Am Anfang eines neuen Tages
jeder weiße Mann – sogar besser. Aber er hatte recht. Wenn sie noch ein wenig länger blieben und ihre Kinder zur Schule gehen ließen und wenn sie fleißig arbeiteten und ihr Geld sparten, konnten sie irgendwann ihr eigenes Haus haben, so wie der Yankee in der Stadt es gesagt hatte.
Lizzie dachte wieder an die Hühner und daran, dass Miz Eugenia besser dran wäre, wenn sie nicht jeden Morgen alle Eier verschlingen würde. Im Grunde genommen war es das, was Otis Lizzie zu sagen versuchte: Im Moment musst du verzichten, damit es später besser ist. Sie seufzte und ging zurück ins Haus und an die Arbeit.
Es war schön, das Haus für sich zu haben, während Miz Eugenia Besuche machte. Aber kaum war die Missus eine halbe Stunde wieder zu Hause, da läutete sie die Glocke nach Lizzie. Warum konnte diese Frau nicht den Flur hinuntergehen und selbst sehen, wie beschäftigt Lizzie war, anstatt sie ständig zu unterbrechen? Lizzie trocknete sich ihre Hände an der Schürze ab und folgte dem klirrenden Geräusch in die Eingangshalle.
„Ja, Miz Eugenia?“
„Sieh dir das an“, sagte sie und zeigte auf den Tisch im Flur. „Meine Töchter und ich waren heute aus und unsere Hüte und Handschuhe sind noch immer nicht nach oben gebracht und weggeräumt worden.“
„Ich hatte keine Zeit, Ma’am.“ Wenn sie ein bisschen mutiger wäre, würde sie fragen, warum Miz Eugenia und die beiden Mädchen die Sachen nicht selbst nach oben tragen konnten.
„Wie ich bereits erklärt habe, musst du die Hüte in Seidenpapier einschlagen und in ihre Hutschachteln legen – und achte darauf, dass du keine der Blumen und Federn knickst. Dann überprüfe, ob die Handschuhe gewaschen und getrocknet und ausgebessert werden müssen.“
Und wenn auch nur der winzigste Fleck auf einem der Handschuhe oder eine einzige Feder an ihrem lächerlichen Hut lose war, würde Lizzie es zu hören bekommen. Sie wartete und fragte sich, ob noch mehr kam.
„Eine Freundin von mir scheint im Augenblick keine Dienstboten zu haben“, sagte die Missus schließlich. „Du kennst doch bestimmt jemanden, der für sie arbeiten könnte, nicht wahr?“
Lizzie biss sich auf die Lippe und tat so, als würde sie überlegen, aber in Wirklichkeit schluckte sie eine wütende Antwort hinunter. Glaubte Miz Eugenia etwa, dass Sklaven jede Menge Freunde hatten, die sie die ganze Zeit besuchen gingen? Glaubte sie, Schwarze könnten ihre Zeit damit verschwenden, sich gegenseitig zum Tee einzuladen, wie die Weißen es taten? Lizzie bemühte sich um eine ausdruckslose Miene und antwortete so ruhig wie möglich.
„Nein, Ma’am. Ich kenne niemanden.“
„Würdest du dich bitte für mich umhören? Wann siehst du die anderen?“
„Welche anderen ?“ Die Worte waren heraus, bevor Lizzie sie aufhalten konnte. „Ich sehe nie jemanden, Miz Eugenia, weil ich den ganzen Tag hier für Sie arbeite.“ Sie bereute es, sobald sie die Worte ausgesprochen hatte, aber die Missus wusste genau, wie man den Hebel ansetzen musste, so wie bei der Pumpe draußen, bis Lizzies ganze Wut an die Oberfläche kam.
Miz Eugenia blieb ruhig, so als wäre es unter ihrer Würde, sich mit ihr zu streiten. Wahrscheinlich würde sie Lizzie auf eine andere Weise für ihren Ausbruch bestrafen. „Jedenfalls wäre es nett, wenn du an meine Freundin denken könntest, falls du von jemandem hörst, der Arbeit sucht. Meine Tochter Josephine wird zum Ende der Woche dorthin ziehen, um zu helfen.“
Lizzie antwortete nicht. Stattdessen drehte sie sich um und ging davon, ohne darauf zu warten, dass sie entlassen wurde. Eigentlich wusste sie es besser. Und sie wusste auch, dass ihr Verhalten Miz Eugenia richtig wütend machen würde – vielleicht sogar so wütend, wie Lizzie es in diesem Augenblick war.
„Lizzie.“
Sie blieb stehen und drehte sich dann wortlos um. In gewisser Weise waren sie wie zwei gereizte Hunde, die einander mit aufgestellten Nackenhaaren umkreisten, ohne dass einer von ihnen es wagte, anzugreifen oder nachzugeben.
„Hast du unsere Betten gemacht und die Schlafzimmer aufgeräumt?“, fragte Miz Eugenia.
„Ich hatte noch nicht die Gelegenheit dazu, Ma’am.“ Wenn sie fragen sollte, was Lizzie den ganzen Vormittag getan hatte, hielt sie eine Liste bereit – und alles darauf war wichtiger, als die Betten für zwei verwöhnte junge Mädchen zu machen, die das ausnahmsweise ruhig einmal selbst tun konnten.
„Hast du dann wenigstens die Bettpfannen ausgeleert? Lass sie bitte nicht
Weitere Kostenlose Bücher