ihn nicht.«
»Du müsstest Ghosti erst kennen, um das zu verstehen«, er klärte ein anderer Gast. »Du hast Recht, dass so ein Beiname für alle anderen arumischen Häuptlinge eine Beleidigung wäre, aber Gosti ist stolz auf seinen Bauch. Er lacht sogar, wenn er damit prahlt, dass er seine Füße seit Jahren nicht mehr schauen kann.«
»Wenn er von jedem, der über die Brücke will, eine Unze Gold fordert, dürfte er allmählich ganz schön reich sein.« »Oh, er ist reich«, bestätigte der Gast, der die Höhe der Maut erwähnt hatte. »Er ist stinkreich!« »Ließ er diese Brücke errichten, als er von den Goldfunden in den Bergen hörte?« »Nein, sie stand schon, ehe etwas davon bekannt wurde. Es begann Jahre zuvor. Da fand eine Stammesfehde statt, musst du wis
sen, und Gostis Vater, der damals Häuptling war, kam dabei ums Leben. Dadurch wurde Gosti sein Nachfolger, ob es jemand passte oder nicht -und den meisten hat es nicht gepasst, denn Gosti war nicht sonderlich beliebt. Schließlich erwartet man, dass ein Häuptling so etwas wie ein Held ist, und ein fetter Kerl sieht eben nicht gerade heldenhaft aus. Aber Gosti hat da einen Vetter -Galbak ist sein Name -, der ist sieben Fuß groß und hinterlistig er als eine Schlange. Niemand, der auch nur ein bisschen Grips hat, legt sich mit ihm an. Gosti war noch nie so richtig voller Tatendrang, eben weil er so fett ist, und die meisten Fetten sind stinkfaul. Doch ist es so, dass Häuptlinge dann und wann andere Häuptlinge besuchen müssen, und ein Ritt von fünf Tagen zur nächsten Furt konnte Gosti gar nicht begeistern. Da befahl er seinen Männern, eine Brücke über den Fluss zu errichten. Wie sie dann fertig war, kam ihm die Idee von jedem, der nicht zu seinem Stamm gehörte, Maut für die Überquerung der Brücke zu verlangen. Anfangs war die Gebühr nur eine Kupfermünze, doch nach der Entdeckung des Goldes oben in den Bergen stieg der Preis beachtlich.«
»Eine ganze Unze Gold ist weit mehr als nur beachtlich, mein Freund«, sagte Althalus trocken. »Warum sollte jemand, der klaren Verstandes ist, so viel bezahlen?«
»Wenn einer sechs Monate damit zugebracht hat, ein Loch in einen Berg zu hauen, zahlt er es gern, denn er hat Durst nach was Kräftigem und sehnt sich nach der Gesellschaft von hübschen Maiden, denen es egal ist, wie übel einer stinkt, solange sein Beutel prall von Gold ist. Gostis Fort liegt direkt gegenüber dem einzigen Weg, der aus den Bergen führt. Also kriegt er seinen Anteil von allem Gold, das geschürft wurde und muss sich nicht mal selbst die Hände schmutzig machen. Ich glaube nicht, dass schon ein passendes Wort für Gostis Reichtum erfunden wurde, soviel Gold hat er.«
Gher stupste Althalus. »Seht Euch Ghend an«, flüsterte er. »Er is' schon ganz weg!«
Althalus schaute rasch in die Gesichter der anderen Gäste und bedachte auch Ghend nur mit einem kurzen Blick. Der Mann mit den fettigen Strähnen und den brennenden Augen war blass und sein Gesichtsausdruck eine groteske Maske unverhohlener Gier.
»Ich glaub', er hat grad unsern Haken geschluckt«, sagte Gher zufrieden. »Wir müssen ihn bloß noch an Land zieh'n.«
»Wo genau ist diese Mautbrücke?«, erkundigte Ghend sich. »Mein Freund und ich sind ebenfalls auf dem Weg nach Norden wahrscheinlich in die ungefähre Richtung wie diese beiden anderen Reisenden -, und wenn dieser Gosti so habgierig ist, wie ihr sagt, kommt er vielleicht noch auf den Gedanken, nicht nur Mautgebühr für seine Brücke zu verlangen, sondern auch noch für die Straße nach Hule.«
»Ich glaube nicht, dass er so weit gehen würde«, entgegnete der Mann, der Gostis Lebensgeschichte erzählt hatte. »Das würden sich die anderen Häuptlinge nicht gefallen lassen. Es käm zu einem
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