Althalus
räumte Galbak ein, »und ein Blick kostet ja nichts.« Er holte einen schweren Bronzeschlüssel aus dem Beutel an seinem Gürtel, schloss die Tür auf, nahm eine Fackel aus einer Halterung an der Mauer und trat ein.
Althalus unterdrückte ein Grinsen. Das erste, was Galbak sehen konnte, mussten der Haufen Kupfermünzen auf dem Boden und der umgekippte Tisch sein.
Galbak stürmte fluchend aus der Schatzkammer. »Du hattest Recht. Komm mit.«
Althalus nickte und folgte dem riesenhaften Arumer zurück in die Halle. »Hoch mit euch!«, brüllte Galbak und weckte die Stammesbrüder mit unsanften Fußtritten. »Man hat uns beraubt!«
»Was sagst du da, Galbak?«, fragte Gosti schlaftrunken.
»Deine Schatzkammer wurde geplündert, Gosti! Jemand hat das
Schloss aufgekriegt und ist in der Kammer gewesen. Überall auf dem Boden liegen Kupfermünzen, und mehrere Säcke Gold fehlen!« »Du bist betrunken, Galbak«, sagte Gosti abfällig. »Das Tor ist verschlossen. Niemand kann unbemerkt ins Fort.«
»Er war bereits im Fort«, entgegnete Galbak heftig. »Ghend und sein Diener haben dich bestohlen. Althalus hat gesehen, wie sie schwere Säcke weggeschleppt haben.« Er machte sich wieder daran, die schnarchenden Männer mit Fußtritten zu traktieren. »Marsch in die Stallungen, und sattelt die Pferde!«, befahl er. »Die Diebe können noch nicht sehr weit gekommen sein. Also los!«
»Würde mir jemand erklären, was los ist?«, fragte Gosti. »Sag ihm, was du mir gesagt hast, Althalus«, forderte Galbak ihn auf. Althalus erzählte seine Geschichte noch einmal und schloss: »Als
Letztes hörte ich Pferde nach Norden galoppieren.«
»Hast du gesehen, wie sie durchs Tor gelangt sind?«
»Nein«, gestand Althalus. »Aber ich habe gehört, wie sie weggeritten
sind!« »Das muss jemand außerhalb des Forts gewesen sein«, meinte Gosti. »Das Tor ist der einzige Weg hinaus.«
»Du täuschst dich, Gosti«, widersprach der Grauhaarige, an den Althalus sich als Egnis erinnerte. »In der Scheune gibt es eine Hintertür. Seit Jahren hat niemand sie mehr benutzt, aber es gibt sie noch. Vielleicht ist sie ja mit Brettern verschlagen worden, aber dieser Ghend war lange genug hier, dass er sie hat entfernen können.«
»Galbak!«, brüllte Gosti, »schau mal in die Schatzkammer!«
»Ich hab dir doch gesagt, dass ich das schon getan habe. Man hat dich bestohlen, Vetter.«
»Dann verfolg diese Halunken!«, keifte Gosti. »Hol mein Gold zurück!«
»Das versuch ich ja, du fetter Trampel!«
»Nett«, murmelte Gher Althalus zu.
»Freut mich, dass es dir gefallen hat.«
»Was tun wir jetzt?«
»Du bleibst hier. Falls jemand dich fragt, dann sag, ich bin auf den Hof, weil ich mich wieder übergeben muss. Wir dürfen uns den Verfolgern nicht anschließen. Ich möchte nicht, dass Ghend uns unter ihnen sieht.«
Galbak weckte auch den Rest der Stammesbrüder mit Fußtritten und Verwünschungen. Etwa eine Viertelstunde später fanden sich alle mit ihren Pferden auf dem Hof ein. Galbaks Späher hatten die Fährte entdeckt, die Althalus sorgsam von der Rückseite der Scheune zum Pfad durch die Schlucht gelegt hatte. Das Tor schwang auf, und Galbak ritt seinen Männern zur Verfolgung der Diebe voraus.
Obwohl alles genau nach Plan verlaufen war, verspürte Althalus eine seltsame Unzufriedenheit, als er in Gostis Halle zurückkehrte. Er mochte Galbak ehrlich und war ganz und gar nicht stolz darauf, dass er ihn so hatte hereinlegen müssen. Gewiss, der Plan hatte es unbedingt erforderlich gemacht, und letztendlich war der Zweck löblich, aber trotzdem…
»Galbak hat eine gute Chance, die Diebe zu fangen, Gosti«, beruhigte er den Häuptling. »Ghend und Khnom haben höchstens eine Stunde Vorsprung und sind mit der Gegend nicht so vertraut wie Galbak.« Er lächelte dem fetten Häuptling zu. »Es mag ja merkwürdig klingen, aber Ghends Habgier hilft uns dabei.«
»Das verstehe ich nicht, Althalus«, gestand Gosti.
»Gold ist schwer«, erklärte Althalus, »und wenn Galbak Recht hat, fehlen acht Säcke aus deiner Schatzkammer.«
Gosti ächzte. »Acht Säcke!«, jammerte er.
»Es wäre besser, wenn Ghends Gier sogar noch weiter gegangen wäre, aber acht Säcke dürften auch genügen. Ghend und Khnom haben ja nur zwei Pferde, und das Gewicht dieser Säcke wird ihnen ordentlich zu schaffen machen. Galbak und seine Männer dagegen haben nichts Schweres bei sich und kommen deshalb schneller voran. Ich schätze, dass sie die Diebe am
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