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Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Titel: Alvion - Vorzeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Thiering
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Überraschung war auf meiner Seite, denn er hatte nicht mehr reagieren können, als ich auf ihn zusprang. Ehe er sich für meinen Angriff wappnen konnte, hatte ich ihm bereits das Schwert in den Körper gestoßen. Den Pfeil, der mich im nächsten Moment traf, sah ich nicht einmal kommen, statt dessen verwunderte es mich, dass ich auf einmal den Boden unter den Füßen verlor und auf dem Rücken landete. Der Pfeil in meiner Brust, der in der Mitte meines Blickfelds lag, erschien mir in diesem Moment wie ein ewiges Monument meiner unendlichen Dummheit, das ich, unfähig zu sprechen, entgeistert anstarrte. Ich bemerkte noch, dass irgendwann Kampfgeräusche in meiner Nähe zu hören waren, doch in diesem Moment wollte mir nicht einmal mehr einfallen, wer da gegen wen kämpfte. Eine bleierne Schwere befiel meinen Körper, gleichzeitig fühlte ich mich aber auch unendlich leicht und verspürte nicht einmal Schmerz. Das Letzte, was ich wahrnahm, war scheinbar Salinas lächelndes, wunderschönes Gesicht vor mir, dann senkte sich ein schwarzer Schleier vor meine Augen, während mich die milde Seeluft meiner Heimat zu umwehen schien.
     
    Das Gefecht war schnell entschieden gewesen, denn es war nur ein kleines Grüppchen von sechs Deserteuren, die uns in diesem Wäldchen aufgestöbert hatten, ohne zu bemerken, dass wir über zwanzig Soldaten waren. Als sie bemerkten, dass sie in der Unterzahl waren, ergriffen sie die Flucht und stoben in alle Richtungen davon. Meine Männer brachen den Schaft des Pfeils ab und versorgten die Wunde in meiner Brust so gut es ging und begannen dann mit dem Bau einer Bahre, die mein Pferd ziehen sollte. Ich selbst bekam davon kaum noch etwas mit. Als ich das erste Mal wieder erwachte, lag ich im Fieber und konnte mit den wirren Sinneseindrücken von außen überhaupt nichts anfangen. Während des langsamen Rückwegs nach Perlia, der zwei Tage dauerte, war ich dem Tode näher als dem Leben und wurde von heftigen Fieberträumen gequält, während sich die Männer immer stärker darüber wunderten, dass ich überhaupt noch weiterlebte.
    Der erste bewusste Eindruck, an den ich mich wieder erinnern kann, war, dass Salina bei mir war, mir mit einem Tuch die Stirn abwischte und mich mit einem Ausdruck tiefster Besorgnis anblickte. Auch dies hielt ich zunächst für einen Fiebertraum, denn was hätte die Magierin ausgerechnet bei mir zu suchen gehabt? Einige Male hörte ich auch ihre Stimme zu mir sprechen, doch ihre Worte ergaben keinen Sinn, und ich glitt immer wieder in den Dämmerzustand hinüber. Irgendwann hörte ich bruchstückhaft ein Streitgespräch zwischen Salina und einer mir fremden Stimme.
    „ Es ist verboten, Salina!“
    „ Das ist mir egal! Ich lasse nicht zu, dass er stirbt!“
     
    Die Nacht war bereits auf Perlia herabgesunken, als jemand heftig gegen die Türe jenes kleinen, unscheinbaren Hauses mitten in der Stadt klopfte, das den Magiern als Unterkunft diente. Der alte Mann, der das Haus bewohnte und für den Orden vom Seelenwald in Ordnung hielt, blickte zunächst misstrauisch durch die Klappe in der Türe nach draußen, doch als er den späten Besucher erkannte, wurde schon einen Augenblick später der Riegel beiseite geschoben und die Tür geöffnet. Einen Mann wie Melin wies man nicht ab, erst recht nicht, wenn er mit einem so dringenden Anliegen kam und dass es dringend war, konnte man schon an dem Verletzten erkennen, den zwei Soldaten auf einer Bahre hinter Melin ins Haus trugen.
    „ Holt Salina von Zelio, ich bitte Euch, es geht um Leben und Tod! Wo können wir den Verletzten vorerst abladen?“, fragte Melin fast in beschwörendem Tonfall zu dem Alten.
    „ Tragt ihn dort hinüber in den Wohnraum und wartet hier! Ich werde die ehrwürdige Salina holen!“, erwiderte der alte Mann und wandte sich einer Treppe zu, die ins obere Stockwerk des Hauses führte. Melin nickte bestätigend und wies die Soldaten an, den Verletzten ins Nebenzimmer zu bringen. Dann richtete er seine Augen auf die Treppe und wartete ungeduldig darauf, dass Salina herunterkam. Kurz darauf hörte er eine Türe zufallen und gleich darauf hastige Schritte, die die hölzernen Stufen herabkamen.
    „ Melin?“, fragte Salina, noch bevor sie den Fuß der Treppe erreicht hatte, „was führt Euch zu dieser späten Stunde her? Ihr habt einen Verletzten bei Euch?“
    „ So ist es, werte Salina. Verzeiht mir die späte Störung, aber der Mann liegt im Sterben, nein, eigentlich ist es sogar ein Wunder, dass er

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