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Am Anfang eines neuen Tages

Am Anfang eines neuen Tages

Titel: Am Anfang eines neuen Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Austin
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die Einzigen sind, die es sich heutzutage leisten können, Land zu kaufen, und sie werden dich ausnutzen und dich um das Geld betrügen, das dein Land in Wirklichkeit wert ist.“
    Priscilla saß mit gesenktem Kopf da und starrte auf ihre Hände. „Was nützt mir das Land?“, fragte sie. „Harrison wird nie dazu in der Lage sein, die Plantage selbst zu führen. Und unsere Sklaven sind alle fort. Aber wovon sollen wir leben, wenn wir nichts anbauen? Ich weiß nicht, was ich noch tun soll, außer alles zu verkaufen und nach Baltimore zu ziehen, um bei meiner Schwester zu leben.“ Endlich sah sie Eugenia an. „Sie hat angeboten, mir bei Harrisons Pflege zu helfen. Ich schaffe das allein nicht mehr, nachdem die Verlobung gelöst ist und Emma fort ist.“
    Eugenia verspürte einen Anflug von Wut, nicht auf Priscilla oder Emma, sondern bei dem Gedanken an eine weitere Niederlage. Priscilla Blake war ihre beste Freundin, und wenn sie aufgab und fortzog, würde das noch einen Verlust in Eugenias Leben bedeuten und noch einen Sieg für die Yankees. Sie würde nicht zulassen, dass sie ihr die Freundin wegnahmen. Oder ihr Land. Oder Harrison.
    „Hör zu. Du brauchst Hilfe, Priscilla. Willst du meine Hilfe annehmen, bis Harrison wieder auf den Beinen ist und –“ Sie verstummte, entsetzt über ihre unangemessene Wortwahl. Harrison würde nie wieder auf die Beine kommen. „Vergib mir, meine Liebe. Ich wollte sagen, bis die Dinge wieder sind wie früher.“ Aber Priscilla schien zu verzweifelt zu sein, um den Fehltritt ihrer Freundin zu bemerken.
    „Ich glaube nicht, dass die Dinge jemals wieder so sein werden wie früher. Nicht nach all dem, was wir verloren haben.“
    „Unsinn. Natürlich werden sie das. Es ist nur eine Frage der Zeit. Wenn die Sklaven hungrig genug sind, werden sie zur Vernunft kommen und wieder an ihre Arbeit gehen. Daniel sagt, sie wollen ein Gesetz erlassen, bei dem Schwarze nachweisen müssen, dass sie eine feste Stelle haben, sonst können sie als Vagabunden festgenommen werden. Die Yankeesoldaten werden bald fort sein. Wie ich höre, sind viele von ihnen schon abgereist. Wir werden wiederbekommen, was wir verloren habe, Priscilla.“
    „Außer unsere Lieben. Nichts wird sie zurückbringen.“
    „Ich weiß“, murmelte Eugenia. „Ich weiß.“ Erneut zog sie Priscilla in ihre Arme, diesmal, um ihre eigenen Tränen zu verbergen. Sie wagte es nicht, zu weinen.
    „Ich wünschte, dieser Krieg hätte nie stattgefunden“, weinte Priscilla. „Ich wünschte, wir könnten unser Leben zurückhaben, wie es vorher war.“
    „Das werden wir. Aber du musst stark sein und darfst nicht aufgeben.“
    Sie klammerten sich immer noch fest aneinander, als Eugenia hörte, wie eine Kutsche vor dem Haus hielt. „Erwartest du jemanden?“
    „Das ist wahrscheinlich Dr. Hunter. Er kommt vorbei, um nach Harrison zu sehen, wenn er in der Gegend ist.“
    „Trockne dir die Augen, meine Liebe, und sei stark. Ich werde ihn einlassen.“ Eugenia sammelte sich, während sie zur Tür ging. Sie strich ihren Rock glatt und zupfte ihr Haar zurecht. Dann hob sie das Kinn und lächelte freundlich, als sie die Tür öffnete, um den Arzt willkommen zu heißen. „Guten Tag, Dr. Hunter. Wie geht es Ihnen?“
    „Mrs Weatherly!“ Er riss sich den Hut vom Kopf und verneigte sich respektvoll. „Wie schön, Sie zu sehen.“
    „Habe ich Sie nicht schon häufiger getadelt, weil Sie mich nicht Eugenia genannt haben?“, sagte sie mit einem schelmischen Lächeln.
    „Ja … danke. Sie sehen wunderbar aus, Eugenia.“ Er schien sich nicht von der Stelle rühren zu können, während er sie bewundernd ansah – und vielleicht ein wenig sehnsuchtsvoll. Der Arzt war vor dem Krieg mit Philip befreundet gewesen und gelegentlich vorbeigekommen, um mit ihm eine Partie Schach zu spielen und ein Glas Bourbon zu trinken. „Ich glaube, David Hunter kommt her, um dich zu sehen, nicht mich“, hatte Philip sie immer geneckt. „Er sagt mir jedes Mal, wie schön du bist und wie glücklich ich mich schätzen kann.“
    Der Arzt räusperte sich. Er wirkte so verlegen, als hätte er Eugenias Gedanken erraten. „Ich … äh, ich hatte noch gar keine Gelegenheit, mit Ihnen zu sprechen, seit der Krieg zu Ende ist, aber ich wollte Ihnen sagen, wie schrecklich leid es mir getan hat, von Philip und Samuel zu erfahren.“
    „Danke. Und ich habe gehört, Sie haben auch Ihre Frau verloren?“
    Er nickte ernst. „Ich hatte sie zu ihrer Mutter geschickt,

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