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Altstadtrebellen

Altstadtrebellen

Titel: Altstadtrebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Giebel
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Eiscafé ›Mama Mia‹ fängt der an zu heulen. Erzählt mir was von seinem Vater, der ihn auch immer runter machte, ihn nie lobte, heult und rennt raus. Was hätte ich denn machen sollen? Drei Tage später haben sie ihn gefunden, er soll von einer Eiche gesprungen sein, kopfüber, auf das Grab seines Vaters!«
     
    Dabei geht Max tief atmend an das Fenster, dreht sich um und wendet sich wieder an seinen Bruder: »Paul. Ich hab früher oft auf dich herabgeschaut …«, dabei sieht er auf Paul hinunter, »… hab zu dir immer gesagt, du schaffst es nicht, du bist zu unentschlossen, du hast nie Geld. Ich bin gekommen, um dir zu sagen …«, Max zögert, »… dass mir das leidtut. Im Grunde habe ich dich immer bewundert. Schon früher im Hof. Wie du so da sitzt und die Welt bewachst. Das hat mir gefallen. Für mich ist das zu spät!«
     
    Er tritt wieder ans Fenster: »Da draußen, das Wohnmobil, das hat mir mein Kompagnon, der Gunter, vermacht. Und jetzt pass auf. Sein letzter Wille war, dass aus seiner Asche ein Zeichenstift gepresst und mit diesem Stift sein Porträt gezeichnet wird. Verstehst du? Habe ich alles veranlasst. Das Bild hängt jetzt da drin, im Wohnmobil. Ist das nicht verrückt? So fahre ich jetzt immer mit Gunter spazieren. Die nächste Fahrt wird seine letzte sein. Runter nach Kalabrien, in ein Kloster, da häng ich ihn auf. Dort findet er sicher seine Ruhe. Ich bleibe zwei Wochen dort, tut mir sicher gut. Kann zwar kein Italienisch, aber egal, ist ein Schweigekloster. Das Rauchen habe ich übrigens auch aufgehört …«, dabei holt er ein Feuerzeug aus seiner Tasche und legt es auf den Tisch, »… ist echt Gold, musst nur Gas nachfüllen, dann geht’s wieder …«, daraufhin nimmt er seine Uhr ab, »… hier, die Uhr brauch ich auch nicht mehr! Schau mal, die steht im Moment, aber da brauchst du keine Batterie, die speist sich mit Solarzellen, auf die Art und Weise kommst du wenigstens ab und zu ein bisschen raus. Kleiner Scherz von mir!«
     
    Er geht langsam zur Tür. Simmermann will sich zum Verabschieden erheben, doch sein Bruder winkt ab: »Nein, nein, bleib sitzen, mach’s gut, Paul, ich gehe jetzt einfach!«
     
    An der Türe wendet er sich noch einmal um: »Und vergiss nicht, Paul, was Mutter gesagt hat: ›Den Wind kann man nicht verbieten, aber man kann Mühlen bauen!‹«
     

Vereinsgründung
     
    Viele Sekunden herrscht betroffenes Schweigen im Lokal. Dann nimmt Simmermann das Feuerzeug und die Uhr in die Hand und grummelt vor sich hin: »Ein Geld brauch ich, Max, und keine Uhr, die nicht geht, und kein kaputtes Feuerzeug!«
     
    Äußerst beeindruckt vom Auftritt des Bruders äußert sich Chosy: »Eeh, das war, das war ziemlich gut. Eine Art Burt Lancaster mit vielleicht einem Hauch Richard Burton!«
     
    »Ja, dein Bruder, der ist schon recht interessant, Simmermann …«, ergänzt Walter. Dabei nimmt er das Plastikteil vom Tisch und hält es sich an den Kehlkopf: »Aber ganz habe ich das jetzt nicht verstanden. Wo soll ich mir dieses Teil hinbinden, damit ich abnehme?«
     
    Daraufhin fühlt sich Hannover-Fred zur Korrektur veranlasst: »Entschuldigen Sie, Herr Walter, wenn ich da ganz kurz einfalle, ich glaube, da haben Sie etwas missverstanden. Das, glaube ich, meinte der Bruder von Herrn Simmermann anders, mehr als marktpolitische Metapher, wenn ich das mal eben so sagen darf, nicht wahr! Aber Sie können sich das Plastikstück ja gerne um den Hals binden, die Homöopathie verzeichnet ja auch ab und zu Erfolge!« Und dabei lacht er wieder einmal unpassend, spürt die Stille, legt aber nach: »Bei der Gelegenheit fällt mir ein Arztwitz ein, also, kommt ein Arzt zum Mann …«, er überlegt, »… nein, halt, kommt ein Mann …«
     
    Da unterbricht ihn lauthals Simmermann: »Nein, dir fällt jetzt kein Witz mehr ein, Fredl, weil ich mich jetzt konzentrieren muss! Hast du denn überhaupt kein Gefühl?«
     
    Dabei haut er mit seiner flachen Hand kräftig auf den Tisch, Chosy und Walter zucken zusammen, Sekunden der Stille folgen. Simmermann setzt seine Gedanken in ruhigem Ton fort: »Da kommt der Max nach all den Jahren einmal in unsere Wirtschaft! Nicht einmal hingesetzt hat er sich. Läuft auf und ab, redet von Dingen, von denen er genau weiß, dass ich sie nicht verstehe. Aber trotzdem. Irgendwas hat gestimmt von dem, was er gesagt hat. Irgendwas. Wir sitzen immer nur da und reden! Vielleicht ist das wirklich zu wenig!«
     
    Darauf meint Walter: »Ja, Simmermann, wir

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