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Althalus

Althalus

Titel: Althalus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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der Heerführer in
    diesem Krieg, würde ich meine Schlachtpläne nicht jede Nacht an
    den Himmel kritzeln. Ihr vielleicht?«
    Die Augen des Priesters wurden besorgt. »Ihr rüttelt an den Grundfesten des Glaubens!«, klagte er Althalus an.
    »Nein, bloß an einer falschen Auslegung. Ihr blickt zum Himmel und vermeint Bilder zu sehen, doch es sind nicht wirklich Bilder, sondern bloß Lichtpunkte, die durch endlose Weiten getrennt sind. Es gibt keinen Raben da oben, keinen Wolf, keine Schlange oder andere Bilder, die man sich vorstellt. Der Krieg tobt hier, nicht dort. Aber das steht nicht zur Debatte. Lasst uns herausfinden, ob Ihr wirklich einer der Kämpfer des Himmelsgottes seid.«
    »Ich habe ein Gelübde geleistet, ihm zu dienen«, antwortete der fromme Priester.
    »Und ist er je dazu gekommen, Euch wissen zu lassen, ob er Euer Gelübde angenommen hat?«, fragte Althalus. »Vielleicht seid Ihr ja nicht geeignet.«
    Wieder blickten die Augen des jungen Mannes mit dem kastanienfarbenen Haar besorgt.
    »Euch quälen Zweifel, Freund, nicht wahr?«, fragte Althalus mitfühlend. »Ich kenne das aus eigener Erfahrung. Manchmal ist dieser Zweifel so schlimm, dass alles, was man glauben möchte, einem wie Spott und Hohn vorkommt -wie ein grausamer Witz.«
    »Ich möchte glauben! Ich versuche, so sehr zu glauben.« »Eliar und ich sind hier, es Euch zu erleichtern«, versicherte ihm Althalus. »Zeig ihm den Dolch, Eliar.« »Wenn Ihr wünscht«, entgegnete Eliar gehorsam. Er blickte auf den besorgten Priester. »Regt Euch nicht auf, Hochwürden. Ich werde Euch jetzt meinen Dolch zeigen. Ich habe nicht vor, Euch damit zu bedrohen oder dergleichen. Auf der Klinge steht etwas geschrieben, das Ihr uns vorlesen sollt. Wenn Ihr es nicht könnt,
    schütteln wir einander die Hände und trennen uns als Freunde. Solltet Ihr jedoch ein Wort auf der Klinge erkennen, werdet Ihr Euch uns anschließen. Das ist die Probe, von der Althalus sprach.«
    »Zeig ihm einfach den Dolch, Eliar«, befahl Althalus. »Du brauchst ihm keine Rede zu halten.«
    »Er ist sehr reizbar«, erklärte Eliar dem jetzt sichtlich verblüfften Priester. »Althalus ist der älteste Mann der Welt und Ihr wisst ja, wie übellaunig alte Leute manchmal sein können. Aber wir sollten jetzt wirklich zur Sache kommen, bevor er wild herumhüpft und geifert, dass ihm der Schaum vorm Mund steht.«
    »Eliar!« Althalus' Stimme wurde laut und drohend. »Zeig ihm den Dolch!«
    »Jetzt versteht Ihr, was ich meine.« Eliar zog den Dolch unter seinem Gürtel hervor und deutete auf die komplizierte Gravur auf der Klinge. »Das hier sollt Ihr lesen«, erklärte er. »Das Wort springt Euch regelrecht an, Ihr braucht Euch also nicht anzustrengen.«
    »Eliar!«, knirschte Althalus.
    »Ich will ihm doch nur helfen!« Eliar hielt den Dolchgriff fest in der Hand und drehte ihn so, dass die Klinge sich unmittelbar vor dem bleichen Gesicht des zitternden Priesters befand. »Was sagt sie Euch, Hochwürden?«, fragte er höflich.
    Der jugendliche Priester wurde noch bleicher, als wäre jeder Tropfen Blut aus seinem Gesicht gewichen. »ERLEUCHTE!«, antwortete er so ehrfürchtig wie im Gebet.
    Der Dolch in Eliars Faust fing freudig zu singen an.
    »Ich wusste, dass er der Richtige ist, Althalus«, sagte Eliar gleichmütig. »Deshalb hab ich versucht, es ihm zu erleichtern. Ihr seid kein schlechter Sergeant, aber manchmal etwas grob. Ihr solltet daran arbeiten, wenn Ihr mir die Bemerkung gestattet.«
    »Danke«, antwortete Althalus in mürrischem Tonfall.
    »Das wurde mir bei meiner Ausbildung beigebracht.« Eliar schob den Dolch wieder unter seinen Gürtel. »Ich bin gewissermaßen Eure rechte Hand. Wenn ich also sehe, wie sich etwas besser machen lässt, ist es meine Pflicht, Euch darauf hinzuweisen. Ihr müsst natürlich nicht darauf hören, wenn Ihr nicht wollt, aber ich würde Euch enttäuschen, wenn ich es nicht erwähnte, stimmt's?«
    »Sag nichts, Althalus!«, befahl Emmy stumm.
    Althalus seufzte. »Nein, Liebes«, antwortete er resigniert.
     

12
     
    Der junge Priester mit dem kastanienfarbenen Haar war schlaff auf einen moosüberwucherten Stein gesunken und starrte mit abwesendem Staunen auf den Boden.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Eliar ihren neuen Gefährten nun vertraulich. »Ich habe das Wort Gottes gesehen«, erwiderte der Priester mit zittriger Stimme. »Deiwos hat zu mir gesprochen!« »Ja«, versicherte ihm Eliar, »wir haben ihn auch gehört.« Dann verbesserte

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