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Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Titel: Alvion - Vorzeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Thiering
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schweren Herzens um und ging los, meine Sachen zu packen.
     
    Zum Abschied umarmte ich Olk und klopfte ihm auf die Schulter. Es fiel mir schwer, ihn hier zurückzulassen, doch er hatte sich nicht überreden lassen mitzukommen, obwohl ich sicher war, dass ich Melin dazu überreden hätte können. Aber er wollte in der Stadt in der Nähe seiner Eyla bleiben und war davon nicht abzubringen, sodass es Zeit war, Abschied zu nehmen.
    „ Ich danke dir, Olk!“, sagte ich ernst. „Du warst der Einzige, der mir geglaubt hat, das werde ich dir nie vergessen und ich wünsche dir nur das Beste! Wir können ja immer noch gelegentlich abends einen Becher miteinander leeren.“ Olk nickte und lachte zur Antwort.
    „ Ja, das können wir, Alvion! Und sei vorsichtig, ich erwarte dich nach dem Krieg auf meiner Hochzeit!“, verkündete er überschwänglich und klopfte mir auf die Schulter, während ich innerlich aufseufzte und die Augen verdrehte. Wir schüttelten uns ein letztes Mal die Hände, dann verließ ich lächelnd das Quartier und sann darüber nach, ob ich mich nicht vielleicht doch täuschte, und tatsächlich einmal auf Olks Hochzeit mit Eyla zu Gast sein würde. Ich war allerdings wenig zuversichtlich, denn selbst wenn es dazu kommen sollte, würde zumindest seinen Eltern auf der Stelle das Herz stehen bleiben, wenn sie erfuhren, welchem Gewerbe ihre Schwiegertochter einmal nachgegangen war. Aber wie gut hätte es um Solien gestanden, wenn solche Probleme das Wichtigste gewesen wären?
     
    Es war eine unangenehme neue Aufgabe, die mir Melin zugeteilt hatte, nachdem ich mich bei ihm gemeldet hatte. Da ich in den vergangenen Jahren die meiste Zeit zu Pferd unterwegs gewesen war, hatte er mich jener Kohorte zugeteilt, die für die Patrouillen zuständig war. Solche Erkundungsritte erfolgten natürlich nicht in Kohortenstärke, und so war Melin für jeden Offizier dankbar, der Gruppen anführen konnte. Darum war ich bereits am Abend des gleichen Tages zu einer längeren Patrouille an der Spitze eines Trupps von zwanzig Mann aufgebrochen. Unsere Aufgabe bestand darin, das größere Umfeld Perlias im Süden zu überwachen und Erkundigungen über die feindlichen Truppen einzuholen, deren Bewegungen und alles Weitere, was uns verdächtig oder wichtig erschien, zu beobachten. So schlug ich ein erstes Mal wieder den Weg in Richtung Süden ein und musste dort sehen, was dieser Krieg während seiner kurzen Dauer aus dem Land gemacht hatte. Wir ritten an verwaisten und an weitgehend zerstörten Dörfern und Gehöften vorbei, die von ihren Bewohnern verlassen worden waren. Wir sahen geschwärzte Ruinen von ausgebrannten Häusern und hin und wieder die Leichen Unglücklicher am Straßenrand liegen oder an Ästen baumeln. Die Getreidefelder lagen golden wogend und bereit zur Ernte vor uns, doch es war niemand da, der es hätte ernten können. Streckenweise hatte die Bewässerung auch bereits versagt und die Getreidehalme waren verdorrt. Es würde in diesem Winter fast mit Gewissheit Hunger in Solien geben!
    Gelegentlich sahen wir auch feindliche Reitertrupps in der Ferne, die wir aber ebenso mieden, wie sie uns, denn derartige Zusammenstöße waren absolut sinnlos und hätten zu nichts geführt.
    Als ich von jenem ersten Erkundungsritt zurückkehrte, fühlte ich große Bitterkeit in mir über das, was ich in den vergangenen Tagen gesehen hatte und den mir unterstellten Soldaten schien es ebenso zu gehen, so viel glaubte ich an ihren Gesichtern ablesen zu können. Es war bereits Abend, als wir schweigend in das große Lager vor der Stadt einritten und unsere Pferde zu den wieder errichteten Pferchen brachten, um dann die eintägige Ruhepause anzutreten, die nach längeren Erkundungen üblich war. Mit trüben Gedanken machte ich mich eine Stunde später auf den kurzen Fußweg in die Stadt hinein, denn nach Schlafen war mir einfach nicht zumute. Aus einem mir unbekannten Grund hatte ich den ’Königshof’ direkt in der Mitte der Stadt ausgewählt, ein sehr gutes und entsprechend teures Gasthaus, wesentlich vornehmer als die Schenken, die ich sonst bevorzugte. Die Wände waren vertäfelt und es gab mehrere große Gaststuben, mit sauberen Tischen und Stühlen, gut geputzten Bodendielen und Laternenbeleuchtung, um weniger Ruß an den Wänden zu hinterlassen. Außerdem war der Wein hier beinahe doppelt so teuer, wie in den einfachen Schenken der Stadt.
    Ich hatte mir die kleinste der drei Gaststuben ausgesucht und mich mit dem Gesicht zur

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