Althea - Das Erwachen
sein Gesichtsausdruck wurde sofort ziemlich finster.
„Georg, du solltest sie nach Hause bringen und nicht betrunken machen! Was hast du dir denn dabei gedacht, sie ist doch noch ein halbes Kind!“
Ich verteidigte Georg energisch, aber doch noch recht undeutlich in der Aussprache, was die ganze Sache natürlich noch schlimmer für ihn machte.
„Ich kann auf mich selbst aufpassen, ich habe einfach ein bisschen viel getrunken, außerdem will er es wieder gut machen und morgen mit mir mit dem Schwert üben, damit ich mich besser wehren kann.“
„Ich kämpfe doch nicht gegen ein Mädchen“, meinte Georg immer noch provoziert und sauer.
„Das reicht jetzt, du da, komm mit mir, ich bringe dich ins Bett. Eins der Gästezimmer, wir haben einige davon. Und du, Georg, du wirst morgen sehr wohl mit ihr kämpfen, wenn sie das dann noch will. Das wird dich vielleicht lehren, dich das nächste Mal an deine Anweisungen zu halten.“
Sein Ton duldete keinen Widerspruch, so hatte ich das nicht geplant. Ich hielt den Mund, ich wollte nicht noch mehr Unheil stiften. Hans brachte mich in ein gemütliches kleines Zimmer und wünschte mir eine gute Nachtruhe.
„Das Bad ist den Flur entlang, Handtücher sind irgendwo im Bad, nimm dir einfach, was du brauchst, du kannst auch gerne duschen, wenn du möchtest.“
„Hans?“, sprach ich ihn noch einmal an. „Ich wollte keinen Ärger machen, Georg war sehr nett zu mir.“
„Ich weiß, mach dir keine Gedanken, Georg schadet es nichts, wenn er mal etwas tun muss, von dem er glaubt, dass es unangenehm oder seinem Ruf schädlich ist, er kann manchmal doch ziemlich arrogant sein. Und du kannst sicher ein wenig Übung brauchen.“ meinte er versöhnlich. „Vor allem, wenn du irgendwann weiterziehen willst. Schlaf jetzt, du hast eine lange Reise hinter dir und brauchst Ruhe und Frieden. Willkommen daheim, das hier wird erst einmal dein Zuhause sein, solange du es möchtest.“
Ich dankte ihm, während mir vor Rührung die Tränen über die Wangen liefen. Sichtlich peinlich berührt verließ er den Raum. Das Gefühl, nach wochenlanger Einsamkeit wieder irgendwo willkommen zu sein, tat meiner abgestumpften Seele einfach zu gut. Meine Emotionen gingen mit mir durch; der Alkohol machte es nicht besser. Ich hoffte nur, ich hatte Georg nicht zu sehr verärgert.
Ich folgte Hans` Rat und legte erst mal meinen Rucksack ab. Dann verstaute ich alles daraus in einem Schrank. Meine Kleidung sah eigentlich dafür, dass ich für Wochen in den Wäldern gewesen war, noch ziemlich gut aus. Das Waschen mit Kernseife in Bächen hatte ihr wohl nicht zu sehr geschadet, und mit Nadel und Faden konnte ich auch früher schon einigermaßen umgehen.
Trotzdem sollte ich meine Sachen mal wieder richtig waschen, aber zum Glück war die Ersatzkleidung im Rucksack wenigstens einigermaßen sauber. Ich ging in das Bad und duschte mich. Es war wie üblich kein warmes Wasser da, aber die Temperatur kam mir nach wie vor angenehm vor. Es war ein weiteres Stückchen willkommener Luxus, ich hatte unterwegs immer seltener Häuser mit funktionierendem fließendem Wasser gefunden. Ohne Wartung und ohne Strom brach das System wohl langsam zusammen.
Viel später, nach einer ausgiebigen Wäsche, zog ich mich in das Zimmer zurück und legte mich hin. Offensichtlich hatte ich ziemliches Glück gehabt, Hans zu treffen, er schien ziemlich nett zu sein, besonders für einen Soldaten. Ich war immer noch ziemlich betrunken, ich versuchte die Schleier zu rufen, vielleicht nützten sie mir etwas hier.
Diesmal war der Schmerz in meinem Körper wieder heftiger, jedoch bei Weitem nicht so stark wie beim ersten Mal, als ich völlig zerschunden und dem Tode geweiht unter dem Baum lag. Ich wurde auf einen Schlag wieder nüchtern.
Ich beschloss, diesen Trick das nächste Mal etwas früher anzuwenden, bevor ich wieder soviel Unsinn anstellte. Mit dem Gedanken an die Schwertübungen am nächsten Tag schlief ich ein. Ich freute mich darauf, mich mit Georg zu messen. Ob ich mir wohl vieles falsch beigebracht hatte?
Ich erwachte wie üblich mit der Dämmerung, auch ohne die Geräusche des Waldes, die mich sonst geweckt hatten. Ich zog mich an und ging die Treppe hinunter. Ich fand die Küche meiner Nase folgend, weil jemand offensichtlich dabei war, Frühstück zu machen. Mir lief bereits das Wasser im Mund zusammen, ein Frühstück ohne Aufbruchstimmung, das war etwas Neues. Nun, jedenfalls, wenn man das letzte halbe Jahr betrachtete.
„Guten Morgen,
Weitere Kostenlose Bücher