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Am Anfang eines neuen Tages

Am Anfang eines neuen Tages

Titel: Am Anfang eines neuen Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Austin
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Stall führte. Sie sah die lange, dünne Silhouette eines Gewehres in seiner Hand.
    Hatten sie Otis schon geschnappt? Lag er verletzt irgendwo und blutete und starb? Lizzie rannte mit zitternden Beinen zu ihrer Hütte zurück und fiel auf die Knie, um zu beten und zu flehen und voller Angst zu weinen. Vielleicht hatte er die Nachtwache rechtzeitig gesehen und beschlossen, sich bis zum Morgen zu verstecken. Bitte, Herr! Bitte! Es wurde die längste Nacht ihres Lebens. Das Warten war unerträglich, aber was sollte sie sonst tun? Warum hatte sie es bloß gewagt, auf ein besseres Leben zu hoffen?
    Als der Hahn krähte, wusste sie, dass die Nacht endlich zu Ende war. Der Himmel wurde heller und irgendwann ging die Sonne auf. Aber noch immer war weit und breit kein Otis in Sicht. Es war Zeit, zum großen Haus hinaufzugehen und Feuer zu machen, die Eier einzusammeln und ihre Tränen zu trocknen. Lizzie fühlte sich ausgelaugt und schlaff, weil sie zu wenig geschlafen und zu viel geweint hatte, und sie war zu erschöpft, um zu arbeiten. Aber Miz Eugenia würde sich nicht dafür interessieren, wie ihre Nacht gewesen war. Lizzie würde großen Ärger bekommen, wenn sie ihre Arbeit nicht schaffte.
    Als Lizzie das Frühstück fertig zubereitet hatte, war Otis immer noch nicht zurück. Normalerweise weckte er die Kinder, also musste sie zur Hütte hinunterlaufen und sie wachrütteln. „Kommt, Rufus … Jack. Zeit aufzustehen und euch für die Schule fertig zu machen.“
    Rufus drehte sich zu ihr um und gähnte. „Wo ist Papa?“
    „Den seht ihr später. Steh besser auf, Roselle. Kannst du dafür sorgen, dass die Jungs sich anziehen? Ich muss zurück in die Küche.“
    „Ist Papa schon auf?“, fragte Jack.
    Lizzie war schlecht. „Kommt zum Frühstücken in die Küche rauf, wenn ihr angezogen seid. Ich mache euch etwas zu essen für die Schule.“
    Lieber Gott … wo ist mein Otis?
    Sie ging aus der Hütte und da war er. Er hinkte vom Waldrand aus über das Baumwollfeld, gestützt von Saul und einem anderen Mann. Sein Hemd war blutbefleckt und um seinen Kopf war ein blutiger Lappen gewickelt.
    „Nein, nein, nein …“ Lizzie rannte zu ihm und Erleichterung und Wut kochten gleichzeitig in ihr über. Von Nahem sah sein geschwollenes Gesicht ihm nicht einmal mehr ähnlich und er hatte eine tiefe Platzwunde am Kopf, aus der immer noch Blut sickerte. Seine Kleider waren zerrissen und blutig und er torkelte wie ein sehr, sehr alter Mann. „Wer hat ihm das angetan?“, schrie Lizzie. „Wer hat ihn so zusammengeschlagen?“
    Die anderen Männer hatten auch Platzwunden und Prellungen, aber keiner war so schlimm zugerichtet wie Otis. Saul erzählte ihr, was passiert war, während sie langsam zur Hütte gingen. „Die Nachtwachen haben unser Lager im Wald gefunden und angefangen, mit ihren Gewehren zu schießen und alles zu zerstören. Die meisten von uns sind weggelaufen, aber der alte Willy konnte sich nicht schnell genug bewegen, also hat einer der Reiter angefangen, ihn mit seinem Gewehrkolben zu verprügeln. Otis ist zurückgerannt, um ihm zu helfen, und hat an seiner Stelle Prügel bezogen.“
    „Ich habe Massa Daniel mitten in der Nacht mit seinen Freunden zurückkommen sehen“, sagte Lizzie. „Sie waren es, nicht wahr?“
    „Sie hatten Tücher vor ihre Gesichter gebunden und es war dunkel“, sagte Saul.
    „Aber ich kenne dieses Pferd und das Pferd kennt mich“, sagte Otis. Er zog die Worte merkwürdig zusammen, da er durch geschwollene Lippen sprach. „Massa Daniel war dabei.“
    „Sie haben gesagt, wir wären alle Unruhestifter und sollten die Stadt besser verlassen, bevor uns noch was Schlimmeres passiert“, fügte Saul hinzu. „Aber ich weiß nicht, was schlimmer sein kann, als beschossen zu werden. Sie haben ohne jeden Grund auf uns gefeuert!“
    Als sie zur Hütte kamen, kamen die Kinder herausgelaufen, um zu sehen, was los war. Mit großen Augen sahen sie zu, wie die Männer ihrem Papa hineinhalfen. Jack und Rufus fingen an zu weinen. Roselle nahm den Wasserkrug und schüttete etwas davon in einen Becher. „Danke, Roselle, Liebes“, murmelte Otis. Dann versuchte er die Jungen zu beruhigen. „Das wird schon wieder, ihr braucht keine Angst zu haben … Es ist nichts, was nicht heilt … He, solltet ihr nicht längst auf dem Weg zur Schule sein?“
    „Ich will nicht gehen, Papa.“
    „Ich habe Angst!“
    Lizzie hatte auch Angst. Wenn sie Otis so etwas antun konnten – dem großen, starken Otis –, was

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