Am Anfang eines neuen Tages
versucht!“
„Schhh! … Meine Familie schläft.“
Die Holzdielen knarrten unter ihren nackten Füßen, als Josephine zum Rand des Balkons schlich und hinunterspähte. Die Männer standen direkt unter ihr auf der Veranda, weshalb sie sie nicht sehen konnte. Vor dem Haus waren einige Pferde festgebunden, aber es war zu dunkel, um sie genau zu erkennen, und so konnte Jo daraus keine Rückschlüsse ziehen, wem sie gehörten.
„… Amt für Freigelassene für immer aus der Stadt … Ich weiß genau, dass er die Schießerei und den Brand untersuchen will.“
„Wir müssen die Sklaven daran hindern auszusagen.“
Jo sank im Schneidersitz auf den Boden, weil sie hoffte, dann besser hören zu können, aber die Unterhaltung verlief sehr leise und das unaufhörliche Schaben und Zirpen der Grillen und Zikaden übertönte einige der Worte.
„Chandler macht nichts als Schwierigkeiten, seit er hergekommen ist.“
„Wir müssen ihn für immer loswerden. Sind wir uns da einig? Die Sklaven werden Angst haben, etwas zu sagen, wenn sie sehen, was mit ihm passiert.“
Josephine hörte zustimmendes Gemurmel und ihr Herz begann vor Angst zu rasen.
„In Ordnung, aber wie?“
„Unfälle passieren nun mal … wie ein Unfall aussehen.“
„… ihn verschwinden lassen … den Beweis vergraben.“
„... die Yankees jemand anders schicken, wozu also das Ganze?“
„Vielleicht tun sie das … oder aber die anderen haben zu viel Angst herzukommen.“
„Wann sollen wir es tun?“
„Heute Nacht. Warum noch mehr Zeit verschwenden?“
Josephine hörte weiteres Gemurmel. Jetzt sprachen mehrere Männer auf einmal.
„Es reicht! Wir sind uns einig“, sagte Daniel. „Also, was ist der Plan?“
Sie lauschte voller Entsetzen, wie ihr Bruder und die anderen verschiedene Möglichkeiten diskutierten, Alexander Chandler heute Nacht in seinem Bett zu ermorden und dann das Gebäude anzuzünden, damit keine Beweise zurückblieben. Der Plan ließ sie erschaudern. Alexander hatte das nicht verdient. Der Krieg war vorbei. Er war nicht mehr ihr Feind. Wie konnte ihr Bruder einen Unschuldigen töten, nur um seine eigene Schuld zu vertuschen?
Josephine stand auf und eilte ins Haus, fest entschlossen, nach unten zu laufen und sie aufzuhalten. Das war Unrecht! Sie würde herausfinden, wer die anderen Männer waren, und sie wissen lassen, dass sie ihre Verschwörung mit angehört hatte. Sie würden nicht damit durchkommen.
Aber als sie die Treppe erreicht hatte, blieb sie stehen, weil ihr ihr Streit mit Daniel wieder einfiel und wie wütend er auf sie gewesen war. Sie erinnerte sich daran, wie sie sich in ihrer Wut verteidigt hatte, und ihr wurde bewusst, dass er durch sie von den Ermittlungen wegen der Brandstiftung erfahren hatte. Wenn die Männer merkten, dass sie ihr Gespräch belauscht hatte, würden sie sie hier festhalten, während sie ihren Plan in die Tat umsetzten.
Sie musste Alexander warnen. Er musste fliehen. Sofort!
Jo eilte zurück in ihr Zimmer. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sie ihre Kleider angezogen hatte, weil ihr Körper vor Schweiß und Angst ganz nass war. Endlich war sie angekleidet – aber was nun? Sie konnte nicht mitten in der Nacht alleine bis in die Stadt laufen. Und sie konnte auch nicht reiten. Der Stall war von der Veranda aus, auf der die Männer ihre Pläne schmiedeten, gut zu sehen. Jemand anders musste Alex warnen, aber wer?
Lizzie. Sie würde wissen, wen sie schicken konnte. Außerdem waren Otis und sie auch Freunde von Alexander. Josephine schlüpfte zur Hintertür hinaus und rannte zu Lizzies Hütte. Die Nacht war fiebrig heiß und die Luft so dick und drückend wie feuchte Baumwolle. Selbst die Insekten beschwerten sich lautstark. Jo klopfte an Lizzies Tür und rief leise ihren Namen.
„Lizzie! … Lizzie, ich bin es, Josephine.“
Einen Augenblick später ging die Tür auf und Jo fühlte die Hitze aus der Hütte strömen, als hätte sie eine Ofentür geöffnet. „Missy? Was ist los?“ Lizzies Gesicht glänzte vor Schweiß. Sie sah verwirrt und ängstlich aus und das Gleiche galt für ihren Mann Otis, der in der Dunkelheit hinter ihr erschienen war. Er trug kein Hemd und Jo wandte die Augen von seiner schlanken, nackten Brust ab.
„Bitte! Ich brauche eure Hilfe. Ich habe gerade gehört, wie Daniel mit seinen Freunden geredet hat, und sie haben etwas Schreckliches vor.“
„Oh Gott, hilf uns!“
„Euch wollen sie nichts tun, Lizzie … sie haben es auf Alexander Chandler und
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