Am Anfang ist die Ewigkeit
Bild vornehmen und in ein paar Tagen hast du es wieder. Das verspreche ich dir.«
»Und wo ist dieser Mephisto Mountain?«
»Du warst schon einmal da. Wir wohnen dort. Wie die Insel Kyanos ist er von einem blauen Nebel umgeben und für die reale Welt unsichtbar. Nicht einmal Eryx kann den Nebel durchdringen. Das Gemälde ist auf dem Berg absolut sicher. Niemand kann es sich holen.«
»Ich auch nicht?«
»Du stellst eine Ausnahme dar, weil du eine Anabo bist.«
Sie schluckte und konzentrierte sich auf die zusammengerollte Leinwand in seiner Hand. »Und dieser Künstler ist ein ⦠Lumina? Was ist das?«
»Ich bin auch ein Lumina«, sagte Brody, stieg vom Stuhl und trug ihn zurück zum Schreibtisch. Er warf ihr ein liebevolles und beruhigendes Lächeln zu. »Wir sind normale Menschen, die von den Mephisto angeworben wurden. Wir leben mit ihnen auf dem Berg und arbeiten für sie. Im Gegenzug schenken sie uns die Unsterblichkeit und verleihen uns bestimmte Fähigkeiten, damit wir unsere Aufgaben erfüllen können.«
»Was denn für Aufgaben?«
»Alles, was mit der Planung und Durchführung einer Gefangennahme zu tun hat. Es gibt zum Beispiel eine ganze Abteilung, die nur damit beschäftigt ist, offizielle Dokumente zu fälschen und an den richtigen Stellen zu platzieren. So kann für jeden eine entsprechende Identität in der realen Welt angelegt werden. Jax könnte nicht einfach ab morgen in die Telluride Highschool gehen, wenn die Lumina nicht im Vorfeld eine Geburtsurkunde und eine Kopie seiner Zeugnisakte aus einem Internat in England erstellt hätten.«
»Und was ist deine Aufgabe?«
Brody grinste. »Ich hacke Computer, erfinde besseres Werkzeug für die Mephisto und bin ganz allgemein ein wahnsinnig schlaues Köpfchen. Als ich mich vorhin in deinem Zimmer umgeschaut habe, um herauszufinden, wo du das Gemälde versteckt haben könntest, habe ich deinen kurzen Blick zur Gardinenstange bemerkt. Ganz schön clever, oder?«
»Und bescheiden bist du auch noch.«
Er blinzelte sie durch seine Streberbrille an. »Ich bin nicht eingebildet, falls du das meinst. Gott hat mir bestimmte Gaben geschenkt und ich sehe es als meine Pflicht an, sie zur Erfüllung meiner Aufgaben bestmöglich einzusetzen.«
»Wir finden alle, dass du brillant bist, Brody«, mischte sich Jax ein. »Wie wäre es, wenn du das Bild schon mal zu Andres bringst. Ich helfe Sasha, ihre Sachen wieder in Ordnung zu bringen, und komme dann nach.«
Brody nahm die Leinwandrolle und lächelte Sasha noch einmal an. »Schön, dich kennengelernt zu haben, Sasha. Bis morgen.« Er verschwand.
»Morgen?«
»Wir gehen zusammen zur Schule. Ich hoffe, dass ich durch ihn nicht ganz so einschüchternd wirke.«
»Wie denn? Er ist unsterblich wie ihr, er wohnt bei euch und er tut nichts anderes als ihr. Wie kannst du durch ihn weniger einschüchternd wirken?«
»In ihm herrscht keine Dunkelheit. Nur meine Brüder und ich können die verlorenen Seelen und die Skia in die Hölle auf Erden bringen. Die Lumina unterstützen uns, indem sie sich um das ganze Drumherum kümmern. Wir suchen uns nur zufriedene und optimistische Menschen aus. Wenn sie zusätzlich ein besonderes Talent oder eine Fähigkeit haben, die uns weiterhilft, ist das natürlich von Vorteil für uns. Sobald sie in ihre neue Rolle eingewilligt haben, verlassen sie die reale Welt. Manche heiraten, andere bleiben lieber für sich, aber eins haben sie alle gemeinsam: Sie besitzen einen extrem starken Glauben an Gott. Lumina sind lebende Engel. Sie verfügen über dieselben Eigenschaften wie alle Menschen, nur dass sie weder altern noch sterben.«
»Was geschieht mit ihnen, wenn das Ende der Welt kommt?«
»Sie kommen ins Paradies. Sie könnten sogar jederzeit ins Paradies eintreten, wenn sie wollten.«
»Und machen das viele?«
Er lächelte sie an. »Kein einziger bis jetzt. Auf dem Berg lässt es sich gut leben, Sasha. Die Lumina bekommen ein eigenes kleines Haus und alles, was sie brauchen. Wir erlauben ihnen nur nicht, sich unter die Menschen zu mischen, weil wir nicht wollen, dass sie sich verlieben. Das würde unweigerlich groÃen Schmerz nach sich ziehen. Es ist durchaus ein Risiko, Brody mit in die Schule zu nehmen. Aber wenn meine Mitschüler ständig eine Heidenangst vor mir haben, erreiche
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