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Am Anfang eines neuen Tages

Am Anfang eines neuen Tages

Titel: Am Anfang eines neuen Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Austin
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zu lange stehen. Die Tage werden wärmer, weißt du.“
    „Ja, Ma’am.“ Es war egal, wie heiß es war, das Ausleeren der Bettpfannen war eine Arbeit, die Lizzie hasste. Eine Sklavenarbeit.
    „Du musst dir einen Plan machen, Lizzie, und die wichtigsten Arbeiten zuerst erledigen.“
    „Ja, Ma’am.“ Als sie den Raum verließ, war sie kurz davor zu explodieren. Die wichtigsten Arbeiten zuerst? Wollte die Missus lieber, dass die Betten gemacht waren, oder wollte sie etwas zu essen auf dem Tisch?
    Lizzie ging in die Küche zurück und machte einen Brotteig, obwohl sie wusste, dass sie nur sich selbst bestrafte, wenn sie die Hüte nicht wegräumte oder die Bettpfannen so lange stehen ließ, bis sie anfingen zu stinken. Aber den Teig zu schlagen und zu kneten half ihr, ihre Wut abzureagieren. Nachdem sie den Teig zum Gehen in die Nähe des Feuers gestellt hatte, ging sie schließlich nach oben, um ihre übrigen Pflichten zu erledigen.
    Später an diesem Nachmittag beschloss Lizzie, im Küchengarten Unkraut zu jäten, damit sie nach ihren Kindern Ausschau halten konnte, die bald von der Schule nach Hause kommen würden. Sie hatte schreckliche Angst um sie, weil sie wusste, wie weit der Weg ins Dorf war und wie gefährlich es für sie war, ganz allein die lange Straße hi-nunterzugehen. Es gab jede Menge Weiße, die kleine schwarze Jungen nirgendwo duldeten außer in der Sklavensiedlung. Und für ihre Tochter Roselle war der Schulweg noch gefährlicher, weil sie fünfzehn war und so hübsch wie ein Pfirsichbaum in voller Blüte.
    Lizzie blieb überrascht stehen, als sie den Garten betrat. Missy Josephine hatte sich bereits an die Arbeit gemacht. Auf dem Kopf trug sie einen breitkrempigen Strohhut, damit ihre weiße Haut nicht rot wurde. Sie wussten beide, wie ärgerlich Miz Eugenia sein würde, wenn sie ihre Tochter dabei erwischte, wie sie Sklavenarbeit verrichtete, aber Missy Jo schien das egal zu sein. „Kann ich Sie etwas fragen, Missy Josephine?“, fragte Lizzie.
    „Natürlich.“
    „Warum wollen Sie hier draußen im Garten arbeiten wie ein Sklave? Sie wissen doch, dass Miz Eugenia sich darüber aufregen wird.“
    „Weil mir die Arbeit im Garten gefällt. Dabei habe ich das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. Außerdem macht Mutter einen Mittagsschlaf.“
    Lizzie nahm die Arbeit an ihrer Seite auf und blickte alle zwei Minuten auf, um nach ihren Kindern Ausschau zu halten – und nach der Missus. Sie ging mit der gleichen Wut auf das Unkraut los, mit der sie an diesem Vormittag den Brotteig geknetet hatte, und reagierte so alle ihre Ängste und Sorgen ab, bis sie irgendwann Jack und Rufus die Allee herauftrotten sah, wobei sie Steinchen ins Unkraut warfen und mit ihren bloßen Füßen Staub aufwirbelten.
    Die Jungen waren allein.
    Lizzie schnappte nach Luft, als hätte ihr jemand in den Magen getreten. Kopflos ließ sie die Hacke fallen und eilte zur Straße, um ihnen entgegenzugehen. Das Gartentor ließ sie offen stehen und Missy Jo verblüfft zurück.
    „Wo ist eure Schwester?“
    Rufus blickte mit der gleichen ruhigen Miene zu ihr auf, die für seinen Vater so typisch war. „Roselle ist mittags aus der Schule weggegangen und nicht wiedergekommen, Mama.“ Erneut landete ein Stiefel in Lizzies Magengrube.
    „Was? Wohin ist sie denn gegangen? War jemand bei ihr?“
    „Ich weiß nicht, wohin sie ist, aber Lula und Corabelle sind auch nicht zurückgekommen.“
    Lizzie konnte nichts anderes tun als zu warten. Und sich Sorgen zu machen. Sie hatte sich darauf verlassen, dass Roselle ihr beim Abendessen helfen würde, und jetzt musste sie ganz alleine kochen und auftragen. Wo konnte Roselle nur sein? Was, wenn ihr etwas Schreckliches zugestoßen war? Sollte Otis sie suchen gehen?
    Als Roselle schließlich zu Hause eintraf, kochte das Essen und Lizzie ebenfalls. „Wo warst du? Warum warst du heute Nachmittag nicht in der Schule, wo du sein solltest?“
    Roselle warf ihren Brüdern einen Blick zu, aber die waren damit beschäftigt, die Feuerholzkiste aufzufüllen. „Meine Freundinnen und ich sind ein bisschen in Fairmont herumgelaufen. Es war so ein gutes Gefühl, frei zu sein, und dass niemand uns sagen konnte, was wir tun sollen … da haben wir vergessen, in die Schule zurückzugehen.“
    „Es ist gefährlich, allein in der Stadt herumzulaufen!“, brüllte Lizzie. „Weißt du denn nicht, was passieren kann?“ Sie war mit ihrer Gardinenpredigt noch nicht annähernd fertig, aber die Glocke im Esszimmer der

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