Althea - Das Erwachen
tun.“ Er lächelte mich an, ich ließ also das Schwert erst einmal stecken. Er ignorierte meine aggressive Geste völlig, als hätte sie nie stattgefunden.
„Darf ich mich vorstellen, ich bin Hans Schmidt, und dies ist meine Truppe, normalerweise haben wir auch durchaus Manieren Gästen gegenüber. Wir sind hier auf Patrouille, um gegen marodierende Orkbanden vorzugehen. Sie haben uns in den letzten Wochen wieder vermehrt Ärger gemacht. Hast du gar keine getroffen? Du solltest auf jeden Fall in dieser Gegend nicht alleine herumlaufen.“
Ich lachte fast hysterisch auf bei der Bemerkung.
Er stieg von seinem Pferd und ging auf mich zu, die Hände leicht erhoben, mit den Handflächen nach unten, wohl um mich zu beruhigen.
„Darf ich dich fragen, wer du bist und wo du herkommst?“
Ich beruhigte mich ein wenig. Aus irgendeinem Grund fasste ich sofort instinktiv Vertrauen zu dem Mann. Auch wenn es mir doch innerlich gegen den Strich ging, dass er mich wie ein Kind behandelte.
Ork, ich vermutete mal er meinte die Grünen damit, ein durchaus passender Name, fand ich. Er trug eine recht ordentliche Rüstung, besser als alles, was ich bisher gesehen hatte, und war schon etwas älter. Vielleicht so um die fünfundfünfzig, aber durchaus eher schlank und durchtrainiert als fett oder extrem kräftig.
Er trug Lederhosen mit weiteren Stahlplatten daran und Reiterstiefel. Sein Pferd hatte einen ziemlich teuer aussehenden Sattel, wobei ich wirklich nichts von Sätteln verstand.
Schließlich fasste ich mich und antwortete ihm.
„Ich komme aus Waging, wo ich einen Wochenendtrip verbracht hatte und dann nach einem Blackout in einem verlassenen Krankenhaus aufwachte. Ich bin schon seit einigen Wochen unterwegs, ohne auch nur einen einzigen Menschen getroffen zu haben. Ich habe wirklich sehr viele Fragen, was ist denn nur passiert?“
Die Fußtruppe fing an sich lautstark zu unterhalten, ich konnte einige Wörter aufschnappen, wie
„Unmöglich!“ und „Wie soll sie das geschafft haben?“
Dann rief Hans „Ruhe! Wir werden sie erst mal in die Stadt bringen und dann sehen wir weiter. Natürlich nur, wenn dir das recht ist, Mädchen. Wo sind denn deine Eltern?“
„Nennen Sie mich Althea, bitte. Meine Eltern starben schon vor vielen Jahren, und Geschwister hatte ich auch nie.“
Dies war der Name, den ich mir schon vor einiger Zeit für eine Begegnung wie diese zurechtgelegt hatte, ein Name aus einem Roman über Elfen, den ich jetzt sehr passend für mich fand. Ich klärte den Mann vorerst nicht über seinen Irrtum auf, dass ich eigentlich nicht sehr viel jünger als er war, sondern behielt erst mal die Rolle des Mädchens bei. Das erschien mit deutlich sicherer für den Augenblick.
Anton umklammerte sein Kreuz so fest, dass sich die Knöchel seiner Hand weiß färbten, und starrte mich hasserfüllt an, ohne weiter zu sprechen. Ich nahm mir vor sehr, sehr vorsichtig im Umgang mit diesem Mann zu sein.
„Wo bist du denn zu Hause?“, fragte er mich als nächstes. Ich gab ihm die Adresse meines Appartements an, er kannte den Ort, war aber nie da gewesen, was mich nicht weiter überraschte, es war ein ziemlich kleines Kaff.
„Komm erst mal mit uns und dann sehen wir weiter, wir sind sowieso mit der Patrouille fast fertig. Hast du Hunger?“
Ich schüttelte den Kopf. Wir marschierten nebeneinander los, ich folgte ihm und konnte kaum meinen Jubel unterdrücken. Ich hatte endlich wieder menschliche Gesellschaft, ich fühlte mich sicher und hatte endlich wieder jemanden, mit dem ich mich unterhalten konnte. Das Gefühl war unbeschreiblich, vor allem war ich unendlich erleichtert, ich war endlich außer Gefahr. Der Rest des Trupps reihte sich, ohne weitere Fragen oder Verwirrung hinter uns auf, anscheinend ein ziemlich disziplinierter und selbstständiger Haufen, wenn man die Umstände bedenkt, normales Militär war das hier sicher nicht.
Ich konnte die hasserfüllten Blicke von Anton in meinem Rücken spüren, entschloss mich jedoch, sie zu ignorieren.
Dann sprudelten die Fragen nur so aus mir heraus.
„Was ist denn nur passiert? Ich habe sehr viele Grüne, ich meine Orks, getroffen, aber keine Menschen. Die Dörfer waren alle leer und so viele Tote, was ist um Himmels willen denn passiert?“
Hans starrte mich fassungslos an, ohne jedoch seinen Schritt zu verlangsamen.
„Du weißt wirklich nicht, was passiert ist, wo bist du denn die letzten Monate über gewesen?“
Ich versuchte, seine Frage so gut wie möglich zu
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