Am Anfang eines neuen Tages
ihr, den Rollstuhl die Stufen hinaufzubefördern, und Jo verließ das Haus so schnell wie möglich wieder. Glücklicherweise gelang es ihr, Alexander einzuholen, bevor er das Baumwollfeld erreichte.
„Ich habe gehört, was gestern Nacht geschehen ist“, sagte sie, vom Laufen ganz außer Atem. „Geht es Ihnen gut?“
„Ich bin in Ordnung, nur ein paar Verbrennungen.“ Er sprach in einem rauen Flüsterton, der schmerzhaft klang.
„Sie haben Ihre Stimme verloren.“
„Sie ist nur heiser von dem Rauch.“ Alexander zeigte auf die Arbeiter, die über ihre Baumwollsaat gebeugt waren. „Ich bin hergekommen, weil ich nachsehen wollte, ob hier alles in Ordnung ist und …“ Er blieb stehen, schloss einen Moment lang die Augen und drehte sich dann zu Josephine um. Eindringlich sah er sie an. „Das stimmt nicht ganz. Ich bin gekommen, weil ich Sie sehen und Ihnen sagen wollte, dass ich eine Zeit lang nicht herkommen werde, weil ich die Schule wieder aufbauen muss.“
„I-ich wohne auch nicht mehr hier. Ich bin wieder nach Hause gezogen.“ Sie musste das Thema wechseln. Ihr Herz hatte bei seinem Geständnis vom Trab zum Galopp beschleunigt und sie wagte es nicht, sich weitere Bemerkungen darüber anzuhören, dass sie sich trafen. „Haben Sie die Männer gesehen, die das Feuer gelegt haben?“
„Sie trugen Tücher vor dem Gesicht. Und es war dunkel. Das Feuer hat mich aus dem Schlaf gerissen.“ Er hielt inne, weil er husten musste. „Entschuldigen Sie … Es ging alles so schnell.“
„Der Fahrer meiner Mutter ist gestern Abend ausgegangen und die Männer von der Nachtwache haben ihn angegriffen und grundlos zusammengeschlagen. Er ist kein gewalttätiger Mann, sondern ein fleißiger Arbeiter, der keinerlei Schwierigkeiten macht. Er hat das nicht verdient.“
„Keiner der Verletzten hat es verdient. Sie sind alle gute Menschen.“
„Dr. Hunter hat mir erzählt, dass ein Mann erschossen wurde.“
„Ja. Ich reite nach Richmond, um dort von dem Gewaltausbruch zu berichten und um Hilfe zu bitten. Und ich schicke auch unsere Lehrerin Miss Hunt nach Hause, bis wir die Schule wieder aufgebaut haben. Sie wollte bleiben und sagte, sie habe keine Angst, aber das Risiko kann ich nicht eingehen. Es ist zu gefährlich.“ Wieder hustete er und räusperte sich. „Außerdem wird es eine Weile dauern, bis der Schaden behoben ist. Alle Bücher sind verbrannt. Sie kann also genauso gut nach Hause zurückkehren.“
„Aber die Kinder wollen doch lernen. Sie dürfen nicht zulassen, dass diese Männer gewinnen. Wer auch immer sie sind, sie haben meinen Diener zusammengeschlagen!“
Alexander senkte den Kopf, als könnte er seinen Ärger nur mühsam beherrschen. „Ich fühle mich für das, was geschehen ist, verantwortlich, denn ich wurde gewarnt. Ein paar Leute haben mir erzählt, dass sie mit angehört haben, wie ein Anschlag auf die Schule geplant wurde. Da ich nichts Genaues wusste, konnte ich mich nicht richtig vorbereiten. Aber ich habe die Gefahr in Richmond gemeldet und um Hilfe gebeten.“
„Haben die Leute dort Ihnen nicht geglaubt?“
„Es spielt keine Rolle, ob sie es glauben oder nicht. Die Besatzungstruppen sind einfach nicht zahlreich genug. In Richmond gibt es schon genügend Probleme, mit denen sie fertig werden müssen. Fairmont ist nur eine kleine Stadt auf dem Land.“
„Ich hoffe, dass Sie in Zukunft Vorkehrungen treffen werden, um sich selbst zu schützen, wenn man weiterhin keine Hilfe schickt.“ Sie sagte das in dem vollen Bewusstsein, dass einer der Brandstifter ihr Bruder sein könnte.
„Sie meinen, ich soll mich bewaffnen?“ Alexander schüttelte den Kopf. „Ich werde nie wieder eine Waffe in die Hand nehmen, solange ich lebe.“
„Dann sind Sie ein Narr. Guten Tag, Mr Chandler.“
„Warten Sie, Josephine!“
Sie wirbelte herum und sah ihn an, frustriert und verärgert – über ihn, über ihren Bruder und über ihre eigene Hilflosigkeit. „Was?“
„Ich weiß, dass ich auf Ihrer Plantage nicht willkommen bin. Wie kann ich Sie sehen? Wie kann ich mit Ihnen reden?“
Sie wollte sagen: Wir können nicht reden. Ich sollte nie wieder mit Ihnen sprechen. Vor allem nach Harrisons Warnung und der ihrer Mutter. Aber der Gedanke, Alexander nicht wiederzusehen, erzeugte in ihrem Inneren ein Gefühl der Einsamkeit und Leere. Sie wollte noch mehr über das Buch Hiob wissen und über unbeantwortete Gebete. Außerdem hatte Alexander sie gebeten, ihm zu vergeben, und sie hatte nie etwas
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