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Am Anfang ist die Ewigkeit

Am Anfang ist die Ewigkeit

Titel: Am Anfang ist die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trinity Faegen
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sie zu suchen.«
    Key stand mit geballten Fäusten vor ihm. Er war kurz davor, die Beherrschung zu verlieren, was äußerst selten vorkam. Die Brüder wandelten auf einem schmalen Grat zwischen der dunklen Seite, die sie von ihrem Vater geerbt hatten, und der Reinheit der Anabo-Seele ihrer Mutter. Der Umgang mit Mephistopheles war manchmal schwierig und gelegentlich sogar völlig unmöglich. Deshalb hatte Luzifer schon vor langer Zeit eingegriffen und Mephistopheles befohlen, sich von seinen Söhnen fernzuhalten. Seither stellte er lediglich die Doppelgänger bereit und überließ ansonsten seinen Söhnen die Jagd nach den verlorenen Seelen. Aber er war ihr Vater und fühlte sich – schwarzer Engel hin oder her – immer noch verpflichtet, ihnen Ratschläge zu geben, seine Hilfe anzubieten und Key zu sagen, was er zu tun und zu lassen hatte.
    Key stierte Jax wütend an. Man konnte regelrecht sehen, wie er gegen seinen Zorn ankämpfte. Doch bevor er irgendetwas erwidern konnte und die Brüder in einen richtigen Streit gerieten, meinte Ty: »Im Augenblick ist es sowieso zweitrangig, ob wir weitere Purgatoren aufnehmen sollten oder nicht. Wir müssen los.«
    Key warf Jax noch einen bösen Blick zu und nickte. »Gehen wir vorne raus.«
    Sie teleportierten sich nach draußen und versammelten sich auf den Stufen, die zur Einfahrt hinunterführten. Dort standen sämtliche einhundertzweiundzwanzig Lumina im knietiefen Schnee und warteten darauf zu erfahren, um welche Art von Notfall es sich handelte. Key erklärte es in knappen Worten und Phoenix gab ihnen die nötigen Anweisungen und Ortsangaben für die Suche. Fünf Minuten später war der Mephisto Mountain, abgesehen von den übrigen Purgatoren, wie leer gefegt.
    Jax hoffte, dass sie Boggs möglichst bald aufspürten. Er war sich nicht sicher, wie lange es dauern würde, bevor er sich aus Enttäuschung womöglich zu dem dämlichen Entschluss hinreißen ließ, die Suche einfach abzubrechen. Key würde ihm mit Sicherheit einen mächtigen Arschtritt verpassen und eine Ratssitzung einberufen. Womöglich bekam er von seinen Brüdern sechs Monate Verbannung auf Kyanos aufgebrummt, einer winzigen Insel im Nordatlantik, auf der sie aufgewachsen waren. Oder sollte er das Risiko trotzdem eingehen, um Sasha wiederzusehen und endlich diese innere Unruhe loszuwerden, die immer stärker an ihm nagte, seit der Alarm losgegangen war? Es war wie eine Art Vorahnung. Er musste so schnell wie möglich zu ihr.
    Die Minuten vergingen wie im Zeitraffer. Der Augenblick des Abschieds rückte unaufhaltsam näher. Sasha musste alles einpacken, was sie nach Colorado mitnehmen wollte. Was nicht in ihre Koffer passte, musste in Kartons verstaut werden, die ihr eine ehemalige Arbeitskollegin ihrer Mutter nachschicken würde.
    Wie betäubt und mit einer seltsamen Leere im Kopf drehte Sasha die Lautstärke ihres iPod auf und sammelte hastig alles zusammen. Als sie fertig war, ging sie Mum beim Packen helfen. Ihre Mutter sang die Lieder aus ihrer Kindheit, als sie noch in dem kleinen Dorf im Ural zu Hause gewesen war. Mum hatte ihr diese Lieder vorgesungen, seit Sasha denken konnte. Normalerweise freute sie sich darüber, aber heute wurde sie wütend. »War eigentlich alles, was du mir über dein Leben erzählt hast, eine Lüge, Mum? Bist du überhaupt auf einer Schafsfarm aufgewachsen?«
    Â»Ja, Sasha. Meine Eltern besaßen mehrere Anwesen, aber ich bin hauptsächlich auf der Farm groß geworden, bei unserer Haushälterin Marta.«
    Â»Und wie hast du Dad wirklich kennengelernt?«
    Â»Ich habe ein Visum für die Vereinigten Staaten beantragt, aber das wurde abgelehnt. Er hat davon erfahren und Kontakt zu mir aufgenommen. Er hat mir angeboten, das Visum zu beschaffen, wenn ich bereit wäre, ihm zu helfen.«
    Â»Hast du ihn geliebt? Oder hast du dich nur auf ihn eingelassen, weil er Amerikaner war?«
    Mum ließ den Pullover sinken, den sie gerade zusammenfaltete, und drehte sich zu Sasha um. Sie sah verletzt aus. »Wie kannst du so etwas überhaupt fragen? Selbstverständlich habe ich ihn geliebt! Wäre ich denn sonst bei ihm geblieben? Außerdem hat auch unsere Hochzeit nichts an meiner Staatsangehörigkeit geändert.«
    Sasha griff nach einem anderen Pullover und legte ihn zusammen. Sie kämpfte verzweifelt gegen die Tränen und

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