Am Anfang eines neuen Tages
während sie über seine Frage nachdachte. Dann setzte sie eine weitere Portion Teig daneben und dann noch eine, sodass sie eine ordentliche Reihe bildeten. „Ich glaube, ich würde beten, dass meine Kinder sie selbst sein können, wenn sie groß sind, und nicht das, was jemand anders von ihnen verlangt, und dass sie ein besseres Leben haben als das, was ich hatte.“ Sie schwieg, während sie noch einen Löffel Teig auf das Backblech gab, und wieder traten Tränen in ihre Augen. „Und ich würde Gott darum bitten, dass ich nicht so viel Angst habe, alles zu verlieren.“
Otis sprang auf und nahm sie in die Arme. „Ist schon gut. Wir waren ganz unten und der Herr war da, oder nicht? Er wird uns auch jetzt nicht verlassen.“
Lizzie wäre gerne in seinen tröstenden Armen geblieben, aber sie musste immer wieder zur Küchentür hinübersehen. „Hast du eigentlich nichts zu tun?“, fragte sie und löste sich aus seiner Umarmung, während sie sich die Augen trocknete.
„Jede Menge. Ich wollte dir nur die gute Neuigkeit erzählen. Und heute Abend nach dem Essen werde ich Saul davon berichten. Vielleicht kommen er und die anderen ja zurück und pflanzen die Baumwolle mit mir zusammen.“
Lizzie wurde vor Angst ganz starr. „Du kannst nachts nicht rausgehen! Was ist mit den Nachtwachen? Nein, Otis! Du musst dir etwas anderes überlegen, wie du mit ihm reden kannst.“
„Es geht nicht anders. Und je eher ich mit ihm rede, desto eher können wir anfangen zu pflanzen. Es muss sein, Lizzie. Ich bin auch vorsichtig.“
Sie trat einen Schritt zurück und sank mit weichen Knien auf den Hocker. „Weißt du überhaupt, wo Saul ist?“
„Er und die anderen leben tief im Wald, wo wir früher die Gebetsversammlungen abgehalten haben. Ich muss nicht über die Straße.“
„Bitte geh nicht, Otis. Bitte!“
„Ich muss, verstehst du das nicht? Miz Eugenia überlässt mir den Anbau der Baumwolle und ich habe ihr gesagt, dass ich es schaffe, aber ich schaffe es nicht allein. Ich brauche Sauls Hilfe.“
„Dann komme ich mit.“
„Nein“, sagte er und schüttelte den Kopf. „Du musst zu Hause bleiben und dich ausruhen. Ich will nicht, dass dem Baby irgendetwas passiert. Es ist schlimm genug, dass du den ganzen Tag so schwer arbeiten musst und kaum genug zu essen hast. Ich will nicht, dass du auch noch die ganze Nacht im Wald herumläufst.“
Lizzie hätte ihn am liebsten gepackt und geschüttelt und ihn angefleht, aber die Angst machte sie so schwach, dass sie nicht einmal aufstehen konnte. „Du kannst mir nichts vormachen, Otis. Es ist für dich nicht sicher, da draußen unterwegs zu sein, und das weißt du auch. Deshalb willst du nicht, dass ich mitkomme.“
Er trat auf sie zu und legte seine Hände auf ihre Schultern. „Hör zu. Warum sollte der Herr sich die Mühe machen, mein Gebet zu erhören und Miz Eugenias Herz zu erweichen, wenn er nicht auf mich aufpassen will?“ Er bückte sich und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, dann verschwand er, bevor Lizzie ihm weiter widersprechen konnte.
Nach dem Abendessen, bevor er aufbrach, küsste er sie wieder und sagte: „Mach dir keine Sorgen. Ich bin bald wieder da.“ Aber der Himmel wurde dunkel und die Sterne kamen hervor und Lizzie beobachtete durch das Fenster der Hütte, wie der Mond über den Nachthimmel wanderte – und Otis war noch immer nicht zu Hause. Roselle und Rufus und Jack schliefen, aber Lizzie machte sich nicht einmal die Mühe, unter ihre Decke zu kriechen.
Eine Weile saß sie hellwach auf dem Holzstuhl. Dann saß sie draußen auf der Stufe vor dem Haus, bis ihr zu kalt wurde. Dann saß sie wieder drinnen. Und die ganze Zeit konnte sie nicht aufhören, sich zu ängstigen und zu beten. Die Angst machte sie so unruhig, dass sie in der Hütte auf und ab ging, obwohl sie von dem langen Arbeitstag völlig erschöpft war. Sie ging zum Fenster und blickte in die eine Richtung hinaus, dann zur Tür, um in die andere Richtung zu sehen. Ihr Magen fühlte sich an wie eine Grube voller sich windender Schlangen.
Stunden später glaubte sie das leise Gemurmel von Männerstimmen zu hören. Otis und Saul! Sie eilte hinaus und blickte den Weg hinunter, dann rannte sie den Hang hinauf in Richtung Haus. Sie blieb stehen, als sie sah, dass es Massa Daniel und ein paar seiner Freunde waren, die von irgendwoher nach Hause geritten kamen. Nachtwachen! Massa Daniel sprach noch eine Weile mit den anderen, dann ritten die Männer davon, während er sein Pferd in den
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