Althea - Das Erwachen
wünschte mir, die Lage wäre anders, aber ich wusste genau, ohne die Grenzfeste würden die Ork überall ins Land strömen und die gerade neu entstehenden Zivilisationen zerstören. Ich hoffte nur, dass es genug Grenzfesten gab. Eine sichere Grenzlinie, das war es, was wir auf lange Sicht gesehen brauchten, um so etwas wie eine Barriere zu schaffen. Idealerweise so etwas wie die Chinesische Mauer.
Es hatte nicht lange nach der Umwandlung gedauert, bis die Menschheit sich wieder in einem gnadenlosen Krieg befand. Obwohl ich mich diesmal nicht dazu überwinden konnte, den Menschen die Schuld daran zu geben. Es waren viele neue Rassen darin verwickelt, und der Aggressor hatte nichts Menschliches mehr an sich. Aber wer stand hinter dem Aggressor? Die Ork hatten nicht die Intelligenz bewiesen, einen solchen Feldzug zu planen und durchzuführen. Außerdem fehlte ihnen eigentlich auch das Motiv dafür. Mir fehlte ein sehr wichtiges Detail in der ganzen Geschichte.
Rassenkonflikte gab es schon so lange wie die Menschheit selbst, das war nichts Neues. Die unterschiedlichen Rassen waren Grund genug für Menschen, um sich untereinander zu bekämpfen, aber woher kam das einigermaßen durchorganisierte Heer? Die Ork hatten sicherlich genug damit zu tun, sich selbst etwas aufzubauen, genauso wie die anderen Rassen ebenfalls, Grundbedürfnisse wie Nahrung und ein Dach über dem Kopf mussten auch bei ihnen vorhanden sein oder viele von ihnen würden den nächsten Winter nicht überstehen. Ich wusste nicht, wie kälteempfindlich sie waren, aber sie brauchten sicher genauso Essen wie wir Menschen.
Ich war mir sicher, dass auch diese Rasse intelligent genug war, um das klar zu sehen, sie mussten doch aber wenigstens einen Instinkt zum Überleben haben. Alles auf eine Karte zu setzen und diesen Krieg so früh zu starten war nicht logisch, es war einfach viel zu früh nach der Umwandlung für alle vernunftbegabten Parteien. Ich wusste genau, dass mir ein wichtiges Teil in diesem Puzzle entging, ich konnte nur meinen Finger nicht darauf legen.
Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als sich die Tür öffnete und die Generalin von vorher eintrat, Petra.
„Entschuldige bitte, ich habe geklopft, aber es kam keine Reaktion, hast du mich nicht gehört?“
Ich schüttelte etwas benommen den Kopf.
„Ich habe befürchtet, dass du vielleicht eingeschlafen bist. Es tut mir leid, dass ich einfach so eingetreten bin. Die Königin hat nun Zeit, möchtest du mir folgen? Wir haben es bereits angestoßen, dass sich unsere Truppen zum Abmarsch bereit machen, wir sollten in wenigen Tagen bereit sein. Meine Truppen werden es auf jeden Fall sein, aber komm doch erst mal mit, Jaritha wartet, und sie kann auch schon mal ungeduldig werden.“
Ich erhob mich vom Bett und streifte die Falten aus meinem Gewand, die ich verursacht hatte.
„Selbstverständlich, lass uns gehen, ich bin bereit. Oh, und ich bin dir dankbar, dass du mich aus meinen Gedanken gerissen hast, sie waren ziemlich trüb.“
Ein wenig nervös folgte ich ihr, sie brachte mich durch einige Gänge zu etwas, was wie die persönlichen Gemächer der Königin aussah, jedenfalls waren die Räume wesentlich informeller gehalten. Jaritha saß auf einer Couch und hatte die Füße hochgelegt, sie war offensichtlich damit beschäftigt, sich nach einem harten Tag auszuruhen. Sie trug immer noch ihr weißes Kleid, allerdings keine Schuhe mehr.
Ich beneidete sie nicht um ihre Aufgabe, es war bestimmt nicht einfach für sie. Der Raum war nicht klein, aber auch nicht groß genug, um ungemütlich zu wirken. Eine große Couch, wie ein U gehalten, stand mitten im Raum. Die offene Seite der Couch zeigte auf einen Kamin, der jedoch nicht brannte. Die Wände waren mit Teppichen verkleidet, hier hatte sich jemand mit viel Geschmack ein kleines Refugium der Ruhe geschaffen.
„Hallo Althea, bitte mach es dir doch gemütlich. Generalin Petra, du kannst gehen oder bleiben, wenn du möchtest, wir kommen hier schon klar. Ich danke dir vielmals.“
Sie winkte ihr zu, worauf die Generalin eine Verbeugung mit dem Kopf andeutete und den Raum verließ. Ich war überrascht, dass ich nicht von einem Diener abgeholt wurde, aber Diener hatte ich auch noch nicht gesehen.
„Normalerweise empfange ich hier niemanden mehr, aber ich bin fix und fertig nach dem Tag, ich hoffe, dir macht das informelle Treffen nichts aus. Ich wollte unbedingt noch eine Weile mit dir reden, ich brauche noch einige Informationen und Eindrücke, vor
Weitere Kostenlose Bücher